Hürden versperren Arenas TV-Plan
[Von ftd.de, 20:53, 02.01.06]
Der neue Bundesligarechte-Inhaber Arena sieht sich bei seinen ehrgeizigen TV-Plänen mit erheblichen technischen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Gesellschafter des Unternehmens, die Kabelfirmen Iesy, Ish und Tele Columbus, haben nach FTD-Recherchen nicht einmal zur Hälfte ihrer Endkunden einen direkten Zugang.
Arena muss zudem womöglich hohe Summen in neue Decoder investieren, die Endkunden zum Empfang des Programms benötigen. Arena hatte im Dezember für 220 Mio. Euro die TV-Rechte für die Bundesliga ersteigert. Geschäftsführer Bernard de Roos will binnen drei Jahren sechs Millionen zahlende Kunden mit seinem Fußballangebot erreichen. Angesichts des zersplitterten deutschen Kabelmarkts ist das eine Herausforderung: Ein Großteil der angeschlossenen Haushalte wird zwar von Ish, Iesy und anderen Netzbetreibern mit Programm beliefert.
Die Kunden werden jedoch von zwischengeschalteten lokalen Anbietern betreut. Dazu gehören Wohnungsgesellschaften und Netzbetreiber wie Primacom oder EWT, die eifersüchtig über ihre Kundendaten wachen. " Wenn sich de Roos mit denen nicht einigt, kommt er an den Kunden nicht heran" , sagte ein Branchenkenner. Ohne die Hilfe lokaler Gesellschaften könne Arena in vielen Fällen nicht einmal Werbeprospekte an potenzielle Fußballkunden verschicken, weil das Unternehmen die Adressen der Kunden nicht kenne.
2,1 Millionen Direktkunden
In Branchenkreisen hieß es, Ish, Iesy und Tele Columbus erreichten gemeinsam 2,1 Millionen Kunden direkt. Eine Sprecherin von Unity, der gemeinsamen Dachgesellschaft von Ish und Iesy, sagte, das Unternehmen habe zu 40 Prozent seiner 5,2 Millionen Kabelkunden direkten Zugang. Arena-Manager de Roos will unter anderem beim bisherigen Rechteinhaber Premiere Kunden abwerben. Eine Nutzung der bestehenden Premiere-Decoder wäre für das Unternehmen dabei die kostengünstigste Variante. " Für den Kunden wäre es das Bequemste, wenn unsere Angebote auf der Premiere-Smartcard freigeschaltet würden" , sagte die Unity-Sprecherin. Beim existierenden Bezahlangebot nutzen beide dasselbe Verschlüsselungssystem. Der Münchner Pay-TV-Anbieter reagiert mit Zurückhaltung. Premiere beharrt darauf, dass es ohne Absprachen nicht gehe. Selbst wenn Unity eine eigene Zugangskarte entwickelte, die statt der bisherigen Premiere-Smartcard in den Decoder geschoben würde, müssten bei einem Teil der Boxen nach Auffassung von Premiere Lizenzen für das Betriebs- und Verschlüsselungssystem entrichtet werden. Dies sei unabhängig von der Frage, ob der Kunde seine Box gekauft oder gemietet habe.
" Im Zweifel wird es teuer"
Rund die Hälfte der Premiere-Kunden empfängt das Programm nicht per Kabel, sondern per Satellit. Auch hier hat Arena mit Schwierigkeiten zu kämpfen. " Wenn die Kabelfirmen ihr Bezahlangebot über Satellit verbreiten wollen, müssen sie eigene Empfangsboxen in die Haushalte schaffen oder sich mit Premiere einigen" , sagte Friedrich Schellmoser, Analyst der HypoVereinsbank. Ohne Übereinkunft mit dem Bezahlkonkurrenten bliebe Unity nichts anderes übrig, als ein Verschlüsselungssystem aufzubauen und seinen Satellitenkunden einen Decoder anzubieten - der voraussichtlich stark subventioniert würde. " Im Zweifel wird es teuer, schon deshalb dürfte den Kabelfirmen an einer Einigung mit Premiere gelegen sein" , sagte Schellmoser. Nach Angaben von Premiere müsste Arena zudem bis zu fünf Prozent seiner Umsätze mit Satellitenkunden an den Münchner Pay-TV-Anbieter abführen. Hintergrund ist, dass Premiere Teile der für die Übertragung per Satellit notwendigen Technik gehören. Anders als Arena hat die Deutsche Telekom kaum technische Probleme beim Zugang zum Endkunden zu bewältigen. Der Telefonkonzern hatte für 50 Mio. Euro die Internetrechte an der Bundesliga erworben und plant ein Fernsehangebot, das über schnelle Webverbindung (DSL) zum Kunden kommt. Die Telekom-Tochter T-Online, über die das TV-Produkt voraussichtlich vermarktet wird, besitzt bereits 4,6 Millionen DSL-Kunden, die direkt angesprochen werden könnten. " Die deutschen Kabelgesellschaften sind derzeit noch zu schwach, um der Telekom Paroli bieten zu können" , sagte Experte Martin Olausson von dem Analysehaus Strategy Analytics.
Schwierige Kunden
Decoder Vielen Kunden wird Arena-Chef Bernard de Roos neue TV-Boxen liefern müssen. Existierende Decoder von Premiere können teilweise umgerüstet werden - falls der Pay-TV-Anbieter mitspielt. Zugang Zu knapp zwei Dritteln der Endkunden haben Arena und Co keinen Zugang. Teilweise kennen sie nicht einmal Name und Anschrift. Über diese Daten wachen lokale Betreiber- und Wohnungsgesellschaften.
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http://www.impulse.de/ftd/artikel.html?artikel_id=827686gruss frank, (der ganz entspannt warten kann)