"Beurteilt mehr die Entwicklung und vertraut darauf, dass der Kurs dieser folgt. " - Zitat des Petrus
Genau DAS macht langfristiges Investieren in Aktien für den kleinen Privatanleger so einfach und gleichzeitig so schwer. Er/Sie muss zu der Überzeugung kommen, dass die Preise (Kurse) der Aktie des Unternehmens an der Börse den fundamentalen Entwicklungen des Unternehmens, welches täglich im Wettbewerb steht, folgen. Zumindest längerfristig. Und zwar auch und gerade bei den Aktien der besten Unternehmen.
Ein "kleiner" Privatanleger braucht also grundsätzlich das Vertrauen in die Börsenmechanismen und in die Marktwirtschaft, dass also Börsenkurse nicht bloß Ergebnis kurzfristigens Gezockes, zufälliger Ereignisse und manipulierter Gaunereien der "Großen" ist.
Wer das nicht hat, der bekommt Angst und/oder wittert ständig die Manipulation.
Dann nach dem grundsätzlichen Vertrauen folgt Geduld. Wer immer ungeduldig ist und schnelle Erfolge sehen will, der macht sich selbst und sein Portfolio zum Spielball der kurzfristigen Schwankungen der Märkte . Manche Leute nennen das dann euphemistisch "Traden" und halten sich für die großen Wellenreiter, die die Schwankungen des Marktes reiten.... :(
Nach Vertrauen und Geduld folgt dann schließlich Zeit. Ist ja schön, wenn man grundsätzlich Vertrauen in Marktmechanismen und Geduld mitbringt, aber faktisch keine Zeit mehr hat, weil in einem Jahr die Rente beginnt und man eigentlich Geld aus dem Depot entnehmen will oder weil man absehbar das Geld dringend für ne Anschaffung oder sonstwas braucht... dann macht man sich ebenso zum Spielball kurzfristiger Schwankungen der Märkte. Was dann auch dazu führen kann, dass sehr geduldige Menschen plötzlich panisch werden...
All das: Vertrauen, Geduld und Zeit muss man übrigens mitbringen, wenn man schon das richtige Unternehmen bzw. die fundamental richtigen Unternehmen gefunden hat! Es gibt tatsächlich Menschen, die wissen, dass sie im richtigen Unternehmen für langfristiges Sparen investiert sind und trotzdem kurzfristig verkaufen, weil Vertrauen und/oder Geduld und/oder Zeit fehlt. ... Tragisch nenne ich das.
Und dann gibt es noch einen vierten Faktor, der das langfristige Investieren für viele Menschen schwierig macht... - die Gier gepaart mit Selbstüberschätzung. Da bringt man Vertrauen, Geduld und Zeit mit und verkauft trotzdem den aussichtsreichen Wert, weil man den Markt timen möchte und "tiefer wieder rein will". Dann werden Prognosen abgegeben, Linien gezogen und Marken definiert, weil man es für möglich hält, möglichst jede Schwankung der Preise (Kurse) zu nutzen - oben verkaufen, tiefer kaufen, dann wieder oben verkaufen. Günstige Ordergebühren, gefüllte Verlusttöpfe und eine vorherrschende Meinung, dass Börse = Traden ist, machen es möglich. So entfernt man sich dann natürlich auch vom ursprünglichen Vorhaben des langfristigen Investierens/Sparens in Aktien aussichtsreicher und fundamental bestens aufgestellter Unternehmen. Und natürlich, Ihr ahnt es schon, macht man sich natürlich auch mit diesem "Kursreiten" zum Spielball kurzfristiger Marktschwankungen. All das weil man glaubt, man selbst ist das Genie, was dauerhaft die Schwankungen des Marktes nutzen kann, um die eh schon fundamental gute Entwicklung des Unternehmens noch zu weiteren Renditesteigerungen zu nutzen.
Das geht mir übrigens auch so. Nicht dass hier Missverständnisse aufkommen. ;) Vertrauen in die (langfristigen) Preismechanismen an der Börse, Geduld, faktisch/real vorhandene Zeit und eine gezügelte Gier gepaart mit einer Prise Realismus was die eigenen Fähigkeiten angeht - das alles braucht man um langfristig zu Investieren und zu Sparen (übrigens nicht nur an der Börse, diese vier Dinge braucht man um überhaupt langfristig zu Sparen).
Klingt alles schwierig und doch eigentlich recht einfach. Wer sich für die Aktien des fundamental richtigen Unternehmens entschieden hat und der dann diese vier Anleger-Eigenschaften vorweisen kann, der hat schon gewonnen. Alle anderen verlieren selbst mit den Aktien des besten Unternehmens nur Zeit, Nerven und schließlich auch viel Geld. |