BHP ist das bedeutendste Minen- und Erdölkonglomerat der Welt. Sie gräbt und bohrt in allen Weltteilen. Ihr Schwerpunkt liegt in Australien und damit in Reichweite der chinesischen Häfen. Sie verfügt über eigene Eisenbahnen und Häfen, zu denen sie anderen Konkurrenten - sehr zu deren Verdruss - den Zugang verwehrt. Manchmal überschätzt sie ihre Macht. So wollte sie am Anfang des Jahres die chinesische Regierung erpressen, als CVRD die Preise für Eisenerz um mehr als 70% erhöhte. Für bevorzugte und schnelle Lieferungen versuchte sie einen zusätzlichen Preisaufschlag durchzusetzen, was ihr dann aber doch nicht gut bekam. Denn die chinesischen Stahlkocher boykotierten BHP, bis diese klein beigeben musste. Trotzdem sollte man die Macht eines solchen Mammutkonzerns nicht unterschätzen. Immerhin könnte schon der Boykott von drei großen Konzernen der westlichen Industrienationen China in eine tiefe Krise stürzen: Das sind BHP Billiton, CVRD und Wal-Mart. Denn sollten BHP und CVRD keine Erze mehr liefern und Walt-Mart keine Waren mehr aus China kaufen, dann sähe die sonst so selbstbewusste chinesische Regierung ganz schön dumm aus. Das relativiert dann auch ein wenig die so gefürchtete Unabhängigkeit der angeblichen Supermacht China, die ja auch nicht müde wird immer wieder darauf hinzuweisen, dass sie nur deshalb so schnell wachse, weil die Industrienationen ihre Produktion in chinesischen Wirtschaftsraum auslagerten, was dann wiederum dazu führe, dass China große Mengen von Rohstoffen brauche, um den Bedarf dieser ausgelagerten Industrien zu decken.
Wie dem auch sei, BHP ist jedenfalls ein Rohstoffriese, der bei Erdöl und Gas, bei allen Industriemetallen, bei Eisenerz und Kohle und neuerdings auch bei Uran nicht nur heute, sondern auch noch in vielen Jahren eine marktbeherrschende Position halten wird. Denn die Langlebigkeit ihrer Reserven scheint keine Grenzen zu kennen. Die Verteilung der Beiträge dieser verschiedenen Bereiche zum Gesamtergebnis wird nach Integration von WMC wie folgt aussehen:
Divisionen in Prozent des Ergebnisses Rohstoffe für die Stahlerzeugung (insbesondere Eisenerz und Kokskohle) 45% Rohstoffe für die Edelstahlerzeugung (insbesondere Nickel) 6% Andere Metalle (insbesondere Kupfer, Blei, Zink und Silber) 17% Aluminiumoxide 11% Öl und Gas 13% Heizkohle 6% Diamanten 2% In dieser Aufstellung ist Uran nicht enthalten. BHP war aus diesem Geschäft ganz ausgestiegen, hat aber jetzt mit dem Kauf von WMC Resources auch hier Weltbedeutung erlangt. Zwar fällt die derzeitige Uranproduktion von WMC kaum ins Gewicht, sie liegt weit unter 10% des Gesamtmarktes. WMC und damit jetzt BHP verfügt aber über nahezu 40% der weltweiten Uranreserven, eine Größenordnung, die kaum vorstellbar ist, auch weil mit ihr künftig Macht verbunden sein wird. Da BHP für den Kauf von WMC gerade mal etwas als die Hälfte ihres jährliche Cash Flows aufgewandt hat, dürfte es ihr auch nicht schwer fallen, die Milliardeninvestitionen, zu denen WMC nie in der Lage gewesen wäre, zu stemmen, um die Uranreserven zu heben. Das ist aber noch „Zukunftsmusik“. In den nächsten Jahren wird vor allem mit den folgenden Divisionen das Geld verdient:
Eisenerz und Kokskohle: 2003 erzielte BHP in diesem Bereich noch ein Ergebnis von US Dollar 1 Mrd. 2006 soll es auf US Dollar 5 Mrd. steigen. Es hätte sich also in 3 Jahren verfünffacht und wäre mit über 40% Ergebnisbeitrag der bedeutendste Geschäftsbereich der Gesellschaft. Die Preissteigerungen bei Eisenerz lagen allein in diesem Jahr bei über 70%. Für Kokskohle konnten ähnliche Erhöhungen durchgesetzt werden. BHP verkauft beide Rohstoffe ausschließlich auf Grundlage langfristiger Lieferverträge und dies nur an die bedeutendsten Stahlunternehmen der Welt. Chinesische Randanbieter haben keine Chance, mit BHP ins Geschäft zu kommen. Bei Eisenerz liegt BHP zwar nur auf dem dritten Platz der Weltrangliste und immerhin deutlich hinter CVRD. Bei Kokskohle, an der in allen wichtigen Wachstumsregionen wie China, Brasilien und Indien Mangel herrscht, ist BHP aber unangefochten die Nummer 1 der Welt. Konkurrenz kommt hier nur aus Nordamerika. Will also ein bedeutender chinesischer „Stahlkocher“ den idealen Mix von Kokskohle und Eisenerz einkaufen, um sich langfristig abzusichern, kommt er an BHP nicht vorbei. Umgekehrt ist BHP, wie auch CVRD, auf das weitere Wachstum der chinesischen Stahlindustrie angewiesen. Geht man aber von den derzeitigen Prognosen aus, so sollten die chinesischen Stahlkapazitäten auch in den nächsten 5 bis 8 Jahren mit jährlich 10%, wahrscheinlich sogar mit 20% wachsen. Die Zukunft dieses Geschäftsbereichs scheint also gesichert zu sein. Öl und Gas: Trotz des boomenden Geschäfts sinkt hier der prozentuale Anteil am Gesamtergebnis. Das will aber nicht viel heißen, wenn sich der Gewinn bei Eisenerz und Kokskohle verfünffacht. BHP gilt heute immerhin als der bedeutendste Explorer der Welt, zumal sich die großen Ölfirmen wegen ihrer schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit eher zurückhalten. Sie Ist vor allem anerkannter Spezialist bei Tiefseebohrungen, schon weil das in Australien wegen der zahlreichen Off-Shore-Vorkommen zum täglichen Geschäft gehört. Neben kleineren australischen Firmen wie Santos und Oil Search ist sie hier führend, und dies gilt nicht nur für Flüssiggas, sondern auch für die neuentdeckten Erdölfelder im Norden Australiens. Auch in der Nordsee ist sie mit ihrer engen Verbindung zu Großbritannien fest etabliert. Dass sie aber auch im Golf von Mexiko zu den bedeutendsten Explorern gehört, würde zumindest den Laien überraschen. Tatsache ist, dass sie dort mit großem Erfolg für den amerikanischen Markt fördert und regelmäßig die Erschließung weiterer Felder ankündigt. Selbst im Mittleren Osten ist BHP keine Unbekannte, und es würde uns nicht wundern, wenn sie demnächst auch vor der Westküste Afrikas auftaucht. Für das Geschäft wird es in jedem Fall gut sein, dass BHP exzellente Beziehungen zu China unterhält. Aluminiumoxide: Hinter dem Joint Venture aus Alumina und Alcoa, die wir in unserem Rohstoffreport schon häufiger besprochen haben, ist BHP der bedeutendste australische Lieferant von Aluminiumoxiden. Dieses Geschäft boomt mit dem Wachstum der asiatischen Raffinerien. Bedenkt außerdem, dass die Alumina aus der ehemaligen WMC, durch eine Unternehmensausgliederung, hervorgegangen ist, so würde uns nicht wundern, wenn BHP auch an einem Kauf dieses Unternehmens interessiert wäre. Zur Alumina dürften jetzt immerhin enge Kontakte bestehen, nachdem das Management der WMC in das Unternehmen eingegliedert wurde. Auch Alcoa muss an einem Kauf der Alumina interessiert sein. Hier könnte es zu heißen Bieterwettbewerb kommen. In jedem Fall ist und bleibt Alumina ein interessanter Übernahmekandidat. Nickel und Kupfer: Bei diesen Rohstoffen wurde die Position der BHP Billiton durch den Kauf der WMC erheblich gestärkt. Das gilt insbesondere für Nickel. Der Weltmarktanteil von BHP hat sich hier durch die Fusion mit WMC mehr als verdoppelt. BHP ist jetzt die Nummer 3 nach dem unumstrittenen Markführer Norilsk Nickel und nur knapp hinter der kanadischen Inco. Wie wichtig es ist, gerade bei der Nickelgewinnung durch Zukäufe zu expandieren, haben wir in unserem heutigen Leitthema beschrieben. Genehmigungen neuer Nickelminen werden heute wegen der des hohen Ausmaßes an Umweltschäden beim Nickelabbau kaum noch erteilt. Nickel ist aber der nahezu unersetzbare Rohstoff für die Edelstahlerzeugung, die nach wie vor rapide zunimmt. Auch bei Kupfer hat BHP ihre Position durch den Zukauf von WMC deutlich gestärkt. Immer noch mit deutlichem Abstand zu Codelco, aber vor Phelps Dodge ist BHP nunmehr die Nr. 2 im Kupfermarkt. Wichtiger für die Gesellschaft ist noch, dass mit der Olympic-Dam-Mine der WCM die bedeutendste australische Kupfermine in ihr Portfolio gelangte. Bisher gewinnt und raffiniert BHP Kupfer vorwiegend in Chile. Die Olympic-Dam.Mine soll ein enormes Investitionsprojekt werden, insbesondere auch, um das dort liegende Uran zu heben. Dabei geht die Gesellschaft davon aus, auf weitere bedeutende Kupferreserven zu stoßen. Auch Kupfer wird in den nächsten Jahren immer wieder knapp werden, zumal sich auch hier eine Oligopolsituation bildet, in der die fünf größten Gesellschaften mehr als 40% des Marktes kontrollieren. Natürlich ist das nicht alles. BHP ist auch der bedeutendste Weltlieferant von Heizkohle und Diamanten. Im Geschäft mit Uran wird BHP sehr bald zur Nummer 1 der Welt aufsteigen. Das mag ihr gar nicht so recht sein. Denn sie hatte diese Aktivität ja gerade aufgegeben, um nicht zu sehr im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit zu stehen. Jetzt führt wohl kein Weg mehr daran vorbei.
Die BHP Billiton aus Sicht des Anlegers Wer Aktionär von BHP Billiton ist, darf Kursschwankungen nicht fürchten. Die Kursentwicklung ist in der Tat sehr volatil, weil die enge Beziehung Gesellschaft zu den Megamärkten China und Indien immer wieder durch negative Meldungen zum Wachstum dieser Regionen belastet wird. BHP kennt sich aber gerade in diesen Ländern besonders gut aus, knüpft nur zu den besten Gesellschaften Geschäftsbeziehungen , die sie auf Basis langfristiger Verträge abwickelt und die von den Abnehmern strikt eingehalten werden. Das gilt insbesondere für die Rohstoffe der Stahlerzeugung. An den Spotmärkten treten hier nur kleinere Gesellschaften und die indischen Minen auf. Indien wird aber sein Eisenerz künftig selbst brauchen, so dass BHP und CVRD ein immer größeres Gewicht in diesem Markt einnehmen werden. Die Price-Earning-Ratio der Gesellschaft auf Grundlage der für 2006 geplanten Zahlen liegt unter 9. Der Portefolio-Mix ist exzellent. BHP ist die einzige große Rohstoffgesellschaft, die in gleicher Weise Energieprodukte wie Metalle liefert. Sie befindet sich sowohl bei Erdöl, Heizkohle und Uran wie bei allen wichtigen Metallen unter den Weltmarktführern. Wer am Wachstum Chinas und Indiens partizipieren möchte und eine langfristige Anlage sucht, aber nicht jeden Tag auf den Aktienkurs starrt, kommt an BHP nicht vorbei.
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