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"Das Verfahren war sauber"
Von Arne Stuhr
Korruption und Kostenexplosion lauten die Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Aufbau des Job-Portals der Bundesagentur für Arbeit. Holger Bill, Geschäftsführer bei BA-Partner Accenture, wehrt sich im Gespräch mit manager-magazin.de gegen die Verdächtigungen.
Hamburg/Kronberg/Nürnberg - Eigentlich sollte der virtuelle Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit (BA) eines der Vorzeigeprojekte für Accenture werden. Die Beratungsfirma hoffte, die Tür zum viel versprechenden Markt der Öffentlichen Verwaltung weit aufzustoßen.
Auch am Freitagabend wirbt Accenture noch für den BA-Stand (D52, Halle 11) auf der Cebit 2004 (18. bis 24. März). "Die BA wird auf der Cebit informieren, wie sie mit unserer Unterstützung neue Wege in der Arbeitsvermittlung einschlagen konnte", heißt es dort. Es handele sich um eines der derzeit "größten und innovativsten öffentlichen Vorhaben in Europa".
Wie schon seit Monaten immer deutlicher wird, handelt es sich vermutlich aber auch um eines der teuersten und undurchsichtigsten öffentlichen Vorhaben. Selbst der frisch ernannte BA-Chef Frank-Jürgen Weise scheint das jetzt erkannt zu haben.
"Das Vergabeverfahren war sauber"
Wegen der enormen Kostensteigerungen bei der Online-Jobbörse bestehe Verdacht auf Korruption, sagte der Behördenchef am Freitag. Für den Aufbau des Online-Portals seien Aufträge in Höhe von 15 Millionen Euro ohne Genehmigung der Vergabestelle erteilt worden. Auch der Bundesrechnungshof sei alarmiert.
Weise sagte der "Süddeutschen Zeitung" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", die Innenrevision der Behörde habe die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die Bundesagentur hatte am Mittwoch überraschend mitgeteilt, dass der Ausbau des Online-Portals vorerst gestoppt werde. Eine Risikoanalyse habe ergeben, dass bis 2008 Kosten von 165 Millionen Euro drohten. Projektleiter Jürgen Koch wurde von seinem Posten entbunden, laut "Süddeutscher Zeitung" soll er dem BA-Vorstand die Kostenexplosion verschwiegen haben.
Auf Nachfrage von manager-magazin.de wehrt sich BA-Partner Accenture gegen den Vorwurf, bei der Vergabe des Auftrags an die Kronberger sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen. "Das Verfahren war sauber", so Holger Bill, bei Accenture Deutschland Geschäftsführer für den Bereich Öffentliche Verwaltung, am Freitagabend. Zuerst habe es 20 Wettbewerber gegeben, von denen 3 die letzte Runde erreicht hätten. Schließlich sei der Vertrag an Accenture vergeben worden.
"Von einer Kostenexplosion kann keine Rede sein"
Daher lässt Bill auch den Vorwurf einer von Accenture verschuldeten Kostenexplosion nicht gelten. In der ersten Stufe seien für das Job-Portal www.arbeitsagentur.de Kosten von 10 Millionen Euro veranschlagt worden. Die tatsächlichen Kosten hätten mit 12 Millionen Euro also im Rahmen gelegen. "Von einer Kostenexplosion kann keine Rede sein. Erst bei einer Verdoppelung oder Verdreifachung der Kosten ist dieser Begriff angebracht", so Bill.
Auch die zweite Stufe - die Vernetzung der Arbeitsämter zu einem virtuellen Arbeitsmarkt - sei gemäß Rahmenvertrag angegangen worden. Die zunächst von der BA formulierten Anforderungen an Accenture hätten ein Kostenvolumen von rund 35 Millionen Euro gehabt. Im Laufe des Projekts seien diese Anforderungen aber erweitert worden, so dass schließlich ein Kostenrahmen von 100 Millionen Euro kalkuliert wurde. Wie es zu der jetzt kursierenden Zahl von bis zu 165 Millionen Euro komme, könne er aber nicht nachvollziehen.
Die Nachrichtenagentur AP zitiert Bill am Freitagabend mit der Aussage, dass die nächste Stufe der Internetplattform wie geplant im Mai starten solle. Dies widerspricht den Angaben der Bundesagentur, der Ausbau des Online-Portals sei vorerst gestoppt.
Staatsanwaltschaft startet Vorermittlungen
Die Nürnberger Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitag, sie habe Ermittlungen aufgenommen. Oberstaatsanwalt Wolfgang Träg sagte, derzeit lägen aber keinerlei Hinweise auf Korruption vor. Die Ermittlungen bezögen sich auf den Verdacht der Untreue. Es handle sich um ein übliches Vorermittlungsverfahren.
Eine Sprecherin von Wirtschaftsministerminister Wolfgang Clement (SPD) erklärte, die Fehler müssten rückhaltlos offen gelegt werden. Der Minister werde dazu dem Wirtschaftsausschuss des Bundestages Rede und Antwort stehen. Die Union hatte angekündigt, Clement sowie den Vorstand der Behörde vorzuladen.
Der CDU-Arbeitsmarktexperte Karl-Josef Laumann begrüßte zwar die Aufklärungsarbeit der Bundesagentur, betonte aber, dass sich die Online-Jobbörse zu einer zweiten großen Pleite nach der Insolvenz der Personal-Service-Agentur Maatwerk entwickele. Der Arbeitgebervertreter im Verwaltungsrat Stephan Götzl forderte in den "Nürnberger Nachrichten" eine genaue Aufklärung der Rolle des zuständigen Vorstandsmitglieds Heinrich Alt.
Q: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/...8,288387,00.html
Q: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/...288387-2,00.html
da unsere Politiker vom Internet keine ahnung haben bezahlen sie
jeden Preis, ist ja nicht Ihr Geld.
schönes Wochenende!
Luki2 |