Ich konnte die Links nicht Teilen, darum habe ich Sie kopiert...(2 Berichte im Blick) Viel Spass beim Lesen!
Bericht von Gestern:
SCHWEIZ VOR DEUTSCHLAND, EUROPA VOR CHINA
Erstmals werden dieses Jahr in Europa mehr Elektroautos als in China verkauft. Während die EU und mit ihr die Schweiz voll auf Strom abfahren, brechen die E-Verkäufe im Reich der Mitte ein.
Die Vereinigung der Schweizer Autoimporteure, Auto-Schweiz, hatte Anfang 2018 ein beachtliches Ziel anvisiert: Zehn Prozent Anteil sogenannter Steckerfahrzeuge bei den Neuzulassungen, also Autos mit Plug-in-Hybrid- oder reinem Elektro-Antrieb, bis Ende 2020. Lange Zeit wurde das Ziel von vielen Branchenexperten nicht nur als ambitioniert, sondern schlicht als unmöglich realisierbar abgetan.
Dann kam der Siegeszug der Stromer. Während ihr Marktanteil 2019 nur rund fünf Prozent betrug, ist er in den ersten elf Monaten von 2020 auf 12,7 Prozent gewachsen Tendenz weiter steigend. Gemäss Statistik von Auto Schweiz wurden bis November 14'861 reine Stromer neu immatrikuliert, das entspricht einem Marktanteil von 7,2 Prozent. Die weiteren 5,5 Prozent (oder 11'435 Autos) sind Plug-in-Hybride, also Autos mit Verbrennungs- und Elektromotor sowie einem grösserem Akku.
SCHWEIZ VOR DEN NACHBARN
Im europäischen Vergleich nimmt die Schweiz damit den sechsten Platz ein, wie eine Auswertung des CAR-Centers der Uni Duisburg-Essen (D) zeigt. Beim Marktanteil (Zeitraum Januar bis September 2020) mit grossem Abstand an der Spitze steht Norwegen mit einer Elektroquote von 70,8 Prozent. Kein Wunder: Die Nordländer pushen Verkäufe von E-Autos seit Jahren mit hohen staatlichen Subventionen. Auf den weiteren Rängen folgen Schweden (27,9 Prozent), Finnland (16,7 Prozent), die Niederlande (15,8 Prozent) und Dänemark (13,0 Prozent). Die deutschsprachigen Nachbarn Deutschland und Österreich landen mit 10,0 beziehungsweise 7,4 Prozent jedoch klar hinter der Schweiz.
EUROPA ÜBERHOLT CHINA
Beim Vergleich der 28 EU-Länder plus Norwegen und Schweiz mit dem bisherigen Elektro-Leader China zeigt sich, dass Europa das Reich der Mitte punkto absoluter Zahlen und auch E-Marktanteil 2020 überholen wird. Bis Ende September lag der E-Anteil auf dem alten Kontinent mit fast 770'000 verkauften Autos bei neun Prozent. Allein 350'000 davon waren Plug-in-Hybride, wobei Deutschland bei diesem Antrieb die klare Spitzenposition (105'000 Autos) innehat. China hingegen kommt mit 662'000 verkauften Stromern lediglich auf einen Marktanteil von 3,9 Prozent und hinkt damit seinen selbstgesteckten Zielen massiv hinterher.
USA ABGESCHLAGEN
Denn auch die chinesische Staatsmacht hatte sich für 2020 dasselbe Ziel wie die Schweiz gesteckt: zehn Prozent Steckerfahrzeuge. «Die Zentralregierung in Peking hat mehrfach betont, dass mit der Bekämpfung der Corona-Rezession der Fokus stärker auf Verbrenner-Fahrzeuge gelegt wird, da die Industrie hier lieferfähiger ist», erklärt Ferdinand Dudenhöffer (69), Direktor CAR. Das langfristige Ziel Pekings, den E-Anteil an Neuwagen bis ins Jahr 2025 auf 20 Prozent, sprich fünf Millionen E-Autos, zu erhöhen, rückt damit allerdings in recht weite Ferne.
Verglichen mit Chinas globalem Gegenspieler USA steht das Reich der Mitte aber gut da: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten finden E-Fahrzeuge bei den Pick-up-Truck-verwöhnten Kunden nur begrenzt Anklang: 245'000 Steckerfahrzeuge wurden 2020 in Amerika ausgeliefert 196'000 davon stammen vom US-Unternehmen Tesla.
Bericht von Heute:
KOMMENTAR ZUM E-AUTO-VERKAUFSBOOM
Selbst die mutigsten Prognosen zum Verkaufsanteil von Elektro-Autos werden seit der Corona-Krise von der Realität überholt. Zufall? Nein, Boom und Krise hängen miteinander zusammen meint BLICK-Autoredaktor Timothy Pfannkuchen.
Wie schnell es auf einmal geht, wenn die Schwelle überwunden ist. Noch vor drei Jahren waren Elektroauto-Käufer Freaks oder Tesla-Fahrer oder beides. Jetzt sind es Menschen von nebenan. Bis Ende November dieses Jahres ist der Anteil an «Steckerautos» unter allen Schweizer Neuwagen auf fast 13 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Letztes Jahr warens gut fünf Prozent. Tendenz? Stark steigend!
Aber warum? Sicher, immer mehr Ladesäulen werden aufgestellt. Natürlich, man kann die neuen Elektro- und Plug-in-Hybrid-Modelle kaum mehr zählen, aber dafür endlich zahlen dank volkstümlicherer Preise. Selbstredend steigen die Reichweiten. Aber wieso kippt der Trend ausgerechnet in einer Krise, in der wir uns Sorgen um Gesundheit und Job machen, zum Stromer? Kann Zufall sein. Muss es aber nicht.
FREIZEIT-RADIUS WIRD KLEINER
Die Corona-Krise ist der Schlüssel. Sie bringt uns mangels Pendeln mehr Zeit, aber weniger Bewegungsspielraum. Weekend in Venedig? Wir haben gelernt, dass es auf dem Hausberg oder im Nachbarkanton ebenfalls schön ist. Sogar wunderschön. Und da kommen wir auch elektrisch ohne Reichweiten-Angst hin. Genauso ins Büro, das wir wegen Homeoffice eh seltener sehen. Parallel fiel uns auf, wie schön still es im Lockdown ohne Flugverkehr und ohne Rushhour ist. Plötzlich nervte, was wir gerade noch selbst liebten: Autos, die nebenan über die Landstrasse röhren.
JEDE KRISE IST EIN AUFBRUCH
Der Sinneswandel hat uns voll erwischt. Freunde sind wichtiger als Ausgang, und die Natur zählt wieder was. Wollen wir sie mit Abgasen und Lärm eindecken, wenn es auch anders geht? Vielleicht ist Tiefenpsychologie am Werk. In Zeiten der Krise zählen zwar sichere Werte, aber Krisen sind auch Aufbruchssignale: «Jetzt traue ich mich mal etwas Neues.» Und wenn es nur ist, weil man halt mehr Zeit zum Wälzen von Autoprospekten hat und sowieso keine Erlebnisferien buchen kann.
Mein Nachbar hat sich ein E-Auto bestellt. Das wird neben meinem Oldtimer wirken wie ein iPhone neben dem Tasten-Nokia: Auch da ging plötzlich alles ganz schnell. |