Ist jetzt aber schon sehr optimistisch diese Schätzung. Im 1.Halbjahr generierte Centrosolar in den USA gerade mal einen Umsatz von 6,9 Mio. €. Aufs Jahr hochgerechnet kommen somit etwa 15 Mio. € an Umsatz zusammen und Centrosolar wird wohl nach wie vor im US-Geschäft rote Zahlen schreiben. Darüber hinaus bietet Centrosolar seit Q2 nicht mehr das in den USA sehr populäre Solarleasing an, was zwangsläufig zu Umsatzrückgängen führte und weiter führen wird und damit ist das Centrosolar US-Geschäft alles andere als sehr attraktiv für einen möglichen Käufer. Centrosolar ist ohnehin in den USA eine ganz kleine Nummer mit einem Marktanteil von gerade mal so 0,6%. Verkaufen wird Centrosolar in den USA in diesem Jahr rd. 28 MW und die US-Nachfrage wird bei rd. 4.400 MW liegen. Ob Centrosolar für ihr US-Geschäft wirklich ein paar Euros bekommen wird, dahinter setze ich mal ein ganz dickes Fragezeichen. 20 Mio. € werden sie jedenfalls niemals dafür bekommen. Wenn es 3 Mio. € sein werden, dann wird das schon sehr viel sein. Ich glaube aber, dass für das US-Geschäft gar keinen Käufer gefunden wird. Viel zu unattraktiv und uninteressant für einen Käufer.
Ich habs damals schon geschrieben als der Debt Equity Deal bekannt gegeben wurde: Das Centrosolar-Management ist schlicht und einfach unfähig. Es wurden in der Vergangenheit viel zu viele Fehler gemacht (z.B. Gecko-Kauf, schlechtes Working Capital Management, Projektgeschäft komplett verschlafen) und deshalb geht sehr wahrscheinlich einer der produktivsten deutschen Modulbauer in die Pleite. Solange dieses Management bei Centrosolar noch was zu sagen hat, solange wird das hier meiner Meinung nach nicht positiv sein, weder für die Anleihengläubiger noch für die Aktionäre.
Für die Aktionäre ist ohnehin der Totalverlust so gut wie vorprogrammiert. Für die Anleihengläubiger wird am Ende schon etwas übrigbleiben, aber mehr als 10 bis 15 Mio. € sehe ich nicht. Zumal ja Centrosolar mit ganz großer Wahrscheinlichkeit auch in Q4 weiter Verluste generieren wird und diese Verluste gehen ja den Anleihengläubiger verloren. Insgesamt hat Centrosolar Verbindlichkeiten von 87 Mio. € (50 Mio. € Anleihen, 35 Mio. € Banken, 2 Mio. € Lieferanten).
Große Assets hat Centrosolar nicht, nachdem offenbar für die Modulproduktion laut dem Gemeinsamen Vertreter der Anleihengläubiger keinen wesentliche Erlöse aus der "Sonnenstromfabrik" zu erwarten sind. Diese Aussage war wohl auch der Grund warum die Aktie heute weiter ihre Talfahrt fortgesetzt hat und offenbar wussten da schon in der letzten Woche einige Bescheid. Seit Donnerstag ist die Aktie um 40% abgestürzt.
Der Gemeinsame Vertreter der Anleihengläubiger nennt nur 4 werthaltige Assets:
- Das interessanteste Ceontrosolar-Asset ist sicher Renusol mit ihren wirklich klasse Produkte und einer Rohertragsmarge von sehr guten 39%. Jedoch hat Renusol im 1.Halbjahr weiter Verluste geschrieben mit einem negativen EBIT von 1,2 Mio. € bei einem Halbjahresumsatz von 8 Mio. €. Somit wird ein Renusol-Verkauf sehr wahrscheinlich auch nicht allzu viel bringen. Etwas mehr wie das US-Geschäft, aber viel mehr als 5 Mio. € werden da auch nicht bei einem möglichen Verkauf rauskommen meiner Einschätzung nach, obwohl Renusol nahezu schuldenfrei ist.
- US-Geschäft. Ob das wirklich verkauft werden kann bei den geringen Umsätzen und ohne Solarleasing dahinter setze ich mal ein ganz dickes Fragezeichen und wenn es doch einen Käufer gibt, dann wird dafür wohl nicht allzu viel zu erlösen sein. In den USA kennt doch Centrosolar kaum jemand.
- Werthaltig ist sicher das Fürther Betriebsgelände (Baujahr 1965) der ehemaligen Glasfabrik mit knapp 27.000 qm. Ob es aber einen Käufer gibt, der bereit ist über 5 Mio. € dafür zu bezahlen kann ich nicht einschätzen.
- Das uninteressanteste Assets ist sicher die 51%ige Beteiligung an Centroplan. Solche Unternehmen gibt es zuhauf in Deutschland wie auch in Europa.
Es sieht leider derzeit alles danach aus, dass Centrosolar liquidiert wird und viel mehr als 15 bis 20 Mio. € werden wohl die ganzen Assets-Verkäufe nicht bringen, nachdem für die Modulfabrik wohl keine Verkaufserlöse zu erwarten sind laut dem Gemeinsamen Vertreter der Anleihengläubiger. Diese Aussage hat mich total überrascht. Große Frage wird dann noch sein wie das vorhandene Working Capital verwertet werden kann. Auf das ist der Gemeinsame Vertreter der Anleihengläubiger nicht eingegangen.
Stimmen meine Schätzungen, dann könnte mit der Anleihe doch noch was verdient werden, denn aktuell liegt sie bei 8,4%. Nach Abzug aller Kosten (Insolvenzverwalter, Assets-Verkaufskosten), sollten dann am Ende schon noch so 10 Mio. € übrig bleiben und damit würde man auf eine Insolvenzquote von so 11% kommen. Außer das Centrosolarmanagement holt noch weitere teure Berater ins Haus.
Wirklich sehr traurig was bei Centrsolar abgeht. Das hätte ich vor einem Jahr niemals erwartet, aber diese Management rund um Kirsch haben es wirklich fertig gebracht, dass Centrosolar ganz knapp vor dem Abgrund steht. Mit dem Schutzschirmverfahren hat sich letztendlich Centrosolar "nur" Zeit erkauft und vielleicht kommt dann doch noch die Rettung. Aber viel Hoffnung habe ich nicht, denn das Q3-Ergebnis mit einem Umsatz von nur noch 27,5 Mo. € bei einem negativen EBITA von 4,4 Mio. € war dann schon eine Katastrophe. Zudem ist ja nicht zu erwarten, dass sich in Q1 etwas grundlegend in den Centrosolar-Hauptmärkten (Deutschland, Italien, Frankreich) verändern wird und in diesem Zeitraum muss eine Entscheidung fallen. |