Abzocke nicht nur am Neuen Markt

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eröffnet am: 13.06.01 13:45 von: ruhrpott Anzahl Beiträge: 2
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13.06.01 13:45

3051 Postings, 8894 Tage ruhrpottAbzocke nicht nur am Neuen Markt

Die GoingPublic-Kolumne: Fraport - Bruchlandung provoziert



WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic) - Die Aktie des Flughafenbetreibers Fraport -FRA.ETR- debütierte am Montag im Amtlichen Handel. Der Absturz ließ nicht lange auf sich warten. Der Ablauf der Emission wirft Fragen auf.

Am vergangenen Samstag wurde der Emissionspreis für Aktien der Fraport AG mit 35 Euro innerhalb der Preisspanne von 32 bis 37 Euro festgelegt. Damit lag der Emissionskurs leicht über den zuletzt vorbörslich gezahlten Preisen. Die Emission war 8,5fach überzeichnet.

Der erste Kurs an der Frankfurter Wertpapierbörse wurde mit 35,40 Euro festgestellt. Hohe Zeichnungsgewinne gab es nicht. Um so mehr verwunderte eine Pressemeldung der Konsortialführer von Montag vormittag. In dieser wurde bekanntgegeben, dass der Greenshoe in voller Höhe ausgeübt wurde!

Zum Hintergrund: Der Greenshoe - zu deutsch Mehrzuteilungsoption - erhöht das Platzierungsvolumen und beträgt i.d.R. rund 15 % des Emissionsvolumens. Der Greenshoe wird dabei in voller Höhe platziert. Die Konsortialbanken können die Aktien aus der Mehrzuteilungsoption jedoch innerhalb eines Monats zurückkaufen. Wenn sie dies tun, ist der Greenshoe nicht ausgeübt. Die Möglichkeit des Aktienrückkaufs und der damit verbundenen Senkung der im Free Float befindlichen Aktien dient also der "Kurspflege".

Deshalb ist es rational kaum nachzuvollziehen, warum sich die Konsortialführer bereits am ersten Börsentag zu einer Meldung hinreißen ließen, in der sie mitteilten, dass sie vom "Aktienrückkauf" keinen Gebrauch machen werden. Zur Erinnerung: Der Aktienkurs war zu diesem Zeitpunkt nur minimal über dem Emissionspreis und rutschte noch am gleichen Tag darunter! Ein Anruf beim Lead Manager Dresdner Kleinwort Wasserstein sollte für Aufklärung sorgen. Eine Unternehmenssprecherin begründete den Schritt mit einer "starken After Market-Nachfrage" und damit, dass sich der Kurs (bis zum Zeitpunkt des Gespräches) immer über dem Emissionspreis gehalten habe.

Als der Aktienkurs am zweiten Tag bereits recht deutlich unter den Emissionspreis gerutscht war, bat GoingPublic auch um eine Stellungnahme der Fraport AG. Der Pressesprecher des Unternehmens wies darauf hin, dass Fraport diese Pressemeldung nicht herausgegeben habe, und wollte dazu keine Stellung nehmen.

Damit machen es sich alle Beteiligten etwas einfach. Die Hintergründe der voreiligen Pressemeldung sind nicht ganz klar. Fest steht jedoch, dass ein Rückkauf des Greenshoes sich stützend auf den Kursverlauf ausgewirkt hätte. Die Dummen sind also wieder einmal die Privatanleger.

Ein möglicher Grund für die Ausübung des Greenshoes, der aus einer Kapitalerhöhung stammt, ist der immense Kapitalbedarf der Fraport AG. Der Emissionserlös von 913,5 Mio. Euro (abzüglich IPO-Kosten) reicht bei weitem nicht aus, um die Pläne des Unternehmens zu verwirklichen. Alleine der weitere Ausbau des geplanten Flughafens in Frankfurt wird auf rund 3,2 Mrd. Euro taxiert. Ganz nebenbei hat das Unternehmen noch Verbindlichkeiten von rund 1,4 Mrd. Euro. Mit rund 900 Mio. Euro kann das Unternehmen nicht die Verbindlichkeiten zurückführen, zusätzlich den Ausbau des Flughafens in Frankfurt finanzieren und schon gar nicht weitere Joint Ventures, wie sie z.B. in Lima, Antalya und Manila bestehen, eingehen.

Fraport hat sich zwar erst einmal durch den relativ hohen Emissionspreis und die Ausübung des Greenshoes einen "hohen" Emissionserlös gesichert. Doch die Aufnahme weiterer Mittel am Kapitalmarkt dürfte mittelfristig notwendig sein. Kann das Unternehmen dann keine positive Aktienperformance vorweisen, dürfte man es sehr schwer haben. Ein Abrutschen des Aktienkurses unter den Emissionspreis, und das noch am ersten Börsentag, kann wahrlich nicht "positiv" genannt werden.

Hoffentlich beweisen die Fraport-Manager und Emissionsbanker bei ihren weiteren Handlungen mehr Weitblick.

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Die GoingPublic-Kolumne ist ein Service des GoingPublic Magazins, Deutschlands führendem Börsenmagazin zu Neuemissionen und Neuer Markt. Bezogen werden kann das Magazin unter www.goingpublic.de. GoingPublic ist allein für die Inhalte der Kolumne verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX./bw





















Viele Grüße

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aus dem Ruhrpott  

13.06.01 13:51

2184 Postings, 8325 Tage boomerbetrug im kleinen =diebstahl, im großen = neuemiss o.T.

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