Nilz Bokelberg
"Deutschland wird von alten Säcken regiert"
Gut gelaunt und stets einen lockeren Spruch auf den Lippen - so kennt man Nilz Bokelberg. Weniger bekannt ist seine Begeisterung für Computerspiele. Im stern.de-Interview spricht er über die Leidenschaft, Politik und über seine Ex-Freundin.
Sie sind ein leidenschaftlicher Zocker. Wie viel Zeit verbringen Sie mit Videospielen? Überdurchschnittlich viel. Es passiert sehr häufig, dass ich ein neues Game die ganze Nacht durch zocke. Wenn ich zu Hause bin habe, sitze ich zumeist vor einer Konsole. Wenn ich unterwegs bin, ist der Nintendo DS stets mein Wegbegleiter. Und in der Straßenbahn spiele ich sogar "Solitär" auf dem Ipod. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich der einzige bin, der dieses Feature des Musik-Players so exzessiv nutzt. Leute, probiert es unbedingt aus! Das macht riesig viel Spaß.
Auf welchen Plattformen spielen Sie? Na ja, was soll ich sagen? Eigentlich auf allen. (lacht) Ich zocke Playstation 2, Xbox, Nintendo Gamecube, Nintendo DS und mit dem Ipod. Auf dem PC daddele ich auch. Aber nur Puzzles-Games. Welche Spiele spielen Sie am liebsten? Ich zähle besser auf, was ich nicht so gerne spiele: Strategie-, Fußball- und Prügelspiele sind nicht mein Ding. Ansonsten probiere ich alles aus und bin auch nicht genervt, wenn ich beim Spielen mal nachdenken muss. Das ist aber kein Muss. Meine größte Leidenschaft sind ohne Frage Musikspiele wie "Parappa the Rapper", "Beatmania" oder "Donkey Konga". Was muss ein Spiel bieten, damit es Sie für Nächte vor den Bildschirm bannt? Ein Arcade-Rennspiel sollte zugänglich sein. Es muss losgehen, ohne dass ich zuvor tausend Einstellungen tätigen muss. Ein Ego-Shooter muss spannend sein, unvorhersehbar. Ein Stealth-Adventure muss mir den Atem rauben.
Was mich nervt sind Games, deren hoher Schwierigkeitsgrad mich zwingt, ein Level 50 Mal zu daddeln, bevor ich endlich weiterkomme. Da verliere ich schnell die Lust.
Musik ist - wie schon angedeutet - sehr wichtig. Auch wenn ich noch kein Spiel entdeckt habe, dessen Musik mich so begeisterte, dass ich mir den Soundtrack zugelegt hätte. Moment! Das stimmt nicht ganz... Als das erste "Parappa the Rapper" erschien, war ich begeistert von den "J-Pop-Hip-Hop"-Songs. Also ging ich in einen Spezialladen für Anime, Mangas und japanische Videospiele. Leider habe ich den entsprechenden Soundtrack nie erhalten - die Scheibe erschien nur in einer streng limitierten Auflage... Was war für Sie das ungewöhnlichste Videospiel-Erlebnis? Ich erinnere mich gerne an das Playstation2-Spiel "Ico" zurück. Das besondere an dem Game war, dass mir meine Freundin unentwegt beim Spielen zusehen wollte, weil es so wunderschön designt ist. Es hat sie aus diesem Grund total angesprochen. Dabei hatte sie zuvor mit Games eigentlich gar nichts am Hut. Das war echt total überraschend. Gerade hat Microsoft mit der Xbox 360 eine neue Konsolen-Generation eingeläutet. Sony und Nintendo ziehen in Kürze nach. Was erwarten Sie von den neuen Plattformen? Vor allem erwarte ich eine größere Vernetzung des Wohnzimmers. Man muss Microsoft zugestehen, das sie mit der Xbox ein echt gutes Gerät entwickelt haben. Und auch die neue Xbox 360 gefällt mir. Besonders, dass sie kompatibel zu Sonys PSP-Konsole und anderen Multimediageräten ist, ist schlichtweg genial. Der Clou dieser Konsole steckt im Detail.
Nintendo besinnt sich bei der Entwicklung der neuen Revolution-Konsole offensichtlich sehr auf seine Kernkompetenzen. Ich persönlich rechne also mit einer sehr schönen Kiste und großartigen Spielideen - wie gewohnt.
Last but not least: Die Playstation 3. Sie wird alles und jeden wegblasen! Alleine das riesige Spieleangebot aufgrund der Abwärtskompatibilität zu Psone und Playstation 2 ist schon der Hammer. Und "Familiy-Gaming" längst nicht mehr alleine Nintendo-typisch. Sony-Games wie "Singstar", "Eyetoy" oder "Buzz " sind großartige Spiele - vor allem in großer Runde. Mir wurde übrigens schon mal der Strom von den Nachbarn abgedreht - weil wir offensichtlich zu laut beim "Singstar"-Daddeln gesungen haben. (lacht) Wie sehen Sie die Diskussionen um Gewalt in Computerspielen? "Killerspiele"... Ich kriege das kalte Grausen, wenn ich Worte höre, die einfach nur durch absolute Ignoranz und Dummheit formuliert wurden. Aber so denken und formulieren es alte Säcke, und Deutschland wird von alten Säcken regiert. Selbst viele junge Menschen sind hierzulande innerlich so veraltet, dass sie... Lassen wir das lieber; das gehört hier nicht hin.
Ich würde mir einen sachlicheren und realistischeren Umgang mit Videospielen in der Öffentlichkeit wünschen, aber das werde ich wohl nicht mehr erleben. Sicher, die Darstellung von Gewalt wird immer realistischer. Ich persönlich ziehe jedoch daraus keinen größeren Spielspaß. Im Gegenteil - mich langweilen Spiele, die ausschließlich auf Gewalt basieren.
Ich glaube nicht, dass solche Games zum Töten animieren oder das Töten trainieren. Ganz sicher nicht. Man darf Jugendliche nicht unterschätzen. Die können die virtuelle von der realen Welt unterscheiden. Klar, Ausnahmen gibt es immer. Aber die gibt es auch unter Erwachsenen. Interview: Udo Lewalter, stern.de |