Öl-Aktien: Wieder erste Käufe tätigen
Seit Mitte Juli gings mit Öl-Aktien steil bergab. Gemessen am repräsentativen Amex-Oil-Index, der die 13 größten Öl-Schwergewichter enthält, verloren die Titel fast 15 Prozent – innerhalb von so kurzer Zeit eine rasante Talfahrt dieser Rohstoff-Blue-Chips.
Am Montag ging dann auch noch der Ölpreis in die Knie. Die Preise für die bekanntesten Ölsorten WTI und Brent verloren rund rund drei Dollar. Als Auslöser für die Korrektur wird am Markt die Angst vor einem Nachfragerückgang in den USA genannt. Stichwort: US-Kreditkrise. Diese – so die Befürchtungen – könnte die US-Wirtschaft stärker als erwartet abdrosseln und auch die Benzinnachfrage stark dämpfen.
Wir teilen diese Meinung nicht. Unter der Voraussetzung, dass die Kredit-Krise keinen Schaden größeren Ausmaßes anrichtet, sollten am Ölmarkt bald wieder die alten Bestimmungsfaktoren greifen. Das heißt vor allem, dass auch weiterhin Versorgungsengpässe absehbar sind. Gemäß der Internationalen Energie-Agentur wird bis 2012 die Expansion des weltweiten Ölangebots mit dem Nachfragezuwachs (jährlich 2,2 Prozent) nicht Schritt halten können. Begrenzt bleibt das Angebot auch deshalb, weil die freien Kapazitäten der OPEC-Länder, die 40 Prozent der globalen Fördermenge kontrollieren, immer mehr schrumpfen. Zudem lässt bei den westlichen Ölfeldern die Produktivität immer mehr nach.
Wir gehen demnach davon aus, dass die jüngste Korrektur vor allem technisch bedingt war. Bereits bei 68/70 US-Dollar hat Öl der Sorte Brent eine erste gute Unterstützung, eine weitere bei 64/65 US-Dollar. Mittelfristig sollte der Preis wieder die diesjährigen Höchstmarken von über 78 Dollar ins Visier nehmen. Von den wieder höheren Ölpreisen bzw. den absehbaren Engpässen an den Ölmärkten sollten Öl-Aktien weiter profitieren. Zumal sie jetzt auch auf einem attraktiven Niveau sind. Gemessen an den 2008er-Gewinnen haben Amex-Oil-Aktien jetzt ein KGV von nur zehn. Das ist im historischen Vergleich günstig. Im Schnitt gestand man den größten Öl-Boliden ein KGV von zwölf bis dreizehn zu. Berücksichtigt werden muss zudem, dass Öl-Aktien vor allem deshalb so stark fielen, weil mit der Suprime-Krise die Risikoaversion gegen Aktien allgemein zunahm. „Öl-Aktien korrelieren stärker mit dem Aktienmarkt als mit dem Rohöl selbst“, weiß Commerzbank-Rohstoffexperte Eugen Weinberg.
Berücksichtigt werden muss bei der Auswahl von Öl-Aktien allerdings, dass man Titel herausfiltert, die zuletzt steigende Öl- und Gas-Outputs auswiesen. Zudem ist eine gute Verankerung der Gesellschaften im Raffineriesektor nützlich. Denn in der Verarbeitung und im Vertrieb von Mineralölprodukten haben sich die Margen zuletzt deutlich erholt. Ein Konzern, der stark von der Erholung der Raffineriemargen profitiert, ist die französische Total. Mit einer Tageskapazität von mehr als 2,7 Millionen Barrel sind die Franzosen im Raffineriegeschäft in Europa führend. Der Ölmulti hat zudem die vormaligen Ausfälle in Nigeria, Venezuela und Aserbaidschan überwunden und will mit neuen Feldern die Produktion bis 2010 im Schnitt jährlich um fünf Prozent erhöhen. Schon im zweiten Quartal 2007 konnte er die Ölförderung dank eines neuen Feldes in Angola um 1,4 Prozent auf 2,322 Millionen Barrel steigern. Positiv auf die künftigen Gewinne sollte sich auch das starke Engagement im Flüssiggassektor (LNG) auswirken. Bis 2015 will Total hier die Produktion von derzeit rund acht auf über 20 Millionen Tonnen LNG pro Jahr ausbauen.
Neben Total sollte auch ein Investment bei dem Ölsandförderer Suncor Energy lohnen. Die Ölsandförderung soll Experten zufolge bis zum Jahr 2020 verdreifacht werden. Die kanadische Suncor ist der Branchenführer und sicherte sich rechtzeitig die Filetstücke bei der Ölsandgewinnung. Bereits 1967 begannen die Kanadier mit der Produktion. Heute kommt das Unternehmen auf eine tägliche Förderquote von zuletzt 200 000 Barrel. Bis 2012 will Suncor die Produktion pro Jahr um acht bis zehn Prozent steigern. Vor kurzem kündigte Suncor an, umgerechnet 3,1 Milliarden Euro in seine riesige Förderstätte im nördlichen Alberta zu investieren. Das dürfte Suncor nochmals einen kräftigen Schub nach vorne bringen. Mit einem 2008er-KGV von aktuell 17,0 ist der Titel angesichts der guten Wachstumsaussichten weiter attraktiv bewertet. |