Eine kleine Zusammenstellung aus dem W:O board mit den neusten Nachrichten aus der Presse:
Vorabmeldung vom 12.03.2005:
DER SPIEGEL 11/2005 - 12. März 2005
Pleite der Schneider AG war vorhersehbar
Der Zusammenbruch des Fernsehherstellers Schneider AG im bayerischen Türkheim 2002 war offenbar frühzeitig vorhersehbar. Bereits 1997 lag im Unternehmen eine Studie vor, die erhebliche Zweifel an der Marktfähigkeit einer neuen Laser-Technologie äußerte, die dem Unternehmen das Überleben sichern sollte. 1998 stieg die landeseigene LfA Förderbank Bayern in das angeschlagene Traditionsunternehmen ein. Über zwei Kapitalerhöhungen wurden im Dezember 1999 und April 2000 insgesamt 71 Millionen Euro durch den Verkauf von Aktien eingesammelt. Die LfA reduzierte dabei ihren eigenen Anteil an der Firma um eine Million Aktien. Als Kaufanreiz für die Anleger galt eine Laserdisplay-Technologie, die von der Schneider- Tochter LDT entwickelt wurde und herkömmliche Fernsehgeräte ersetzen sollte. Nach damaliger Auskunft des Unternehmens stand die Technik kurz vor der Marktreife. Der Kurs der Aktie stieg zeitweilig bis auf 69 Euro. Eine dem SPIEGEL vorliegende Studie des damaligen LDT-Mitgesellschafters Daimler-Benz kam hingegen bereits 1997 zu dem Ergebnis, dass wichtige Komponenten für die Serienfertigung des Laser-TV frühestens " in 5 bis 10 Jahren preisgünstig genug verfügbar" seien. Das Papier plädierte für " eine Neubewertung der Marktaussichten" . Die LfA Förderbank will von der Existenz der kritischen Studie erst im Oktober 2004 erfahren haben."
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,345994,00.html
14.03.2005, SPIEGEL 11/2005
Inhaltsverzeichnis:
" ... 90 PLEITEN: Die dubiose Rolle der bayerischen Förderbank bei der Schneider AG..."
Quelle: http://service.spiegel.de/digas/servlet/...r?Q=SP&JG=2005&...
Der komplette Artikel (abgetippt):
" Bayerischer Wirtschaftsminister Wiesheu: In Erklärungsnöten
PLEITEN Bilder aus der Tiefkühltruhe Das Fiasko der Schneider AG war vorhersehbar. Doch mit falschen Versprechungen lockte das Unternehm bis zum Schluss Anleger an – unterstützt von der bayerischen Förderbank LfA. Die Fernsehzukunft sollte aus Türkheim kommen. Kein Plasma-TV oder Flachbildschirm, sondern ein Lasergerät, nicht größer als ein Zigarrenkistchen. Das Wunderding sollte Bilder projizieren, gestochen scharf und farbbrillant wie nie zuvor. Auf jedem Untergrund – egal, ob eben oder gewölbt, Stoffgardine oder Häuserwand – und in jeder Größe bis zu einer Bilddiagonalen von zehn Metern. Am Tollsten: Dieses Laserfernsehen sollte sogar für jedermann erschwinglich sein. Ein wunderbarer Traum,der den Aktienkurs der Schneider AG kurzzeitig in ungeahnte Höhen trieb.Doch inzwischen ist der Traum geplatzt. Das Unternehmen ist pleite. Es hagelt Strafanzeigen und Schadensersatzverfahren. Kleinanleger fühlen sich um Millionen von Euro geprellt. Mitschuld an dem Debakel scheint auch die landeseigene LfA Förderbank Bayern LfA) zu sein – und damit die Staatsregierung. Seit Jahren besteht der Verdacht, das Institut habe das marode Unternehmen künstlich am Leben gehalten und das eigene Risiko auf Kosten privater Anleger reduziert. Vor allem die enttäuschten Kleinaktionäre glauben, die Förderbank habe frühzeitig gewusst, dass die Lasertechnik in Wahrheit keinerlei Marktchancen hatte. Dennoch habe die Bank mit ihrem Engagement Seriosität vorgegaukelt und Anleger gelockt, um Geld zu akquirieren. „Bei Schneider wurde man nicht müde,den nichtsahnenden Anteilseignern einen Milliardenmarkt vorzuspiegeln “, schimpft Aktionär Armin Widmer. Bislang sind renitente Anleger, die wie Widmer seit Jahren nach Belegen für ihre Vorwürfe forschen,mit ihren Anzeigen und Klagen gescheitert.Doch nun belegen interne Papiere erstmals, dass bereits 1997 mehr als fraglich war, ob ein Laser-TV-Gerät für den Massenmarkt je realistisch war.Und sie legen den Verdacht nahe, dass die LfA frühzeitig von dem Problem gewusst haben könnte. Die Altlast bringt auch den bayerischen CSU-Wirtschaftsminister Otto Wiesheu in Erklärungsnöte. Die Geschichte beginnt 1998. Trotz diverser Umstrukturierungen fuhr der Fernsehhersteller Schneider beharrlich Verluste ein.Letzter Hoffnungsschimmer war bald jene Lasertechnologie, an der Schneider seit Anfang der neunziger Jahre bastelte – seit 1995 gemeinsam mit einer Daimler-Benz-Tochter in einem Joint Venture im thüringischen Gera. Ziel der LDT GmbH &Co.KG war ein marktfähiger Projektor für den professionellen und privaten Gebrauch zu erschwinglichen Preisen. Ab 2001 wollte Schneider mit der neuen Technik den Massenmarkt aufrollen. Umsatzerwartung 2002: bis zu 860 Millionen Mark. Nur wegen einigen paar Millionen Mark Verlust und 100 Millionen Mark Bankschulden wollte die Landesregierung das Geschäft nicht scheitern lassen. Im September 1998 übernahm die LfA für den Preis von einer Mark 250 000 Aktien der Gründerfamilie Schneider. Kurz darauf verfügte sie über 35,6 Prozent des Kapitals und die Stimmenmehrheit in der Gesellschaft. Statt einen industriellen Partner zu suchen,wollte die LfA mit Hilfe der Investmentbank Lehman Brothers die Firma mit frischem Kapital versorgen. In zwei Schritten – Dezember 1999 und April 2000 – sammelte Lehman über Verkauf von Aktien insgesamt 71 Millionen Euro ein. Mit den Geldern sollte die Lasertechnik voran-und die Firma aus den roten Zahlen gebracht werden. Deshalb kaufte Schneider Ende 1999 für gut 50 Millionen Mark die Daimler-Anteile an der LDT. Zugleich verkündete die Firma,die Marktreife des Laser-TV sei für 2002 in Sicht.Die Meldungen verfehlten ihre Wirkung nicht: Der Kurs stieg vor der zweiten Kapitalerhöhung auf 69 Euro. Lehman-Analysten verkündeten ein Potential von 120 Euro. Während sich im allgemeinen New-Economy-Rausch auch Privatanleger für das Papier zu begeistern begannen, hatte die Förderbank bereits ihr Risiko minimiert und eine Million Aktien abgegeben. Offenkundig aus gutem Grund, denn die LfA dürfte als Großaktionär über die Lage bei Schneider informiert gewesen sein: Im Aufsichtsrat saß der damalige LfA-Vorstand Franz Josef Schwarzmann. Im Sommer 2000 wechselte Ralf Adam, Abteilungsdirektor der Bank, in den Schneider-Vorstand. Kaum zu glauben, dass der LfA firmeninterne Zweifel an der Wundertechnik entgangen sein könnten. Denn die vollmundigen Erklärungen vom bevorstehenden Durchbruch der revolutionären Technik waren nicht mehr als eine Luftnummer. Zu diesem Schluss kommt eine bislang unveröffentlichte Studie des Ex-LDT-Gesellschafters Daimler aus dem Jahr 1997. Diese lag nack Auskunft eines der Verfasser der Schneider-Tochter LDT vor. Doch die LfA will von der Existenz der Studie erst im Oktober 2004 durch Minister Wiesheu erfahren haben. Ob die Schneider AG die Expertise kannte, wisse sie nicht. LfA-Mann Schwarzmann habe „ein persönliches Mandat “ im Aufsichtsrat von Schneider gehabt und der Bank nicht über Sitzungen des Gremiums berichtet. In der „Benchmarking-Studie: Laser-Display-Technologie “ bezweifelten die Autoren schon damals eine absehbare Realisierbarkeit des Projekts: Die meisten der dafür notwendigen Technologien „eignen sich auf Grund des hohen Aufwandes nur für Prototypen “. Wichtige Komponenten für die Serienfertigung von Heimgeräten würden gar erst „in 5 bis 10 Jahren preisgünstig genug verfügbar sein “.Die Autoren plädierten deshalb für eine „Neubewertung der Marktaussichten “. Das ernüchternde Ergebnis lag vor, bevor die neuen Anleger in das Investment einstiegen. Noch im Juni 2001 schwärmte Vorstand Adam:„Mit unseren Laserprojektoren wird jedes Wohnzimmer zum Kino.“ Das Gerät hatte jedoch eklatanten Nachteile: Es besaß die Größe einer Tiefkühltruhe, wog 200 Kilo und kostete 250.000 Euro. Bis 2004 werde das Gerät auf Zigarrenkistenformat schrumpfen. Doch so viel Zeit hatte die Firma nicht mehr. Ende Januar 2002 meldete Schneider Insolvenz an. Die Lasersparte, für rund sechs Millionen Euro an Jenoptik verkauft, fristete in Thüringen ein Nischendasein. Das Projekt Laser-TV wurde vom neuen Eigentümer inzwischen beerdigt. Im bayerischen Landtag war die Schneider-Pleite in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig Gegenstand von Anfragen. Bei den Antworten verstrickte sich Wirtschaftsminister Wiesheu wiederholt in Widersprüche. Zunächst war die Beteiligung an Schneider nicht mehr als eine „Brückenfinanzierung “. Später sprach der Minister von „einer gewichtigen und nicht risikolosen Bilanzposition in den Büchern der LfA “, deren Reduzierung durch den Verkauf der Aktien möglich war. Dass das Unternehmen auch mit frischem Geld fürs Lasergeschäft nicht mehr zu retten war, macht ausgerechnet die Doktorarbeit des LDT-Chefentwicklers Christhard Deter deutlich. Die Dissertation stammt aus dem Pleite-Jahr 2002, befasste sich mit der neuen Technik und wurde mit „summa cum laude “ ausgezeichnet.. Demnach waren mehrere grundlegende Komponenten noch nicht vorhanden: „Eine zeitliche Abschätzung ist aus heutiger Sicht für diese sehr schwierige Entwicklung nicht möglich “, schrieb Deter. Im Dezember 2001, Deter stand noch in Schneider-Diensten, klang allerdings seine Prognose noch anders: Das Laser-TV sei im Plan. „Wenn alles weiter so gut läuft, beginnen wir 2004 mit der Produktion.“ Markus Dettmer, Andreas Wassermann"
Quelle: SPIEGEL 11/2005, Seite 90-91
Hinweis: Abgetippt: Trotz Rechtschreibkorrekturprogramm keine Gewähr für Richtigkeit.
14.03.2005
" ftd.de, So, 13.3.2005, 20:15 Schneider-Aktionäre fühlen sich getäuscht Von Gerhard Hegmann
Der vor drei Jahren zusammengebrochene Unterhaltungselektronikkonzern Schneider hat nach Ansicht von Aktionären die Öffentlichkeit mit seinen Plänen über das Laser-Fernsehen massiv getäuscht. Eine Schadensersatzklage könnte die Folge sein.
Bereits 1997 sei eine Studie der damaligen Daimler-Benz-Konzernforschung für die gemeinsame Lasersparte LDT in Gera zu dem Ergebnis gekommen, dass eine breite Markteinführung des Laser-TV frühestens 2010 zu erwarten sei. Der Schneider-Vorstand hatte hingegen noch auf der Hauptversammlung 2001 behauptet, dass " voraussichtlich ab 2003/2004 Laser-Display-Geräte" für den privaten Gebrauch zur Verfügung stehen. " Unsere Klienten haben jetzt die Belege für eine Schadenersatzklage" , sagte Unternehmensberater Armin Widmer (Kraus Widmer Consulting, Zell b. Lörrach) der FTD.
Die Vision des Laser-Fernsehens hatte auf die Börsenbewertung von Schneider und damit auf die Realisierung der Kapitalerhöhungen im Dezember 1999 und im April 2000 entscheidenden Einfluss. Die US-Investmentbank Lehman Brothers schürte mit optimistischen Prognosen die Fantasie. Nach der Pleite gab es Strafanzeigen mitunter auch gegen die beiden Emissionsbanken und Ex-Großaktionäre LfA Förderbank Bayern und Lehman Brothers, weil sie die Aktionäre nicht über die wesentlichen Risiken aufgeklärt haben sollen und sich zeitgleich von ihren Aktienbeständen zu überhöhten Kursen trennen konnten .
Die dreiteilige Daimler-Studie muss nach Ansicht der Beratungsgesellschaft Kraus Widmer Consulting dem Schneider-Vorstand und nach Erstellung mehrerer Detailprüfungen (Due Dilligence) der LfA und Lehman bekannt gewesen sein. Daimler konnte seinen 50-Prozent-Anteil an der Laser-TV-Gesellschaft LDT Ende 1999 zum Einstandspreis von 25 Mio Euro an Schneider zurückgeben. Die LfA Förderbank behauptet erst im Oktober 2004 von der Studie erfahren zu haben, schreibt der " Spiegel" in seiner neuen Ausgabe."
Quelle: http://www.ftd.de/ub/in/1110611609158.html?nv=hpm
" Original-URL des Artikels: http://www.golem.de/0503/36898.html Veröffentlicht: 14.03.2005 09:28
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Pleite der Schneider AG vorhersehbar gewesen? Laserdisplay-Technologie nicht marktfähig gewesen
Der Zusammenbruch des Fernsehherstellers Schneider AG im bayerischen Türkheim 2002 war offenbar frühzeitig vorhersehbar. Bereits 1997 lag im Unternehmen eine Studie vor, die erhebliche Zweifel an der Marktfähigkeit einer neuen Laser-Technologie äußerte, die dem Unternehmen das Überleben sichern sollte. Das schreibt der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe.
1998 stieg die landeseigene LfA Förderbank Bayern in das angeschlagene Traditionsunternehmen ein. Über zwei Kapitalerhöhungen wurden im Dezember 1999 und April 2000 insgesamt 71 Millionen Euro durch den Verkauf von Aktien eingesammelt.
Die LfA reduzierte dabei ihren eigenen Anteil an der Firma um eine Million Aktien. Als Kaufanreiz für die Anleger galt eine Laserdisplay-Technologie, die von der Schneider-Tochter LDT entwickelt wurde und herkömmliche Fernsehgeräte ersetzen sollte. Nach damaliger Auskunft des Unternehmens stand die Technik kurz vor der Marktreife. Der Kurs der Aktie stieg zeitweilig bis auf 69,- Euro.
Eine dem Spiegel vorliegende Studie des damaligen LDT-Mitgesellschafters Daimler-Benz kam hingegen bereits 1997 zu dem Ergebnis, dass wichtige Komponenten für die Serienfertigung des Laser-TV frühestens " in 5 bis 10 Jahren preisgünstig genug verfügbar" seien. Das Papier plädierte für " eine Neubewertung der Marktaussichten" . Die LfA Förderbank will von der Existenz der kritischen Studie erst im Oktober 2004 erfahren haben. (ad)
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Quelle: http://www.golem.de/0503/36898.html
Es geht also weiter. Die Sache ist jedoch differenziert zu sehen. Es dürfen andere Aspekte nicht aus den Augen verloren werden: Z. B.: Zahlte Jenoptik genug? Siehe Ermittlungen laut der OTZ in Thüringen. Durfte die LfA bei SCHNEIDER die Sanierung verhindern?
Und: Welche Rolle hatte Lehman Brothers?
Aufgrund der laufenden Prozesse - Börse Online - Die Grünen - usw. dürften diese und andere Fragen wohl noch in 2005 geklärt werden.
Was meint denn Herr Deter dazu? Wird er hier von dem Spiegel und der FTD " in eine Reihe" mit anderen gestellt, wie z. B. Comroad, EM-TV, etc.? Dabei war Schneider keine neue Markt-Firma und auch in 2000 stiegen die Kurse nur verhältnismäßig moderat...
Wäre die sauberste Lösung nicht, wenn Lehman und die LfA alle ausstehenden Aktien aufkaufen würden?
Die nächsten Überraschungen können immer kommen...
Abwarten...
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