Guten Tag !
Der erste Analyst (von Warburg) hat sein Research nach der Vorlage der endgültigen Zahlen und der anschließenden Bilanzpressekonferenz überarbeitet und empfiehlt die Aktie weiterhin zum Kauf - allerdings mit einem von 7,40 Euro auf nunmehr 8,00 Euro erhöhten Kursziel.
Man geht für das laufende Jahr von einem Umsatz von 96 Mio aus (also etwas oberhalb der Prognose des Vorstands, in 2022 sollen dann 101 Mio Euro erreicht werden und in 2023 106 Mio Euro. Dabei soll das EpS 2021 bei 56 Cent liegen und in den Folgejahren dann auf 59 bzw. 62 Cent steigen. Danach soll dann die Dividende von 29 Cent für das laufende und das kommende Jahr beibehalten werden, um dann in 2023 auf 30 Cent zu erhöht zu werden.
Wie üblich halte ich diese Annahmen für etwas sehr optimistisch. Alleine schon die Tatsache, dass der Analyst von regelmäßig um 5% steigenden Umsätzen ab dem kommenden Geschäftsjahr ausgeht, halte ich für unrealistisch. Ich räume allerdings gerne ein, dass es im Grunde unmöglich ist, den Umsatz eines Verlags für das nächste oder übernächste Jahr wirklich seriös zu greifen. Wie schon häufiger ausgeführt, kann man bei einem "normalen" Unternehmen, das eine gefragte Maschine produziert davon ausgehen, dass diese Maschine mit entsprechenden kleineren technischen Weiterentwicklungen auch in zwei Jahren noch verkauft werden kann. Bei einem Buch kann es dagegen sehr wohl passieren, dass dieses heute ein Bestseller ist und in drei Monaten schon fast zum Ladenhüter avanciert ist, weil es längst neue Bücher auf den Bestsellerlisten gibt. Wie gut ein Programm vom Publikum angenommen wird, lässt sich also nur sehr bedingt für das aktuelle Programm sagen und erst recht nicht für das Programm in zwei Jahren. Daher halte ich konstante Wachstumsraten für den Umsatz als Projektion nur bedingt für tauglich.
Zustimmen würde ich dann aber bei der konstant bleibenden Ebitmarge. Ich denke auch, dass nach den Effizienzsteigerungsprogrammen des Vorgängervorstands und der Fortführung dieser Programme durch den aktuellen Vorstand die Kostenstrukturen schon optimal sind und man da nur noch sehr wenig "herausholen" kann.
Unterhalb des Ebits würde ich die Werte dann auch für realistisch halten - Finanzkosten von etwa 0,5 Mio Euro und einen Steuersatz von 32,5%.
Entscheidend wird also mMn in den nächsten Jahren sein, wie sich in dem jeweiligen Jahr der Umsatz entwickelt - und der kann mMn mal niedriger liegen als die angestrebten 100 Mio Euro - wenn es mal eine ausgesprochene Flaute auf dem Buchmarkt gibt oder BL die falschen Bücher gemacht hat - oder eben auch mal (deutlich) drüber, wenn BL ein erfolgreiches Programm und viele Bestseller produziert hat. Ich bleibe daher dabei, dass das EpS in den nächsten Jahren sich so um die 53 Cent bewegen dürfte - mal etwas drunter, mal etwas drüber (Berechnung: 100 Mio Euro Umsatz, 11 Mio Euro Ebit, 0,5 Mio Euro Finanzkosten, 32,5% Steuern = Konzernjahresüberschuss von etwa 7 Mio Euro und das macht bei 13,2 Mio Aktien ein EpS von rein rechnerisch 53 Cent). Das ist sicher ein sehr auskömmliches Szenario, wenn es sicher auch Anleger, die "Spannung" suchen oder dem Spruch "no risk no fun" folgen zu langweilig sein dürfte.
Nachhaltige Verschiebungen (oder ein bisschen Spannung) dürfte es mMn nur durch Toplinewachstum geben - und das dürfte eher über neue Autoren oder Verlage zu erreichen als sozusagen organisch zu organisieren sein. Geld dafür sollte genügend vorhanden sein (und dadurch dass der Cashflow stabil sehr positiv ist, sollte sich das in den nächsten Jahren auch nicht ändern, so dass man auch nicht nur einen Versuch hat). Auch bei Übernahmen wird nicht "jeder Schuss ein Volltreffer" werden - aber im Bereich "Buch" hat Bastei Lübbe deutlich mehr Expertise als bei Computerspielen, so dass ich das Risiko, sich bei Übernahmen total zu verschätzen wie weiland bei Daedalic für eher begrenzt halte. |