Am 12.5. kommen die nächsten Zahlen. Es sind aber die vergangenen Zahlen des ersten Quartals, die seit dem Beginn des Aprils überholt sind und durch den Paketboom abgelöst worden sind. Allerdings wird man dann den Verlauf des April als Größenordnung nehmen können, von der es bergauf geht, weil nicht nur der Paketboom eingesetzt hat sondern auch die Rückkehr zur Normalität in vielen Ländern. Das bedeutet, dass die Verluste immer geringer werden und ein Ende des Paketbooms noch nicht in Sicht ist.
Daraus lässt sich zwar noch keine verlässliche Aussicht für 2020 stricken aber zumindest der Trend, wohin die Reise geht, ist feststellbar. Und da wird sich herausstellen, dass der Vorstand der Post in weiser Voraussicht die Erwartungen völlig zu recht gestrichen hat, weil sie viel zu niedrig waren. Hatte der Vorstand für 2022 ein minimales Ziel bei 5,3 Milliarden EBIT angegeben, so wird das als minimales Ergebnis für 2020 schon übertroffen werden.
Natürlich lässt sich der Trend mit dem laufenden Paketboom so nicht dauerhaft festschreiben, aber zumindest für die Dauer der pandemischen Eindämmung wird das so verbleiben. Selbst wenn es gelingt einen Impfstoff zu entwickeln und diesen in Massen weltweit zur Verfügung zu stellen, so muß die Eindämmung bis zur Impfung aller aufrecht erhalten bleiben. Das aber wird nicht vor der Mitte des nächsten Jahres der Fall sein. Dabei wird ein Faktor noch viel zu gering geschätzt - es ist der tiefe Spritpreis. Wir liegen derzeit schon über 30 Cent pro Liter Super unter dem Dezember, haben aber nicht nur einen Weihnachtsmonat mit Paketboom vor uns. Selbst die Kerosinpreise sind aktuell noch immer nicht an die Kunden weitergegeben worden.
Das erwartete EBIT in 2020 wird schon deutlich steigen, aber das daraus erhaltene EpS noch viel stärker. Die schwachsinnige "Einigung" der OPEC, die erst im Mai einsetzen soll, wird schon heute vom Ölmarkt preislich zerrissen, weil bis dahin weder ein Anstieg der Nachfrage zu spüren sein wird, noch die Lagerbestände in irgendeiner Weise reduziert sein werden. Das aber bedeutet, dass der Fall des Spritpreises noch längst nicht abgeschlossen ist, und mindestens bis Mitte Mai so weiter gehen wird. Dann aber sind wir deutlich unter 1,10 fürs Super. Daraus ergeben sich für die fundamentale Betrachtung der Post ganz andere und neue Aussichten. Es ist und wird besonders der free cash flow sein, der aus diesen Umständen heraus viel größer sein wird als bislang erwartet. Die Investitionen werden ja nicht zusätzlich angehoben, weil diese schon sehr stark angelaufen sind. Die 777er Flotte ist ja nicht nur für ein Jahr gedacht sondern auf Jahre.
Als einziges Problem sehe ich die Rückkehr zur Normalität sn, die jedoch im Logistikbereich zwangsläufig zu Nachholeffekten führen wird, die zeitlich vor der Nachholung durch die Verbraucher sein wird, weil die Unternehmer/Unternehmen schon vorher ihre Regale und Lagerbestände auffüllen mussen - bevor die Normalität wieder einsetzt. Das aber wird auf der Zeitschiene dann stattfinden, wenn der Paketboom noch auf seinem Höhepunbkt ist. Dann wird die Post richtig ihre Muskeln spielen lassen müssen um alle Sendungen zu schaffen. Da sind selbst Umsätze wie sie zum bisherigen Höhepunkt der letzten Weihnachtssaison mit 11 Mio. Sendungen täglich erfolgt sind, deutlich unter dem, was dann kommen wird. Aber alles zu Spritpreisen weit unter dem jetzigen Niveau.
Rechnet man mal vorsichtig - gaaaanz vorsichtig - mit nur drei Monaten Paketboom, (ich weiß, dass das unrealistisch kurz ist) und mit seit Anfang April nachlassenden Beeinträchtigungen so folgt daraus, dass spätestens ab Juni alle Einschätzungen ohne Belastung voll ins Gewicht fallen werden und die Erwartungen für 2020 für jeden Monat ab Juni um 250 Mio. angehoben werden müssen. Geht man davon aus, dass aber die Eindämmung mindestens bis zum Ende des dritten Quartals so weiter gehen muss und wird, so sind das 1 Milliarde EBIT mehr als zu Beginn dieses Jahres erwartet. Und dabei muss es ja längst nicht bleiben. Erinnern wir uns wie es war als vor der Pandemie die 5,0 Milliarden EBIT als sehr ambitioniert angesehen wurden. (grins) Bleibt die Belastung der Post so wie sie jetzt ist für mehr als drei Monate, so sind selbst die jetzt noch bestellten 7000 Works, die bis ins nächste Jahr hinein gebaut werden sollen, eine Größe, die nicht zwangsläufig ausreichen wird/muss. Bei so hoher Geschäftstätigkeit ist der Fuhrpark zu Lande eine Größe, die genau im Auge behalten werden muss. Wie leicht kommt man da an Kapazitätsgrenzen. Noch kann man wegen der Umstelung vieler Wirtschaftsbereiche auf Kurzarbeit zumindest vorübergehend an zusätzliches Personal kommen. Das hat aber sein Ende sobald auch nur angekündigt wird, dass die betroffenen Bereiche wieder ihre Arbeit aufnehmen. Dann können harte Zeiten für die Post anbrechen.
Übrigens... wo sind eigentlich die Mießmacher hier im Forum ? Ich vermisse ihre unqualifizierten Beiträge.
Ich beende diesen Beitrag mit dem "postalischen Gruß" :
(Daumen hoch) 318
Der Chartlord (hähä) |