Samsung verliert Milliarden im Chipgeschäft
Von Tim Kanning, Tokio -Aktualisiert am 27.07.2023-14:09
Die Flaute am Chipmarkt brockt Samsung in seinem wichtigsten Geschäft einen hohen Halbjahresverlust ein. Doch die Koreaner sehen Zeichen der Entspannung – und hoffen auf ihr neues Falt-Telefon. Der weltgrößte Speicherchiphersteller Samsung leidet weiter unter den Überkapazitäten auf den Halbleitermärkten, sieht inzwischen aber Signale dafür, dass das Schlimmste überwunden ist. „In der gesamten Industrie dürften Produktionsverringerungen auch in der zweiten Jahreshälfte anhalten“, hieß es in der Mitteilung des südkoreanischen Unternehmens vom Donnerstag. „Die Nachfrage dürfte sich langsam erholen, weil die Kunden ihre Lagerbestände weiterhin abbauen dürften.“
Nachdem es im Zuge der Corona-Pandemie zunächst an allen Ecken und Enden der Wirtschaft an Halbleitern gemangelt hatte, hatten viele Großabnehmer sich umfassende Vorräte aufgebaut. Das hat in der nächsten Wellenbewegung zuletzt die Nachfrage nach Chips in nie da gewesenem Maße einbrechen lassen.
Schon vor wenigen Wochen hatte Samsung angekündigt, dass sein Gewinn im zweiten Quartal verglichen zum Vorjahreszeitraum fast komplett ausgelöscht wurde. Zur detaillierten Vorlage der Geschäftszahlen taxierte der Konzern aus Seoul den Verlust im Chipgeschäft im gesamten ersten Halbjahr nun auf den Rekordwert von 8,9 Billionen Koreanische Won (6,25 Milliarden Euro).
Auch Samsung will seine Produktionsmengen weiter herunterfahren, wie Vize-Präsident Jaejune Kim am Donnerstag in einer Telefonkonferenz sagte. Details nannte er dazu zwar nicht, sagte aber, dass die Vorräte des Konzerns an Speicherchips seit Mai rapide abgebaut würden.
ChatGTP als Hoffnungsträger
Eine Erholung der Nachfrage sieht der Konzern vor allem in dem Marktsegment für besonders hochwertige Chips, die für Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz geeignet sind. Durch den Hype um ChatGTP und andere endnutzerorientierte Programme hoffen viele Technologiekonzerne auf neue sprudelnde Einnahmequellen. Die Nachfrage nach vielen herkömmlichen Elektrogeräten dürfte aber nach Ansicht von Analysten aufgrund der hohen Inflation und der eingetrübten Wirtschaftslage vorerst niedrig bleiben – und mit ihr die Nachfrage nach einer Reihe einfacherer Chip-Typen.
Im Geschäft mit Smartphones und anderen Mobilgeräten konnte Samsung erfreuliche Zahlen für das zweite Quartal präsentieren. Der Gewinn stieg hier um 16 Prozent auf knapp 3 Billionen Won (2,11 Milliarden Euro). Auch für das zweite Halbjahr zeigten sich die Koreaner optimistisch, vor allem was die Verkäufe im oberen Preissegment angeht. Mit der gerade vorgestellten neuen Variante seines faltbaren Smartphones will Samsung im Oberklasse-Segment gegenüber dem Platzhirsch Apple weiter aufholen.
Quelle: FAZ.NET |