Aktien der Großbanken ohne Kursphantasie

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eröffnet am: 03.02.03 23:28 von: Nassie Anzahl Beiträge: 1
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Analysten: Papiere von Commerzbank und HVB verkaufen / "Deutsche lebt vom Tafelsilber"


bf. FRANKFURT, 3. Februar. 2002 war für die Aktionäre der deutschen Großbanken ein miserables Jahr. 2003 dürfte kaum besser werden. Jedenfalls empfiehlt die große Mehrzahl der Bankanalysten, die Aktien von Commerzbank und Hypo-Vereinsbank selbst auf dem derzeit niedrigen Kursniveau zu verkaufen. Hinsichtlich der Aktien der Deutschen Bank halten sich Kauf-Verkaufs-Empfehlungen indes die Waage.

Die Erwartungen für 2003 sind niedrig gesteckt, weil viele der Probleme, die 2002 für die Großbanken zu einem "furchtbaren Jahr" - so die Ratingagentur Fitch - gemacht haben, immer noch andauern. So droht die Konjunkturschwäche mit zunehmender Dauer immer mehr Kreditnehmer in die Pleite zu treiben - womit für die Banken das Risiko steigender Forderungsausfälle einhergeht. Obendrein belasten die ungewissen Folgen eines etwaigen Irak-Kriegs. Gleichzeitig dürften die Provisionen aus Investmentbanking und Vermögensverwaltung angesichts der Börsenflaute weiterhin spärlich fließen. Auch der Kostenabbau, der - ein Lichtblick - zügig voranschreitet, dürfte zunächst noch einmal mit Restrukturierungskosten zu Buche schlagen.

Commerzbankchef Klaus-Peter Müller hat bereits vor einiger Zeit gewarnt, daß für das Jahr 2003 allenfalls eine geringfügige Ergebnisverbesserung zu erwarten sei. Für 2002 dürfte er an diesem Mittwoch einen Verlust vor Steuern in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro ankündigen. Damit Müller, ein Rhetoriker von hohem Grade, die schlechte Botschaft wenigstens gut verpacken kann, hat die Commerzbank kurzfristig zu einer Pressekonferenz geladen. Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann wird dann am Freitag vor der Presse über das Jahr 2002 berichten. Die Hypo-Vereinsbank (HVB), die unter ihrem neuen Vorstandssprecher Dieter Rampl bereits vergangene Woche einen tiefgreifenden Umbau angekündigt hat, folgt am 19. Februar.

Nach Angaben des Informationsdienstleisters Ibes erwarten Analysten, daß die Commerzbank für 2002 einen Verlust je Aktie von 0,52 Euro ausweisen wird. 2003 soll es demnach einen hauchdünnen Gewinn von 0,02 Euro geben. Trotz des Verlustes gehen die Fachleute davon aus, daß die Bank auch für das Jahr 2002 eine Dividende ausschütten wird, wobei sich der Betrag jedoch von 30 auf 15 Cent je Aktie vermindern dürfte. Angesichts dieser mittelfristig trüben Aussichten haben nach Daten von Bloomberg in den vergangenen vier Wochen elf Analysten die Aktie zum Verkauf gestellt. Zwei raten zum Halten, nur einer zum Kauf.

Als Ackermann vor gut einem halben Jahr die Führung der Deutschen Bank übernahm, hatte er sich die Steigerung des Aktienkurses auf die Fahnen geschrieben. Die Steigerung des Börsenwerts sollte dem Konzern eine gute Ausgangsposition für die erwartete Konsolidierungswelle unter Europas Finanzhäusern verschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, verkaufte die Deutsche Bank zahlreiche Randgeschäfte und kleinere Beteiligungen, und erlöste damit schätzungsweise 3 Milliarden Euro. Dennoch dürfte der Konzern im Jahr 2002 nach Analystenschätzungen nur 500 bis 800 Millionen Euro verdient haben - der Erlös aus dem Verkauf des "Tafelsilbers" mußte also herhalten, um Verluste aus dem laufenden Geschäfte auszugleichen. Das hat den Aktienkurs gedrückt und den Börsenwert auf magere 23,8 Milliarden Euro abschmelzen lassen. In Europa liegt die Deutsche Bank damit nur noch an zwölfter Stelle, weit abgeschlagen hinter der britischen HSBC mit einer Marktkapitalisierung von 93,3 Milliarden Euro, der Royal Bank of Scotland mit 62,0 und der schweizerischen UBS mit 49,3 Milliarden Euro. Laut Bloomberg haben zuletzt fünf Analysten die Aktie zum Kauf empfohlen, acht zum Halten geraten und vier für ein Verkaufen votiert.

An der Börse haben Gerüchte über eine Fusion oder Übernahme von Commerzbank und HVB immer wieder Kursphantasie ausgelöst. Nach Dementis aus beiden Häusern gehen Analysten davon aus, daß es dazu zumindest kurzfristig nicht kommen wird. Das spiegelt sich in ihren gleichermaßen nüchternen und ernüchternden Empfehlungen für die HVB-Aktie wider: Zwei raten zum Kaufen, drei zum Halten und vierzehn zum Verkaufen.

 

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