Davon dürfte auch Drillisch profitieren. freenet allerdings auch; also ran an den Speck MSP.
Rheinische Post, Ausgabe vom 19.06.2008 von Silke Fredrich
Das mobile Supernetz kommt.
Mit dem Handy unterwegs sein und dabei genauso schnell im Internet surfen wie am heimischen Computer - das ist in anderthalb Jahren Realität. LTE heißt der neue Datenturbo, mit dem Netzausrüster Ericsson die Netzbetreiber ausstatten will. Die Branche wittert ein Riesengeschäft.
Düsseldorf Immer mehr Handybesitzer nutzen ihr Gerät auch dazu, im Internet zu surfen oder E-Mails zu bearbeiten. Ein großer Nachteil ist bislang, dass das Surfen über das Handynetz mit dem Funkstandard UMTS ziemlich langsam ist. Das soll sich bald ändern. Der schwedische Netzausrüster Ericsson entwickelt derzeit ein neues superschnelles Netz namens LTE (Long Term Evolution). Die Übertragung von Daten ist mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Mbit/ Sekunde mindestens um das 15-fache schneller als mit UMTS. Das Surfen im Internet über das Handy wird damit genauso komfortabel wie mit dem heimischen Rechner mit DSL-Anschluss.
Neue Umsatzfelder
„LTE wird sich zum Weltstandard entwickeln, also müssen Nutzer auch nicht fürchten, dass sie die neue Technik nur in bestimmten Ländern nutzen können", sagte Christoph Bach, Mobilfunkspezialist bei Ericsson, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Bereits seit mehreren Jahren versuchen Netzausrüster und Netzbetreiber neue Nutzungsmöglichkeiten für Handys zu schaffen und sich so weitere Erlösquellen neben der klassischen Sprachtelefonie und SMS zu schaffen. Mittlerweile macht der Umsatz mit mobilem Datenverkehr bei Netzbetreibern fast 40 Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Schon Anfang kommenden Jahres will Ericsson die neue LTE-Netztechnik den Mobilfunknetzbetreibern anbieten. Ein Jahr später könnten Anwender bereits den neuen Geschwindigkeitsrausch spüren. Ein Ericsson-Sprecher betonte, dass man mit der Etablierung des neuen Supernetzes nicht die gleichen Fehler machen wolle wie bei der Einführung von UMTS. „Damals war die Technik nach aufwändiger Lizenzersteigerung verfügbar, aber es gab so gut wie keine Geräte für den Anwender, mit denen sich die neue Technik nutzen ließ". Deshalb arbeiten Hersteller schon jetzt an Geräten und Anwendungen, die eine derart schnelle Übertragungstechnik brauchen. Samsung etwa entwickelt eine Digitalkamera, die geschossene Bilder über den neuen Datenturbo direkt ins Netz oder auf andere Endgeräte schickt.
Auch Hersteller von Spielekonsolen hoffen auf höheren Absatz von tragbaren Konsolen. „Durch die mobile Datenverbindung können Nutzer an jedem Ort selbst grafisch aufwändige und datenintensive Spiele miteinander spielen", erklärt Ericsson-Experte Bach. Auch tragbare DVD-Spieler sind denkbar, die binnen weniger Minuten einen Film auf das Gerät laden können (vgl. Grafik rechts). Die Autoindustrie brütet über Unterhaltungssysteme, auf denen Beifahrer hochauflösende Filme herunterladen und ansehen können. Damit alles ruckelfrei läuft, werden allerdings noch einige Jahre vergehen, weil die Netzabdeckung für einen permanenten Empfang sehr engmaschig sein muss.
Nicht nur Ericsson wittert ein Riesengeschäft. Das Marktforschungsunternehmen Strategy Analystics prognostiziert ein Marktvolumen von 17 Milliarden Dollar (10,9 Milliarden Euro) für mobile Breitband-Endgeräte. Siegmund Redl, Deutschland-Chef des Mobilfunkentwicklungsunternehmens Qualcomm, setzt auf den Markt mobiler Anwendungen.“Die höheren Übertragungsraten ermöglichen auch neue Dienste wie mobiles Einkaufen und Bezahlen". Redl glaubt, dass sich durch die raschen Übertragungsmöglichkeiten auch das bislang vor sich hin dümpelnde Handy-TV einen neuen Schub erhält. „Nutzer haben die Wahl, künftig sowohl Standardprogramme anzusehen, als auch personalisierte Inhalte zu abonnieren". |