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.....2016 und 2017 waren [für die deutsche Wirtschaft] die letzten Rekordjahre. Seither geht es bergab, zuletzt rapide.
Donald Trump (76) begann einen Handelskrieg, der auch die deutsche Industrie in Mitleidenschaft zog. Xi Jinping (69) machte sich daran, China auf Selbstversorgungskurs zu schicken. Großbritannien, die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU, stieg aus dem Binnenmarkt aus. Protektionismus, einst als verrückte Extravaganz verschrien, wurde wieder hoffähig. Parallel dazu stiegen die geopolitischen Spannungen.
Seit 2018 geht der Außenhandelsüberschuss immer weiter zurück. 2022 stürzten die Werte regelrecht ab: Die gestiegene Energierechnung infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine und auf das Völkerrecht verhagelte die Bilanz des vorigen Jahres.
So sieht eine handelspolitische Epochenwende aus. Die langfristige Bedeutung für Wohlstand und Sicherheit lässt sich kaum überschätzen.
Natürlich, der Absturz der Überschüsse im vorigen Jahr wird sich relativieren, allein weil Energie und andere importierte Rohstoffe im Preis [wieder] gesunken sind. Doch auch der Absatz bröckelt. In Länder außerhalb der EU lieferten deutsche Firmen im April 5 Prozent weniger Güter als im Vorjahresmonat
Der China-Export ging um fast 10 Prozent zurück. Großbritannien: minus 8 Prozent. Japan: minus 9 Prozent. Brasilien: minus 6 Prozent. Eine Momentaufnahme, sicherlich, doch sie reiht sich ein in einen schleichenden Trend, der seit Jahren anhält.
Die Gründe dahinter sind vor allem die geopolitischen Verschiebungen, die sich seit Jahren abzeichnen. Die Schwellenländer haben aufgeholt. Ihren Bedarf an Investitionsgütern und Autos decken sie in größerem Umfang aus eigener Produktion. Das Zerwürfnis zwischen dem Westen und dem sich formierenden autokratischen Block mit China im Zentrum hat neue Handels- und Investitionshemmnisse geschaffen. Der Ukraine-Krieg und die folgenden Sanktionen und Embargos haben diese Entwicklung beschleunigt....
...All das trifft Deutschland an einer empfindlichen Stelle. Eine hochgradig offene Volkswirtschaft ist auf offene Grenzen und regelgebundene Handelsarrangements angewiesen. Doch diese Welt löst sich zusehends auf....
....[Jetzt] stagniert der europäische Heimatmarkt in weiten Teilen. Die wichtigste Exportbranche, Auto, wird von der Elektrowende durcheinandergewirbelt. Ob Batterieautos, E-Komponenten und -Systeme Made in Germany international künftig als führend gelten, ist alles andere als sicher.
Dazu kommt der Kampf gegen die Klimaerwärmung, der gerade in Deutschland den Energieverbrauch verteuert – durch steigende CO2-Preise und allerlei regulatorische Vorgaben. Die EU-Kommission bereitet Klimazölle vor: Importe aus Ländern, die keinen stringenten Klimaschutz betreiben, sollen mit einer Grenzabgabe belastet werden, damit schmutziger produzierten Waren auf dem Binnenmarkt keinen Wettbewerbsvorteil haben – und die Produktion an schwächer regulierte Standorte abwandert.
Was China und andere strategische Rivalen angeht, lautet die Maxime: "de-risking". Sensible Technologien sollen nicht mehr so einfach exportiert werden können, Abhängigkeiten von kritischen Rohstoffen und Vorprodukten sollen beseitigt werden....
...Alles im Prinzip richtige Ziele. Aber klar ist auch: Das wird verdammt teuer, gerade für die deutsche Wirtschaft. Die industrielle Globalisierung, von der Deutschland so lange profitiert hat, wird rückabgewickelt, mindestens zum Teil. Welche neuen Formen der Wertschöpfung künftig im Lande entstehen sollen, um die traditionelle Produktion ersetzen zu können, bleibt diffus.
Logisch, technologische Durchbrüche und Innovationen lassen sich nicht per Masterplan in die Welt bringen. Das Schöpferische im Strukturwandel entsteht nicht per Dekret. Aber das offenkundige inhaltliche Vakuum, das angesichts der derzeitigen Umbrüche herrscht, ist beklemmend.
Die deutsche Wirtschaft ist vor allem auf alte Branchen spezialisiert, die ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert haben. Sie werden nicht binnen kurzem verschwinden, sondern wohl allmählich schrumpfen. Wo entsteht Neues? Klar ist vor allem, was eher nicht erwünscht ist.
[A.L: Manche sprechen bereits von einem Verbots-Regime...]
Atomenergie der nächsten Generation? CO2-Abscheidung und -Einlagerung? Sicherheits- und Waffentechnologie? Führend sind in diesen Bereichen andere. Der Kapitalmarkt für schnell wachsende Unternehmen ist schwach entwickelt. Die Zahl der Firmengründungen ist seit vielen Jahren rückläufig.
Unternehmen und Staat investieren weniger, als das in anderen Ländern der Fall ist. Kein Wunder, dass wir bei der Digitalisierung nach wie vor zu den Schlusslichtern gehören. Behördliche Genehmigungen dauern so lange wie nirgends sonst in den OECD-Ländern (im Schnitt 122 Tage), bei Baugenehmigungen braucht man noch mehr Geduld (178 Tage)....
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