Osram Der Abschied von der Glühbirne naht
Das Ende der Glühbirne naht: In weniger als zehn Jahren - so Schätzungen - könnte sie in den Industrienationen ganz vom Markt verbannt werden.
§ Seit fast 90 Jahren wirbt der Lichtkonzern Osram schon mit dem gleichen Logo aus stilisierter Glühbirne und markantem orangefarbenen Oval auf weißem Grund. Nur einmal gab es einen radikalen Eingriff: Vor gut sechs Jahren wurde die Birne im Logo um 180 Grad gedreht.
Die Glühbirne klebt am Image der Siemens-Tochter, dabei mache das Unternehmen "längst mehr als 95 Prozent mit moderner Lichttechnik", sagte Osram-Chef Martin Goetzeler bei Vorlage der Jahresbilanz. Und es könnte noch mehr werden. Denn schon 2015, schätzt Goetzeler, könne die Glühbirne in den Industrienationen ganz vom Markt verbannt werden: "Der Druck der Politik wächst."
Energiesparende Lichtquellen wie Leuchtstofflampen sollen das Traditionsprodukt in den nächsten Jahren weltweit ersetzen. Schon jetzt griffen Verbraucher auf wichtigen Märkten in Europa und Nordamerika immer häufiger zur Energiesparlampe, stellt der Konzern fest. Denn im umweltfreundlichen Segment verbucht Osram bereits zweistellige Zuwachsraten. Der Anteil energieeffizienter Produkte an den Gesamterlösen liege bei 60 Prozent. "In den nächsten zehn Jahren wollen wir ihn auf 80 Prozent steigern", kündigte der Vorsitzende der Osram-Geschäftsführung an. Die Nachfrage sei derzeit gar so groß, dass Osram-Fabriken den Bedarf nicht decken könnten, so Goetzeler. Die Standorte, die bereits rund um die Uhr produzierten, suchten nun nach Lösungen.
Gewinnziele erreicht
Das Lichtgeschäft mit zuletzt 4,7 Milliarden Euro Umsatz gehört zu den profitabelsten Sparten im Siemens-Konzern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erreichte Osram mit einer Gewinnmarge von 10,5 Prozent die vorgegebenen Gewinnziele von Siemens und steigerte den Ertrag um acht Prozent auf 492 Millionen Euro.
Nach monatelangen Spekulationen über eine Abspaltung hatte sich Konzernchef Peter Löscher im Oktober zur Tochter bekannt und öffentlich eine Trennung ausgeschlossen. Dem seien persönliche Gesprächen ein klares Bekenntnis des Vorstands zu Osram vorausgegangen, sagte Goetzeler am Donnerstag. Die Siemens-Führung sei zu den nötigen Investitionen in die Lichtsparte bereit.
Denn nach einer Milliardenübernahme des Konkurrenten Philips in den USA verschärft sich der Wettbewerb auf dem Lichtmarkt. Gleichzeitig muss sich das Geschäftsfeld auf neue Vorgaben von Siemens-Chef Löscher einstellen. Bis Ende Januar will die Konzernspitze mit allen Sparten neue Gewinnziele aushandeln. "Wir werden in den nächsten Wochen Gespräche mit unserem Sektorchef führen", sagte auch Goetzeler, der die Sparte auch nach dem Konzernumbau zum Jahreswechsel leiten soll.
Um sich noch stärker vom Traditionsgeschäft zu lösen, investiert Osram in die so genannten Optohalbleiter - Lichtzwerge mit dem Kürzel LED, wie sie in vielen Autorücklichtern stecken. In den kommenden Jahren will Osram zudem seine Präsenz in Schwellenländern ausbauen, um vom Wachstum zu profitieren. Helfen sollen dabei neue LED-Chipfabrik in Malaysia, ein zweites Werk in Indien und ein Gemeinschaftsunternehmen für Energiesparlampen bei Schanghai. In der Region Asien-Pazifik erzielt Osram mittlerweile 17 Prozent seines Umsatzes. China und Indien waren im vergangenen Geschäftsjahr die Länder mit dem höchsten Wachstum überhaupt. Der Anteil Deutschlands stagniert dagegen bei zwölf Prozent, weil wichtige Kunden ins Ausland abgewandert seien, so Goetzeler. Größter Absatzmarkt bleibt Amerika mit 41 Prozent Umsatzanteil.
Wegen der starken Nachfrage nach energiesparenden Lampen ist die Zahl der Mitarbeiter im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit um zwei Prozent auf 41.200 angewachsen. Nach dem Ausbau der Produktion in Berlin und Regensburg wuchs die Beschäftigtenzahl in Deutschland ebenfalls um zwei Prozent auf mehr als 9000.
(SZ vom 14.12.2007/mah) |