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News - 19.12.06 16:17 Thailand reagiert auf Kursturz
Thailands Aktienmarkt hat am Dienstag den größten Kurseinbruch seit Jahren erlebt. Der Leitindex SET gab zwischenzeitlich rund 20 Prozent nach.
HB BANGKOK. Auslöser für den Kursrutsch waren Pläne der thailändischen Notenbank für eine deutlich striktere Kontrolle der kurzfristigen Geldzuflüsse mit dem Ziel, Währungsspekulationen einzudämmen. Sie verschreckte damit besonders ausländische Anleger. Als Reaktion auf die heftigen Kursverluste vollzog die Regierung am Abend eine Kehrtwende und klammerte den Aktienmarkt von den neuen Regeln aus.
In Bangkok stürzte der Leitindex zeitweise um bis zu 19 Prozent ab und bescherte Südostasiens drittgrößter Börse einen Wertverlust von 28 Milliarden Dollar. Er notierte zeitweise auf dem tiefsten Stand seit etwa drei Jahren und schloss bei einem Minus von 14,8 Prozent, dem größten Verlust an einem Tag seit der irakischen Invasion in Kuwait im August 1990.
Somit war die Reaktion der Börse auch um einiges heftiger als nach dem Militärputsch in Thailand im September. Damals fiel der Index nur um rund vier Prozent. Das Vertrauen in die vom Militär eingesetzte Übergangsregierung schien nun nicht eben gestärkt.
Viele Händler fühlten sich an die Finanz- und Wirtschaftskrise der Tigerstaaten in den Jahren 1997/98 erinnert, die in Thailand begonnen und von dort auf weitere Länder Ostasiens übergegriffen hatte. "Offen gesagt, wenn es einen solchen Ausverkauf nur wegen der Geldpolitik gibt, stellt der Markt offenkundig die neue Führung in Frage", sagte Analyst Shahab Jalinoos von ABN Amro.
Die neuen Regeln sollten eigentlich die Landeswährung Baht im Zaum halten. Die Bank of Thailand (BoT) befürchtet, dass die Stärke der Währung den Exporteuren schaden könnte. Händler sahen vor allem ausländische Anlagefonds von den Maßnahmen betroffen. Folglich zählten diese zu den größten Verkäufern am Markt. Ausländische Anleger hatten bis Dienstag im laufenden Jahr netto 300 Millionen Dollar in thailändische Aktien investiert.
"Bitte rufen Sie einen Krankenwagen. Es wurde ein Blutbad angerichtet", sagte ein Händler. "Wenn die ausländischen Anleger ganz rausgehen, dann sind wir tot". Zum ersten Mal in der 31 Jahre langen Geschichte des Marktes setzte der Betreiber der Bangkoker Börse den Handel aus, nachdem der Leitindex um zehn Prozent gefallen war. Eine halbe Stunde später wurde der Handel fortgesetzt.
Börsianer forderten nach den massiven Verkäufen die Zentralbank zur Umkehr auf. Finanzminister Pridiyathorn Devakula erklärte später einschränkend, dass der Aktienmarkt ab Mittwoch von den Maßnahmen ausgenommen werde. Auch ausländische Anleger könnten Aktien damit ohne Begrenzung handeln, sagte er im Fernsehen. Händler zeigten sich dennoch bestürzt und empört.
"Das is ein Witz, eine Farce", sagte ein Mitarbeiter einer Bank. Die Kurse würden am Mittwoch wohl wieder anziehen, aber nicht auf den Stand, auf dem sie zuvor waren, weil das Anlage-Risiko größer geworden sei. "Das ganze wird für einen lange, lange Zeit einen faden Beigeschmack hinterlassen."
Der Kurs des Baht wurde durch die BoT-Ankündigung gedrückt. Die Währung verlor zum Dollar zwei Prozent an Wert. Er hatte noch am Montag auf dem höchsten Stand seit neuneinhalb Jahren notiert. An den Anleihenmärkten stiegen quer über alle Laufzeiten die Renditen um 20 bis 30 Basispunkte.
Nach den neuen Regeln müssen Gelder ab einem Wert von 20.000 Dollar, die nicht an den Handel oder ausländische Direktinvestitionen geknüpft sind, ab jetzt länger als ein Jahr in Thailand bleiben. Zugleich kam Thailand aber einer Forderung von Händlern und Anlagefonds entgegen, die bisherige Begrenzung ausländischer Geldeinlagen auf 300 Millionen Baht (etwa 6,4 Millionen Euro) zu streichen.
Quelle: Handelsblatt.com
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