Der Brennstoffzellen-Spezialist SFC Energy wird wegen der US-Zollpolitik und der schwierigen Weltwirtschaft deutlich pessimistischer. Umsatz und operativer Gewinn dürften im laufenden Jahr niedriger ausfallen als bisher gedacht, teilte das Unternehmen überraschend am Donnerstagabend in Brunnthal mit. An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an, Anleger warfen das Handtuch: Für die im SDax gelistete Aktie ging es am Freitag kurz nach Handelsstart um gut 30 Prozent abwärts auf den tiefsten Stand seit Ende 2020. Ein Händler sprach von einer heftigen Gewinnwarnung, die der Markt wahrscheinlich nicht erwartet habe, nachdem das Unternehmen jüngst noch wichtige Aufträge angekündigt habe. Die signifikante Gewinnwarnung habe seiner bislang positiven Einschätzung die Grundlage entzogen, schrieb Analyst Michael Kuhn von der Deutschen Bank.
"Unsere angepasste Prognose für 2025 reflektiert die massiven Unsicherheiten im gesamtwirtschaftlichen Umfeld und unerfreuliche Verschiebungen bei Programmen in Indien", sagte Vorstandschef Peter Podesser. Das Management verwies auf die zunehmenden protektionistischen Tendenzen und vor allem auf die hohen Zölle von US-Präsident Donald Trump. Diese beeinträchtigten die Entscheidungs- und Investitionsbereitschaft von Kunden in neuen Regionen und Anwendungsfeldern. Hinzu kämen stark schwankende Währungskurse.
Für 2025 rechnet die SFC-Führung jetzt nur noch mit einem Umsatz zwischen 146,5 und 161 Millionen Euro. Zuvor war sie von 160,6 bis 180,9 Millionen ausgegangen. Den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sieht das Management nun bei 13 bis 19 Millionen Euro, deutlich unter den bisher avisierten 24,7 bis 28,2 Millionen.
Die neuen Ziele liegen deutlich unter den durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. 2024 hatte SFC bei einem Umsatz von 145 Millionen Euro operativ 22 Millionen Euro verdient. Trotz der Turbulenzen will SFC am eingeschlagenen Wachstumskurs festhalten. Das bestehende Geschäft mit Methanol-Brennstoffzellen für industrielle Kunden in Europa und den USA zeige jährliche Wachstumsraten von mehr als 20 Prozent. Auch das Segment Clean Power Management lege zu, hieß es.
Im vierten Quartal will SFC mit einer eigenen Produktion in den USA beginnen. "Ziel ist es, das Wachstum mit Bestands- und Neukunden weiter zu beschleunigen und die Auswirkungen von US-Zöllen spürbar zu kompensieren", sagte Podesser.
Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen seinen Umsatz leicht auf 73,6 Millionen Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) brach jedoch um fast ein Drittel auf 8,5 Millionen Euro ein. Den kompletten Zwischenbericht will SFC am 26. August veröffentlichen
Quelle: dpa-AFX |