Es wurde hier im Forum behauptet, dass eine sehr hohe Nachfrage nach Batteriezellen absehbar sei, diese aber vermutlich nicht bedient werden könne. Eine absehbar hohe Nachfrage führt jedoch unter normalen Umständen dazu, dass die Hersteller rechtzeitig entsprechende Kapazitäten aufbauen. Ressourcenengpässe oder starke Preisanstiege wären dann zu erwarten, wenn es zu einem plötzlichen, unvorhergesehenen Nachfrageanstieg kommt.
Der Aufbau der Batteriezellkapazitäten ist aber in vollem Gange:
"According to Bloomberg New Energy Finance, major battery factories are under construction in Poland, Hungary, and Sweden. [...] some of these factories (like the LG Chem one in Poland) are actually from Asian giants moving into Europe more. There are also 8 factories under construction in China."
Dementsprechend rechnet die Branche auch nicht mit Ressourcenengpässen oder Preisanstiegen – im Gegenteil:
"Nikolas Soulopoulos, an analyst for Bloomberg LP in London, says battery manufacturing capacity is expected to double by 2021 and total 278 gigawatt-hours of production capacity then compared to 103 gigawatt-hours today. That will lower battery costs by as much as 43%."
https://cleantechnica.com/2017/05/24/...-europe-construction-daimler/
Entgegen allen Versuchen, den Untergang der deutschen Automobilindustrie zu prophezeien, entsteht hier eher ein Problem für Tesla. Es ist schließlich Tesla, das sich durch seine „Gigafactory“ (deutsch: „Werk“) deutliche Kostenvorteile gegenüber anderen Herstellern verspricht. Wenn die allgemeinen Marktpreise mit steigenden Kapazitäten jedoch erwartbar fallen, werden auch diese (angesichts eines hohen Dollars ohnehin fraglichen) Vorteile abschmelzen.
Ohnehin wären die Premium-Hersteller durch ihre größere Preisgestaltungsmacht besser gegen eventuelle Preisanstiege bei Batterien gewappnet. Solange Low-Cost-Hersteller wie BYD an Batterien kommen, sollte Mercedes-Benz damit keine Probleme haben.
Botter: Gerne ziehe ich die Eröffnung einer Beratungsfirma zusammen mit Lerzpftz in Erwägung. Mir ist jedoch nicht ganz klar, was Du mit dem Artikel, in dem festgestellt wird, dass der deutsche Maschinen- und Anlagenbau, der die Maschinen und Anlagen für eine eventuelle deutsche Batteriezellproduktion liefern würde, eben diese unterstützt, sagen willst. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau freut sich selbstverständlich über den Aufbau jeder Art von Produktionskapazität. Ob dies betriebswirtschaftlich sinnvoll wäre, kann man besser an der Nachfrage der Kunden – in diesem Fall also eventueller Batteriezellproduzenten in Deutschland – ablesen. Das Interesse scheint bisher, ähm, verhalten.
Entscheidend ist jedoch, dass die Kapazitäten, sofern benötigt, ohne weiteres aufgebaut werden können, sei es in Deutschland, Osteuropa oder in Asien. Es sind für mich überhaupt keine prinzipiellen Kapazitätsengpässe erkennbar, am ehesten vielleicht noch bei den Rohstoffen. Mir ist aber auch nicht bekannt, dass Tesla in dieser Hinsicht irgendwelche Vorteile hätte. Wir leben in einer Zeit der rasant voranschreitenden Automatisierung, während gleichzeitig Millionen billiger Arbeitskräfte in den globalen Arbeitsmarkt nachströmen. Welches Beispiel gibt es denn aus der jüngeren Vergangenheit, wo die Fertigung über einen Zeitraum von mehreren Jahren den Flaschenhals dargestellt hätte? Solarzellen, Mobiltelefone, Kühlschränke – alles wird von emsigen Asiaten und/oder Robotern immer schneller und immer billiger zusammengesetzt. Batteriezellen werden da keine Ausnahme bilden.
Das große Geld verdienen deswegen auch nicht die Fertigungsunternehmen, sondern die starken Marken. Siehe Hon Hai vs. Apple. Musk hat sich mit seinem Fokus auf die Fertigung, einer Schlacht, die er ohnehin nicht gewinnen kann, vollkommen verzettelt.
Die globale Lieferkette der Automobilindustrie erstreckt sich über ganz Osteuropa und bis ins tiefe China. Alleine Volkswagen produziert derzeit 100 mal so viele Autos wie Tesla. Das bedeutet: Um die Menge an Autos herzustellen, die Volkswagen an gut zwei (2!) Werktagen produziert, benötigt Tesla ein ganzes Jahr. Wenn Ihr trotzdem glaubt, dass es ausgerechnet dieses Kleinunternehmen aus dem Silicon Valley ist, das durch überlegene Fertigungstechnologie die Weltmarktführer der Automobilindustrie plattwalzen wird, dann sollte ich euch diesen Glauben wahrscheinlich auch lassen. Go, Alien Juggernaut! |