Ich kann Deine Verärgerung schon verstehen, vor allem, weil in der Vergangenheit nicht alle Pläne von Leoni aufgegangen sind. So waren die großen Investitionen ins Non-Automotive Geschäft im Nachhinein betrachtet ihr Geld nicht wert. Die Sparte ist einfach nicht profitabel genug geworden und hat ihre Erwartungen verfehlt.
Allerdings finde ich trotzdem auch, dass man hier die Kirche ein wenig im Dorf lassen muss. Leoni hat sich nach dem großen Sturz in der Finanzkrise (die alles getroffen hat, was mit Automobil zu tun hat) prächtig entwickelt--und zwar sowohl das Unternehmen als auch die Aktie. In den letzten 5 Jahren fielen im Durchschnitt 25% Kursgewinn pro Jahr an. Dass man nach 300% Kursgewinn nicht erwarten kann, dass es jetzt immer nur linear nach oben geht ist auch klar.
Was die aktuelle Situation angeht: man muss ja auch mal sehen, dass der Gewinn trotz Anlaufkosten 2014 dennoch signifikant gegenüber 2013 steigt. Wir sprechen hier also nicht von Verlusten, wo Gewinne erwartet wurden, sondern von gutem Profitwachstum, wo vom Markt jedoch sehr gutes Gewinnwachstum erwartet worden war. Dass neue Projektgewinne Anlaufkosten für die neu gebauten Werke verursachen, ist bei Leoni und ähnlichen Firmen auch schon immer so gewesen. Mich ärgert es bei Firmen zwar auch, wenn permanent irgendwelche angeblichen "Sondereffekte" aus dem Hut gezaubert werden, um schlechte Zahlen zu (v)erklären. Aber die Anlaufkosten für Mexiko sind aus meiner Sicht erstmal ein Plus, weil hiermit deutsche Premiumhersteller für den US Markt beliefert werden. Das wird letztlich ein sehr lukratives Investment sein.
Laut Leoni ist man bei der Gewinnerwartung momentan ja im Plan. Der einzige Knick, der sich für 2014 ergeben hat, ist, dass die Analysten angenommen haben, die 200+ EBIT wären halbwegs gleichmäßig auf die Quartale verteilt. Sind sie laut Leoni aber nicht, sondern ein großer Batzen fällt angeblich in Q4 an. Wenn Leoni jetzt in Q3 ankommen sollte und sagt: "übrigens, Q4 wird auch noch unter Erwartungen bleiben", würde ich Deinen Frust teilen. Aber solange ich von Probst nichts dazu höre, dass die Erwartungen für 2014 revidiert werden, ärgert mich der momentane Kursverlauf nicht besonders.
Ich versuch mich also erstmal mit Geduld, weil bisher Business-mäßig alles ok gelaufen ist (und das obwohl Leoni signifikante Umsätze in der Ukraine generiert, so dass man eigentlich einen echten negativen Sondereffekt 2014 erwarten sollte). Die Firma hat sich in den letzten 20 Jahren sehr sehr gut entwickelt. Zugegeben mit vielen Ups und Downs. Aber insgesamt ist es eine Erfolgsgeschichte. |