Ich würde das mit der Unternehmensverschuldung nicht überbewerten. Gut geführte Unternehmen haben (im Gegensatz zu den privaten Haushalten) ihre Finanzen in der Regel im Griff und deren Finanzierungen sind über die gesamte Laufzeit mit Aufträgen und Absicherungsinstrumenten gegenfinanziert. Wäre das Ausfallrisiko tatsächlich so hoch wie hier angenommen, wären auch die Zinsen entsprechend hoch. Ihr solltet das System nicht ohne Grund und mit fadenscheinigen Begründungen in Frage stellen. Ja, es ist fragil, aber die Flucht nach vorne hat ein ums andere Mal verhindert, dass es kollabiert. Auch Lehman Brothers hätte auf diese Weise gerettet werden können, aber man wollte ein Exempel statuieren, nicht für gierige Banker, sondern für den kleinen Mann, damit dieser (an)erkennt, dass Gerechigkeit obsiegt und die Schurken verlieren, wenn sie es übertreiben. Lehman war nur das Bauernopfer in einem Spiel, das noch lange nicht fertig ist. Ich bin mir auch nicht so ganz sicher, was man mit dem aktuellen Preisverfall des Aktienkurses erreichen möchte. Die Bank hat ganz klar operative Defizite, aber sie ist andererseits auch keine 8,00 Euro wert, sondern eher das Doppelte und das auch nur, wenn man das Geschäft nicht in den Griff bekommt. Letzteres hängt vom Aufsichtsrat und vom Vorstand ab, während der Kurs selbst von Spekulanten domieniert wird. Würden zuerst genannte ihre Arbeit richtig machen, könnten zuletzt geannte ihr Spielchen so nicht spielen, weshalb man davon ausgehen darf, dass alle unter einer Decke stecken. Teile des Aufsichtsrats wissen vermutlich sehr genau Bescheid, auf welches Ziel gerade "hingearbeitet" wird. Dass Leerverkäufer mehr Einfluss auf den Kurs haben als die Aktionäre muss von diesen auch gewollt sein. So gewaltig sind deren Negativ-Beteiligungen nicht, als dass eine mindestens 7x so hohe Aktionärsbeteiligung den Kursverfall nicht hätte stoppen könnte: Sie verlieren lieber 50% an Unternehmenswert und vertrauen einem unfähigen Management, statt ihre Beteiligungen um 20% zu erhöhen und einen fähigen Vorstand einzusetzen? Hier geht es einzig und allein um (geo)politischen Einfluss und nicht um den Erfolg einer einzelnen Bank.
Wenn die Bundesregierung tatsächlich auf der Seite Europas und seiner Bevölkerung stehen würde, dann hätte sie nicht erst jetzt interveniert, sondern schon längst einen bundesdeutschen oder gesamteuropäischen Aktienfond nach norwegischem Vorbild ins Leben gerufen. Unsere Wirtschaft und unser Sozialsystem sind jedoch so konzipiert, dass wir mit einem nur sehr geringen Wirkungsgrad unser eigenes Geld verbrennen, statt es für die Sicherstellung unseres Wohlstands einzusetzen. Wir Europäer sollten die Mehrheitsaktionäre unserer börsennotierten Großkonzerne sein und nicht US-amerikanische Hedge- oder Rentenfonds. |