HINTERGRUND: Solarbranche vor Fusionswelle - Siemens und Intel prüfen Einstieg Freitag, 17. August 2007
Nach Jahren des Aufschwungs bahnt sich eine Konsolidierung der Solarindustrie an. Im Fokus steht dabei Deutschland, wo dank üppiger Subventionen eine Vielzahl neuer Anbieter entstanden ist. Alleine im Börsensegment TecDAX sind mit Q-Cells , Solarworld, ErSol , Conergy und Solon fünf Solarfirmen notiert. "Aus meiner Sicht wird die Konsolidierung in den nächsten zwei bis drei Jahren laufen", sagt Hans-Martin Rüter vom Bundesverband Solarwirtschaft. Neben den Unternehmen aus der Branche könnten auch ein "paar Große" zugreifen - neben Siemens und General Electric zeigen sich laut Branchenkennern die Chipkonzerne Intel und Samsung interessiert.
Treiber der Konsolidierung ist der Kapazitätsausbau, der in den kommenden Jahren für einen Preisverfall bei Solarmodule sorgen wird. In Deutschland wird derzeit ein Milliardenbetrag in den Bau neuer Fabriken investiert. "Wer nicht alles selbst produziert - also vom Wafer bis zum Modul -, der hat keine Überlebenschance", sagt Frank Asbeck, Vorstandschef der Bonner Solarworld AG. Der Großaktionär bekräftigte, dass Solarworld nicht zum Verkauf steht. "Wir werden unabhängig bleiben."
Übenahmegelüste werden den Schwergewichten Siemens und General Electric (GE) nachgesagt, die bereits über ein starke Standbein im Kraftwerksbau verfügen. Angelockt werden sie von den hohen Zuwachsraten der Branche. Alleine innerhalb Deutschlands soll bis 2012 der Umsatz von zuletzt 4,9 Milliarden auf 8 Milliarden Euro steigen, schätzt der Solar-Verband. Boomländer wie Italien, Spanien und die Vereinigten Staaten weisen noch höhere Zuwachsraten aus.
Dieses Geschäft wollen sich die Konzerne nicht entgehen lassen: "Siemens lotet derzeit die Möglichkeiten für einen Einstieg aus und Vorstände führten bereits erste Gespräche", sagt ein Branchenkenner. Die Münchener halten sich mit einem Kommentar zurück, verweisen allerdings darauf, dass sie den Markt beobachten. Mögliche Übernahmekandidaten gibt es zuhauf - deutschlandweit hat der junge Industriezweig über 50 Produzenten hervorgebracht.
Neben den etablierten Unternehmen drängen neue Akteure in das Geschäft mit der Sonne: "In der Halbleiterbranche gibt es entsprechende Überlegungen", sagt Rüter, der auch Chef des Solarkonzerns Conergy ist. Die Konzerne aus dem Bereich hätten gute Kenntnisse über den Umgang mit dem Rohstoff Silizium, der auch in die Produktion von Solarzellen verwendet werden.
Nach Informationen von dpa-AFX lotet derzeit der amerikanische Marktführer Intel Akquisitionsmöglichkeiten aus. Es habe bereits erste Kontakte mit möglichen Übernahmezielen gegeben, auch mit deutschen Unternehmen, sagt eine beteiligte Person. Eine Entscheidung gebe es aber nicht. Interesse habe auch die südkoreanische Samsung , die bereits eine eigene Produktion aufgebaut habe./mur/fn/she |