Kaufvertrag für Karstadt unterzeichnet Utl: Einigung über Senkung der Warenhausmieten steht noch aus =
Essen (apn) Der Kaufvertrag für Karstadt ist nach langem Bangen am Donnerstag unterzeichnet worden. Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und der künftige Eigentümer, der deutsch-amerikanische Milliardär Nicolas Berggruen, setzten am Dienstag ihre Unterschriften unter das Papier, das die Zukunft des zahlungsunfähigen deutschen Traditionskonzerns sicherstellen soll, wie Görg mitteilte. Allerdings bedeuten die Unterschriften noch nicht die endgültige Rettung des Konzerns. Denn der Kaufvertrag ist noch an einige Bedingungen geknüpft, bevor er rechtskräftig wird. Dazu gehören die Zustimmung des Kartellamtes, aber auch eine abschließende Vereinbarung von Berggruen mit dem Vermieterkonsortium Highstreet über Mietreduzierungen für die Karstadt-Warenhäuser. Görg zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass der Verkauf an dieser Hürde nicht scheitern wird. «Nachdem sich alle Parteien in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv ausgetauscht haben, sollten die notwendigen Einigungen für alle Beteiligten darstellbar sein», sagte Görg. Alle Gläubigergruppen müssten sich schließlich ihrer sozialen und wirtschaftlichen Verantwortung für 25.000 Mitarbeiter bei Karstadt und weitere rund 30.000 Arbeitsplätze bei deutschen Lieferanten bewusst sein.
Zwtl: Vollzug wohl erst im Spätsommer Bis der Kaufvertrag rechtskräftig wird, kann es nach Schätzungen des Insolvenzverwalters noch bis zum Spätsommer dauern. Der Vertragsabschluss solle und müsse aber dazu beitragen, bei den Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Kreditversicherern sowie den Vermietern das Vertrauen in die Stabilität und das Wachstum von Karstadt Schritt für Schritt zu steigern, sagte Görg. Die Gläubigerversammlung des zahlungsunfähigen Warenhauskonzerns hatte am Montagabend grünes Licht für den Verkauf der 120 verbliebenen Karstadt-Warenhäuser an Berggruen gegeben. Er will der Kaufhauskette nach eigenen Angaben zusammen mit der Modegruppe BCBG Max Azria neues Leben einhauchen. Der 48-Jährige Kunstsammler und Investor setzte sich damit gegen Konkurrenten wie das Vermieterkonsortium Highstreet, die deutsch-schwedische Investmentfirma Triton und einen russischen Interessenten durch. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßte die Entscheidung für Berggruen. Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane sagte am Dienstag im rbb-inforadio, eine wichtiger Abschnitt sei damit geschafft: «Jetzt hat das neue Kapitel endgültig angefangen, wir sind noch im Übergang, aber es ist eine wichtige Etappe.» Zwtl: Erleichterung bei Arbeitnehmern Die Gewerkschafterin betonte, das Vermieterkonsortium Highstreet habe bereits seine Bereitschaft zu Zugeständnissen beim Streitthema Mieten signalisiert: «Es gibt ein Paket, dass die Vermieter selber anbieten, weil unstrittig ist, dass mit diesen Mieten kein Betreiber die Warenhäuser profitabel führen kann.» Vor diesem Hintergrund hätten die Vermieter angeboten, über fünf Jahre auf einen dreistelligen Millionen-Betrag an Mieten zu verzichten. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle zeigte sich ebenfalls erfreut über die Entwicklungen bei Karstadt. «Es ist eine gute Nachricht, dass sich der Gläubigerausschuss für einen Käufer von Karstadt entschieden hat. Damit ist Karstadt einen ganz wichtigen Schritt vorangekommen», sagte er in Berlin. Auch bei den Karstadt-Beschäftigten sorgte die Entscheidung des Insolvenzverwalters für Erleichterung, hatte Berggruen doch angekündigt, dass er keine weiteren Opfer der Belegschaft erwarte. 081614 jun 10 |