Strong buy?
Was ist der Unternehmenswert einer Firma, die 2023 und 2024 lt. Analystenkonsens insgesamt ca. 1,20 EUR Nettogewinn erwirtschaftet und bei stetig fallenden Charterraten bereits ab 2025 möglicherweise wieder defizitär wirtschaftet?
Analystenkonsens lt. Factset:
§ 2024e 2023e 2022 Umsatz§ 551,69 Mio. 588,63 Mio. 585,03 Mio. EbitDa§ 396,18 Mio. 443,65 Mio. 513,90 Mio. EBIT§ 319,82 Mio. 371,09 Mio. 415,73 Mio. Gewinn je Aktie 0,6387 0,7388 0,8828 KGV§ 2,3424 2,2872 2,6559 KCV§ -- 2,0394 2,4823 Dividende je Aktie 0,4799 0,5574 0,6303 Dividendenrendite§ 32,02 % 32,79 % 26,20 % Cashflow je Aktie 0,795 0,7802 0,8022 Nettoverschuldung * -54,92 Mio. -46,17 Mio. 30,12 Mio.
Zur Erinnerung: Vor der Pandemie hatten wir mehr als 10 Jahre Dauerkrise der weltweiten Containerschifffahrt, geprägt durch enorme Überkapazitäten und Insolvenzen hunderter Schiffsfonds, wo insbesondere deutsche Anleger hunderte Millionen an Vermögenswerten versenkt haben.
Maßgeblich für den Unternehmenswert ist die ewige Rente, d.h. das nachhaltig erzielbare Umsatz- und Gewinnniveau. Wenn die Analysten Recht behalten, und der Containerschiffsmarkt bereits heute wieder unter enormen Überkapazitäten leidet, könnten insbesondere kleinere Marktteilnehmer wie MPC Container Ships ASA im Preiskrieg zwischen den Giganten Cosco, Maersk, Hapag Lloyd erneut unter enormen wirtschaftlichen Druck geraten.
Am besten für uns Aktionäre wäre es gewesen, wenn das Management die Entwicklung der Charterraten erkannt und im Sommer 2022 zu exorbitanten Preisen die komplette Flotte liquidiert hätte. Dieses aus Anlegersicht gewinnoptimale Szenario steht leider im diametralen Interessengegensatz zum Management, was seine exorbitant hohen Gehälter nicht freiwillig aufgeben wird, weshalb die betriebswirtschaftlich gewinnoptimale Handlungsoption einer Unternehmensliquidation mangels Eintrittswahrscheinlichkeit vom Markt nicht eingepreist wird.
Die vom Management zuletzt kolportierten stillen Reserven des Schiffsvermögens i.H.v. ca. 1 Milliarde USD könnten nur durch eine Liquidation gehoben werden und sind damit für uns Anleger aktuell das Papier der Unternehmenspräsentation nicht wert...
Ich bin selbst hoch in MPC Container Ships investiert, das aktuell für 2023 und 2024 geschätzte KGV von 2 - 3 sollte aber jedem Aktionär eine Warnung sein, dass dem Containerschiffsmarkt nach Einschätzung des Kapitalmarkts ein veritabler Sturm bevorsteht.
Nach meiner Erfahrung will die Masse der Anleger in Unternehmen mit prosperierenden Zukunftsaussichten investiert sein und nicht in Unternehmen, die aktuell noch hohe Gewinne und Dividenden haben, deren Umsätze und Gewinne zukünftig aber dramatisch sinken dürften.
Unternehmen wie MPC Container Ships ASA könnten sich als value trap erweisen. Dieses Risiko und der daraus potenziell hervorgehende stetige negative Newsflow bilden m.E. die wesentliche Grundlage der wiederholten Shortattacken mit dem charttechnisch abgeleiteten Ziel des Ausbruchsniveaus um 1 €.
Beim aktuellen Kursniveau um 1,45 € besteht m.E. immer noch ein Kursrisiko nach unten von mindestens 32% . Diesem steht aktuell eine erwartete Dividendenrendite von ca. 32,7% gegenüber. Wobei man beachten muss, dass Kursverluste nach aktuellem Steuerrecht nicht mit Dividendenerträgen verrechnet werden können, man im worst case also 32% Dividende mit 25% zzgl. 5,5% SolZ (gesamt: 26,375%) versteuern muss (-> Nettodividende: 23,56%), während man mangels Verlustverrechnungsmöglichkeit auf 32% Kursverlust brutto sitzen bleibt, woraus sich im beschriebenen Szenario eine negative Gesamtrendite in Höhe von -8,44% ergäbe.
Ein mit Gewinnerzielungsabsicht agierender Anleger wird die Aktie folglich nur dann kaufen, wenn er davon überzeugt ist, dass das von mir beschriebene Risiko eines Kurseinbruchs bis 1 € nicht als hochwahrscheinlich einzuschätzen ist, die Shortseller mithin nicht mehr derart erfolgreich agieren werden, wie in den letzten 8 Monaten.
Wie gesagt bin ich ebenfalls long investiert... aber im Wissen um die bestehenden Risiken.
Für mich ist der Charterratenindex HARPEX die beste Informationsquelle zur Abschätzung der künftigen Entwicklung der Containerschiffsaktien.
Solange sich keine Trendumkehr beim HARPEX abzeichnet, dürften es die Aktien von MPC weiterhin schwer haben, nachhaltiges Kaufinteresse zu wecken, so dass weiterhin die Charttechnik regiert und kurzfristig orientierte Zocker die Kurse bestimmen.
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