Grünwald (aktiencheck.de AG) Die erste wirklich globale Spekulationsblase - genau das vermutet Jeremy Grantham, ein legendärer Value-Investor und Chef von GMO, einer global agierenden Investmentfirma mit 150 Mrd. USD verwaltetem Vermögen, der viele Prominente ihr Geld anvertrauen, unter anderem US-Vize-Präsident Dick Cheney, so die Analysten von Dr. Lux & Präuner Research. Grantham sei für seinen systematischen Value-Ansatz bekannt und habe Verschiedenes dazu veröffentlicht. Vor einigen Jahren hätten Grantham und Kollegen in mühevoller Kleinarbeit alle Aktien-, Renten-, Rohstoff- und Währungsmärkte der Welt nach Spekulationsblasen in der Vergangenheit durchforstet. Sie hätten herausfinden wollen, was solche Blasen charakterisiere, wie sie entstünden und wie sie sich auflösen würden. Als Spekulationsblase hätten sie jedes Ereignis definiert, das höchstens einmal in 40 Jahren auftrete und bei dem die Kurssteigerungen mehr als zwei Standardabweichungen über den statistischen Mittelwerten liegen würden. Insgesamt hätten sie 28 solche Blasen identifizieren können. Sie hätten herausgefunden, dass all diese Blasen zwei Voraussetzungen gehabt hätten - exzellente Fundamentaldaten und leicht verfügbares Geld. Wann immer diese beiden Bedingungen aufgetreten seien, hätten sie den Eindruck eines perfekten ökonomischen Umfeldes erweckt und es den Investoren gestattet, mithilfe von Krediten ihren Spekulationsdrang voll auszuleben. Es komme zu einem sich selbst verstärkenden Effekt: Je mehr Risiko man eingehe, desto erfolgreicher sei man, und je erfolgreicher man sei, desto mehr Risiko sei man bereit einzugehen. Dazu komme ein aus den Kurssteigerungen resultierender Optimismus, der jeden anstecke und mitreiße. Alle Spekulationsblasen hätten aber auch eine weitere Eigenschaft gemeinsam gehabt: Alle 28 seien auf den normalen langfristigen Trend zurückgefallen, es habe keine Ausnahmen gegeben und es sei nie eine neue Ära eingeleitet worden. Grantham habe keine einzige Abweichung von dieser Regel gefunden, sämtliche Blasen hätten auf ihre Langfristtrends zurückkorrigiert. Zur aktuellen Situation und unter dem Eindruck einer sechswöchigen Weltreise schreibe Grantham in seinem Newsletter: "Von indischen Antiquitäten, über chinesische Gegenwartskunst, ob Grundstücke in Panama, ob Wälder, ob Infrastruktur, von Junk-Bonds bis hin zu den blausten Blue-Chips, alles befindet sich in einer Spekulationsblase." Die Argumente, die diese Kurssteigerungen begleiten würden, seien bekannt - "neues Land kann nicht produziert werden", "mit diesen Wachstumsraten und den niedrigen Zinsen müssen die Aktienmärkte einfach steigen", "Private-Equity-Investoren werden die Märkte weiterhin nach oben treiben" usw. Sie seien allerdings nicht neu, vergangene Blasen hätten zum Teil exakt die gleichen Argumente gehabt. Das neue an dieser Spekulationsblase sei, dass es sich erstmals um eine wirklich globale, nahezu alle Asset-Klassen umfassende Blase handle. Sie sei offensichtlich eine Begleiterscheinung der allgemeinen Globalisierung. Es stehe zu erwarten, dass das Platzen dieser Blase ebenfalls ein globales Ereignis sein werde, d. h. alle Märkte und Asset-Klassen würden daran beteiligt sein. Genau diese Gefahr sei es, die private Investoren wie auch erfahrene Wertpapiermanager auf die Probe stelle und auch Auswirkungen auf jede Vermögensverwaltung haben müsse, die implizite Marktrisiken mit einbeziehe. Weil kaum noch etwas wirklich günstig sei, herrsche praktisch Anlagenotstand. Andererseits sei der Druck da, auf den gegenwärtigen positiven Trends zumindest teilweise mitzuschwimmen. Zumal Spekulationsblasen über sehr lange Zeiträume fortbestehen und in dieser Zeit deutliche Kursgewinne nach sich ziehen könnten (man denke nur an die Neuen-Markt-Zeiten). Auch Grantham sei der Meinung, dass man möglicherweise noch ein Stück vom Ende der aktuellen Blase entfernt sei. Fast immer hätten nämlich die von ihm ausgemachten Blasen in einer exponentiellen Phase starker Übertreibungen geendet. Eine solche Phase hätten die Analysten von Dr. Lux & Präuner Research bei der aktuellen globalen Blase noch nicht gesehen (außer vielleicht in kleinen Teilbereichen, wie dem US-Immobiliensektor oder aktuell im lokalen chinesischen Aktienmarkt). Natürlich stelle sich damit die Frage, ob man fundamentale Kriterien zurzeit eher außen vor lassen sollte und alles auf technischen Signalen aufbaue. Die allermeisten Anleger würden denken, dass sie eine Trendwende schon erkennen und rechtzeitig agieren würden. Das sei eine Illusion und hier bestehe eine reale Gefahr. Der Markt habe die unwiderstehliche Fähigkeit, die Mehrzahl der Marktteilnehmer in einem falschen Glauben zu halten. Auch diesmal werde das so sein. Vielleicht dadurch, dass die Aufwärtsbewegung nicht in einer Schlusseuphorie ende, vielleicht aber auch dadurch, dass diese Blase viel weiter und länger laufe, als jeder jetzt ahnen könne. Ein Hinweis darauf seien die aktuellen Sentimentindikatoren, die sehr viel Pessimismus im Markt anzeigen würden. Auf dieser Basis könne der Markt unter viel Angst in kleinen Schritten weiter nach oben laufen. (Ausgabe 07/2007) (18.07.2007/ac/a/m) Quelle: news.onvista.de/analysten-empfehlungen.html |