U-Bahn-Schläger und Bus-Messerstecher sitzen in Haft
Jugendliche erkannten 16-jährigen Täter auf Fotos wieder / Gesuchter 23-Jähriger stellte sich mit gepacktem Koffer bei der Kripo
13.03.2008
Lokales - Seite 25
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VON ANDREAS KOPIETZ
Die Polizei hat zwei Täter gefasst, die in öffentlichen Verkehrsmitteln mehrere Menschen verletzt haben. Fahnder nahmen am Dienstagnachmittag in Wedding den 16-jährigen Kurtulus M. fest. Er soll am 1. März in der U-Bahn-Linie 9 zuerst zwei Frauen belästigt und dann einen 44-jährigen Fahrgast, der ihn aufforderte damit aufzuhören, bewusstlos getreten haben. Der Mann musste daraufhin von einem Notarzt reanimiert werden.
Die 6. Mordkommission nahm die Ermittlungen auf. Am Dienstag veröffentlichte die Polizei Bilder einer Überwachungskamera vom U-Bahnhof Westhafen und Handy-Aufnahmen, die den Täter zeigen. Schon Tage zuvor suchten Beamte der Operativen Gruppe Jugendgewalt der Direktion 3 in Wedding Treffpunkte Jugendlicher auf und zeigten den Jungen und Mädchen Ausdrucke der Videos. Einige erkannten den Schläger und sagten den Ermittlern auch, wo dieser wohnt. Am Dienstag nahmen Polizisten Kurtulus M. in dessen Wohnung fest. Den Schüler hat die Polizei schon mehrfach wegen gefährlicher Körperverletzung registriert. Ein Richter erließ gestern Mittag Haftbefehl gegen ihn. Trotzdem sucht die Polizei weiterhin Fahrgäste, die von ihm belästigt wurden oder sonstige Zeugen der Tat. Noch nicht gemeldet haben sich zum Beispiel zwei junge Frauen, die auf dem U-Bahnhof Westhafen mit einem Hund unterwegs waren.
Ein weiterer mutmaßlicher Schläger sitzt ebenfalls hinter Gittern: Nach dem 23-jährigen Selcuk B. aus Neukölln wurde mit Haftbefehl gesucht, wie auch nach seinem 24-jährigen Freund Mehmet S. Beide sollen am 1. März in einem Bus der Linie M 29 in Kreuzberg einer Frau gegen den Kopf getreten haben. Als der Busfahrer die beiden rauswerfen wollte, prügelten sie auf ihn ein. Der 34-jährige Fahrer bekam außerdem ein Messer in den Rücken und wurde schwer verletzt. Gestern früh meldete sich Selcuk B. mit gepacktem Koffer bei der Kripo der Direktion 5. Er hatte den Fahndungsdruck nicht ausgehalten. Mehmet S. ist aber noch nicht gefasst. Im November 2006 wurde dieser bereits einmal im Kreuzberger Wrangelkiez festgenommen. Er hatte sich als Wortführer hervorgetan, während mehr als Hundert Araber und Türken Polizeibeamte bedrohten. Anschließend präsentierte er sich mit Halskrause und blauen Flecken und behauptete, dass Polizisten ihn misshandelt hätten. Gerüchte, dass der Gesuchte in der Türkei untergetaucht ist, hält die Polizei nicht für wahrscheinlich.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/...okales/0066/index.html -----------
Die kollektive Form des absurden Verhaltens ist wohl die gefährlichste, weil die Absurdität niemanden mehr auffällt und weil sie als "Normalität" sanktioniert wird. [Alice Miller]