Hier ein tendenziell pessimistischer Artikel aus fool.de. Interessant daran ist, dass die berichten Zahlen/Prognosen/Erwartungen für 2021 nicht zum gelieferten bärischen Ausblick für Ölaktien passen.
Zu diesem Widerspruch kommt es mMn, weil fool.de die Übersetzung des amerikanischen fool.com ist, und diese US-Börsenseite ist vom negativem Ausblick für die US-Ölindustrie, speziell Fracker, beeinflusst. Man erkennt es auch daran, dass in dem Artikel mehrere texanische Ölfirmen (wie Parsley und Patterson...) aufgeführt werden.
Dass der Niedergang und die Massenpleiten (Whiting, Cheaspeake usw.) der texanischen Ölindustrie eine strategische Folge des Russen-Saudi-Schachzugs waren, die Ölmärkte mitten in der Covid-Krise mit Ölproduktion bis zum Anschlag (speziell die Saudis) zu überfluten, wird in dem fool-Artikel in keiner Zeile erwähnt. Kein Wunder, denn in Ami-Land ist man nicht so gern das Opfer der Umtriebe anderer...
Weitere Details (Zahlen) in meinem Kommentar am Ende dieses Postings.
https://www.fool.de/2020/09/26/...ustrie-fuer-2021-sehen-duester-aus/
26.9.20
...Bis zum Jahr 2020 erwarteten die meisten Ölmarktprognosen ein weiteres Wachstum der Ölnachfrage. Zum Beispiel sah der Ölmarktbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) vom Januar für dieses Jahr einen weiteren Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 1,2 Millionen Barrel pro Tag [auf 102 Mio. Fass/Jahr - A.L.] voraus, was das Wachstum von 1,1 Millionen BPD im letzten Jahr noch übertraf.
Der Ausbruch von COVID-19 hat jedoch die Wachstumserwartungen der Industrie erschüttert. Die IEA rechnet jetzt nur noch mit einem weltweiten Ölbedarf von durchschnittlich 91,7 Millionen BPD in diesem Jahr, was einem erstaunlichen Rückgang von 8,4 Millionen BPD im Vergleich zum Vorjahr entspricht....
Unglücklicherweise ist keine der beiden Gruppen optimistisch, was die Zukunft im nächsten Jahr angeht. In ihrem letzten Marktbericht schrieb die IEA, dass „der Weg, der vor uns liegt, inmitten der steigenden COVID-19 Fälle in vielen Teilen der Welt tückisch ist“.....
Unterdessen warnte die OPEC davor, dass die Risiken für den Ölverbrauch im nächsten Jahr „erhöht und mit Abwärtstrend“ bleiben. Das veranlasste die Gruppe dazu, ihre Aussichten für 2021 ebenfalls um 400.000 BPD nach unten zu revidieren. Infolgedessen erwartet sie nun, dass die weltweite Ölnachfrage im nächsten Jahr durchschnittlich 96,9 Millionen BPD betragen wird. Das wäre zwar eine Verbesserung von 6,6 % gegenüber dem prognostizierten Niveau von 2020, liegt aber deutlich unter dem Höchststand von 2019.
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A.L.: Der fool-Artikel (nomen est omen?) malt die Zukunft der Ölindustrie in düsteren Farben. Die als Beleg zitierte IEA/OPEC-Zahlen bestätigen dies jedoch nicht:
(Zahlen jeweils in Millionen BPD Verbrauch pro Jahr)
2019 wurde für 2020 mit einem Verbrauch von 102 gerechnet.
Nach dem Covid-Ausbruch wurd der geschätzte Verbrauch in 2020 auf 91,7 gesenkt.
2021 sollen es gemäß Prognosen wieder 96,9 sein. Das ist in etwa "der halbe Weg" zwischen den ursprünglich veranschlagten 102 für 2020 (vor Covid) und dem Covid-revidiertem 91,7 für 2020.
Kurz: Halbweg gesichert scheint zu sein, dass es 2021 mit dem globalen Ölverbrauch wieder spürbar nach oben geht. Die Ölpreise haben ich in den letzten Monaten ebenfalls bei über 40 Dollar stabilisiert. Ein weitere Absacker durch Covid (wie im März/April) ist aktuell weniger wahrscheinlich, weil damals der Auslöser dafür vor allem die strategische Überproduktion der Russen/Saudis ("Plattmachen der Fracker") war. Die Fracker sind nun platt, also gibt es keinen "Handlungsbedarf" mehr.
Im Gegenteil hat die OPEC nun Förderkürzungen angekündigt, um die Ölproduktion der Covid-gedämpften Nachfrage anzupassen. Die Ölpreise dürften sich daher mMn - trotz zweiter Covid-Welle, die allerdings bislang weniger tödlich verläuft - nicht deutlich und nicht nachhaltig unter das aktuelle Preisniveau (um 40 $) fallen. Da zudem der Verbrauch in 2021 um 6,6 % steigen soll, sind die Aussichten für die Ölindustrie (ex US-Fracker, die auch keine Geldgeber mehr finden) nach meiner hier gelieferten Pi-mal-Daumen-Abschätzung weniger bärisch, als die Fools orakeln. |