[...] Zurück zu Mony. Ich traf sie in einem stillen Amphitheater an einem einsamen Strand. Eigentlich sollte dort eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Mondlandung stattfinden, organisiert vom Magazin "Wired". Im "Second Life"-internen Terminplan stand als Startzeit "7 pm", aber weder Mony noch ich wussten, welche Zeitzone da gemeint war, offenbar im Gegensatz zu allen anderen Interessenten. Deshalb waren wir allein dort. Ich fasste mir ein Herz und sprach, genauer: chattete Mony an. Weil ich wissen wollte, warum sie eine mächtige Fatboy-Harley auf dem Schoß hatte. Und weil ich mich ein bisschen einsam fühlte - ich war zuvor nur durch sehr verlassene Gegenden gestreift, hatte in einem leeren Club allein getanzt, in leeren Kinos und an einsamen Whirlpools gesessen. Die einzigen Avatare, die ich traf - ein paar spärlich bis gar nicht bekleidete Frauen, die auf schwebenden Kissen zu meditieren schienen - hatten auf meine Kontaktversuche nicht reagiert. Zicken. "Das Motorrad klebt an meinem Bein" "Hi", sagte ich und Sponto machte dabei Klavierspiel-Gesten mit den Händen (das machen die Avatare immer, wenn man tippt). "Was gibt's?", antwortete Mony (der Name der Figur steht im "Second Life" praktischerweise über dem Kopf jedes Avatars). So kamen wir ins Gespräch, fast wie im richtigen Leben, nur dass sie eine entfernt weibliche Figur mit weißem Kittel, rotem Kopf und einem weíßen Ring statt eines Gesichtes war, und ich eine magere Cyberpunk-Lady mit blauschillernden Augäpfeln. Ich fragte nach dem Motorrad auf ihrem Schoß und Mony sagte "das habe ich für 15 Linden-Dollar gekauft - ich dachte, ich könnte damit fahren. Aber jetzt klebt es an meinem Bein und ich kriege es nicht mehr ab". <!-- Vignette StoryServer 5.0 Tue Jan 30 12:09:14 2007 --><!-- Asset forum: TemplateEngine -->Forum Diskutieren Sie mit anderen SPIEGEL-ONLINE-Lesern! 66 Beiträge Neuester: Heute 11:27 Uhr von Antisthenes Um das zu demonstrieren, stand Mony auf und ging ein paar Mal auf und ab. Bei jedem Schritt marschierte die Harley mit, als fester Bestandteil von Monys linkem Oberschenkel. Ich musste lachen (in Wirklichkeit) und suchte dann hektisch im entsprechenden Aufklapp-Menü nach dem "Lachen"-Befehl, um auch Sponto lachen zu lassen. Ein paar Basis-Animationen bekommt man bei der Geburt mit (auch das fast wie im richtigen Leben). Man muss nur schnell mit der Maus sein oder Tastatur-Shortcuts kennen, um sie abzurufen. Vom Lacherfolg offenbar ermutigt, sagte Mony: "Ich habe auch noch ein Reuters-Werbeplakat, das ich auf dem Kopf tragen kann" und auf ihrem Kopf erschien in der Tat ein seltsames Objekt, das wohl irgendwo in "Second Life" (SL) aufgestellt worden war, um für die virtuelle Niederlassung der Nachrichtenagentur Reuters zu werben. Alles, was man bei sich trägt (die unsichtbaren Taschen eines Avatars sind geräumiger als der Schnabel von Pelle dem Pelikan in den "Petzi"-Büchern), kann man auch anziehen, tragen, anlegen - kurz mit dem Avatar verknüpfen. "Damit Sie mal was anderes sehen als Sex" Der Gesamteffekt war umwerfend, besonders, als Mony auch noch begann, mit Harley und Kopfputz Tanzschritte zu machen und Pirouetten zu drehen. "Ich bin schon aus einigen Clubs geflogen deswegen", sagte sie, und ich weiß leider nicht, ob das ein Witz war. [...] Q: und dazu mehr unter: http://www.spiegel.de/netzwelt/spielzeug/0,1518,462552,00.html (Ich hoffe das war jetzt Ariva-Urheberrecht-Vorauseilender-Gehorsam-Konform...) |