FRANKFURT (dpa-AFX) - Aktien der Freenet AG haben am Freitag leichte Abschläge verzeichnet und sich damit vergleichsweise gut gehalten. Gegen 10.40 Uhr gaben die Titel des Telefonanbieters um 0,36 Prozent auf 10,92 Euro nach. Der Technologiewerte-Index TecDAX fiel zeitgleich um 0,89 Prozent auf 866,27 Punkte.
Eine Einstweilige Verfügung gegen die Übernahme von Debitel durch den Konkurrenten Freenet war am Donnerstag vom Landgericht Kiel abgelehnt worden. Das Gericht entschied damit über einen Antrag des Freenet-Anteilseigners MSP Holding gegen die Ausgabe neuer Freenet-Aktien. So wollten die MSP-Muttergesellschaften United Internet und Drillisch den Debitel-Kauf durch Freenet auf juristischem Wege verhindern. Händler sagten, die Ausgabe neuer Aktien belaste den Freenet-Kurs. United Internet fielen um 0,14 Prozent auf 13,87 Euro.
'Der Markt hat die Gerichtsentscheidung weitgehend erwartet', schrieb Analyst Stefan Borscheid von der WestLB in einer aktuellen Studie. Dies erkläre auch die unspektakuläre Kursreaktion bei Freenet. Allerdings könnten United Internet und Drillisch gegen das Urteil Einspruch einlegen. MSP fordere in einem zweiten Antrag, über den noch nicht entschieden worden sei, die nächste Hauptversammlung so bald wie möglich abzuhalten - für Borscheid wäre das vor der Ausgabe neuer Freenet-Aktien an den Finanzinvestor Permira, dem Drillisch gehört. Seiner Einschätzung nach hat der Markt bereits eingepreist, dass die von United Internet angestrebte Freenet-Übernahme scheitern wird. Entscheidend sei, dass Permira mit den neuen Freenet-Aktien fast 25 Prozent an dem Unternehmen halten würde. Damit würde es für United Internet und Drillisch auf der nächsten Freenet-Hauptversammlung deutlich schwieriger, eine Mehrheit zu finden. Borscheid bestätigte die Freenet-Aktie mit 'Add' sowie einem Kursziel von 13 Euro. Das Votum für United Internet lautet weiter 'Buy', das Ziel 20 Euro.
Nach Einschätzung von equinet-Analyst Adrian Pehl ist United Internet seinem Ziel, das DSL-Geschäft von Freenet zu übernehmen, keinen Schritt näher gekommen. Auch er sah in der Gerichtsentscheidung keine Überraschung. In drei Wochen könnten United Internet und Drillisch zwar ein offizielles Gebot für den gesamten Freenet-Konzern vorlegen. Doch angesichts der jüngsten Aussagen von United-Internet-Chef Ralph Dommermuth sei dies sehr unwahrscheinlich. 'Die Situation bleibt undurchsichtig', fasste Pehl zusammen. Er bleibt bei seinem 'Accumulate' Votum für United Internet und hält auch am Kursziel von 15,50 Euro fest.
Das Kieler Urteil kommt auch für die DZ Bank nicht unerwartet. Angesichts fehlender stichhaltiger Gründe des MSP-Antrags gegen eine Kapitalerhöhung bei Freenet bewertete Analyst Joeri Sels diesen als 'Verzweiflungsakt'. Dennoch rechnet er damit, dass MSP in der nächsthöheren Gerichtsinstanz Revision einlegen und so einen letzten Versuch machen wird, auf die Stimmverteilung der kommenden Freenet-Hauptversammlung Einfluss zu nehmen. Joeri bewertet die Freenet-Aktie mit 'Kaufen'./gl/la |