Heimliche Absprachen bei Balda-Wahl Zwei Aktionäre reichen Anfechtungsklage ein / "Dubiose Vergangenheit" des neuen Aufsichtsratschefs VON ANDREA FRÜHAUF
Bad Oeynhausen. Die Idunahall Verwaltungsgesellschaft hat die bereits gegenüber dieser Zeitung angekündigte Nichtigkeits- und Anfechtungsklage gegen die Wahl des Balda-Aufsichtsrates bei der außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin nun beim zuständigen Landgericht Dortmund eingereicht.
Die 26seitige Klageschrift des prominenten Anwalts Oliver Krauß, der für die Kirch-Gruppe mehrere Prozesse gegen die Deutsche Bank geführt hat, liest sich wie ein Krimi. Krauß, der zugleich selbst als Kläger auftritt, erhebt schwere Vorwürfe gegen den neuen Balda-Aufsichtsratschef Thomas van Aubel. Er wirft den Großaktionären Elector GmbH, über die van Aubel fast 30 Prozent der Balda-Anteile hält, und den US-Hedgefonds Octavian, Augustus, TPG, Indaba und Derek C. Schier heimliche Absprachen zur Stimmrechtsausübung vor - zusammen kamen sie damals auf 42,04 Prozent. "Bei einem verabredeten acting in concert hätten sie allen Aktionären ein Abfindungsangebot machen müssen", kritisiert der Anwalt.
Als Beweis führt Krauß ein Telefonat an, das Bernd Günther, Chef der Idunahall-Verwaltungsgesellschaft, am 27. August mit einem Mitarbeiter der First Berlin Equity Research (Berlin) geführt und dabei von der Absprache erfahren habe. In der Klageschrift heißt es: "Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass man zusammen in der Hauptversammlung über die erforderliche Mehrheit zur Neubesetzung des Aufsichtsrats verfüge und die Hedgefonds einen sehr guten Kandidaten benannt hätten." First Berlin habe Elector in puncto Balda beraten.
Weiterer Beleg für das "abgesprochene Vorgehen zur Machtübernahme" sei die Wahl von Klaus Rueth. "Per Schreiben vom 20. August unterbreiteten die Hedgefonds den Wahlvorschlag, Klaus Rueth in den Aufsichtsrat der Gesellschaft zu wählen", voraussichtlich als Ersatz für den bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden. Damit trat Rueth in Konkurrenz zu Oliver Oechsle, den Elector als Kandidaten für den Aufsichtsratsvorsitz ins Rennen geschickt hatte. Für solchen Fall sollte laut dem Versammlungsleiter für jeden Kandidaten ein eigener, mit seinem Namen beschrifteter Karton zur Stimmabgabe bereitstehen.
"Für Oechsle fehlte aber von Anfang der Hauptversammlung an ein mit seinem Namen beschrifteter Sammelbehälter", sagt Krauß. "Lediglich zum Schein stellte sich Herr Oechsle deshalb zunächst den Aktionären als Kandidat vor, um anschließend ohne nähere Begründung gegenüber den Aktionären unmittelbar vor seiner Wahl seine Kandidatur wieder zurückzuziehen." Inzwischen hat der Aufsichtsrat bekanntlich Balda-Vorstandschef Dominik Müser gefeuert und Oechsle als Vorstand berufen. Die Absprachen betrafen laut Krauß auch die Bestellung des weiteren Vorstandsmitglieds Dieter Brenken.
Krauß, der bei der Hauptversammlung in Berlin kritische Fragen an van Aubel stellte und darauf keine Antwort erhielt, verweist auf den "beispiellosen Machtkampf" zwischen der Balda-Verwaltung und Elector. Van Aubel habe vor der Hauptversammlung gegen Aufsichtsratschef Michael Naschke Strafanzeige wegen versuchten Betrugs erstattet und dabei auf Interna zurückgegriffen, "die er nur aufgrund der anwaltlichen Tätigkeit von Naschke in seiner Kanzlei oder aus Aufsichtsratssitzungen haben konnte".
Auch zu seiner "dubiosen" Vergangenheit schwieg van Aubel: Der Berliner Anwalt hielt demnach als Treuhänder für seinen Freund von der Osten Q-Cells-Aktien. Den Q-Cells-Börsengang förderte die landeseigene Beteiligungsgesellschaft IBG mit gut 40 Millionen Euro Steuergeldern. Krauß: "Von der Osten verantwortete diese Millionentransfers als Geschäftsführer der IBG, verheimlichte aber mit Hilfe seines Freunds van Aubel seine Beteiligung und ließ sich auch noch - neben van Aubel - in den Aufsichtsrat wählen." Die Familien von van Aubel und von der Osten erlösten mehr als 100 Millionen Euro. "Leidtragende waren die Aktionäre und die Gesellschaft". Auch für Balda und die Aktionäre befürchtet Krauß "eine Katastrophe". |