Auf den Kurs hat es keine negativen Auswirkungen.
News - 02.08.06 18:45
Thyssen-Krupp kommt nicht an Dofasco ran.
Im Gegenteil er läuft und läuft...
Der deutsche Stahlkonzern Thyssen-Krupp muss seine Hoffnungen auf eine Übernahme des kanadischen Konkurrenten Dofasco wohl endgültig begraben.
HB BRÜSSEL/DÜSSELDORF. Die vor dem Zusammenschluss stehenden Stahlhersteller Mittal Steel und Arcelor teilten am Mittwoch mit, der größte kanadische Stahlhersteller könne nicht verkauft werden. Mittal-Finanzchef Aditya Mittal sagte, der Konzern werde stattdessen andere Werke in Nordamerika veräußern, um die Auflagen der US-Wettbewerbsbehörden zu erfüllen. Thyssen-Krupp wollte dies nicht kommentieren. Ein Sprecher verwies auf Anfrage lediglich noch einmal darauf, dass Thyssen einen Vertrag mit Mittal habe, der den Weiterverkauf des kanadischen Stahlherstellers vorsehe. "Die Situation hat sich nicht geändert", sagte der Sprecher.
"Es ist rechtlich nicht möglich, Dofasco zu verkaufen", sagte Arcelor-Finanzchef Gonzalo Urquijo am Mittwoch während einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Arcelor hatte vor einigen Monaten seine Anteile an Dofasco in eine niederländische Stiftung ausgelagert, um diese vor einem Zugriff zu schützen. Die Luxemburger hatten mehrfach erklärt, auch nach einem Zusammenschluss mit Weltmarktführer Mittal Dofasco nicht verkaufen zu wollen. Mittal hatte hingegen im Frühjahr eine Vereinbarung mit Thyssen-Krupp geschlossen, im Fall einer Übernahme von Arcelor Dofasco für 3,8 Mrd. Euro an den Düsseldorfer Konzern zu veräußern.
Thyssen-Krupp prüft bereits Alternativen
Thyssen-Krupp wollte mit Dofasco seine Marktposition in Nordamerika stärken. Der Konzern hatte Anfang des Jahres den Übernahmekampf um Dofasco gegen Arcelor verloren. Angesichts der unklaren Lage hat der Konzern inzwischen damit begonnen, als Alternative den Bau eines Werks in Nordamerika zu prüfen. Vorstandschef Schulz hatte jedoch den Druck auf Mittal aufrechterhalten. "Wenn Mittal uns Dofasco nicht bieten kann, muss er eine Alternative bieten", sagte er. "Wir haben einen Vertrag mit Mittal." Welche Alternative für Thyssen-Krupp interessant sein könnte, hatte er offen gelassen. Aditya Mittal, Finanzchef im Unternehmen seines Vaters, teilte hingegen mit, es gebe keine Verpflichtungen Mittals gegenüber Thyssen-Krupp, falls der Verkauf nicht gelinge.
Der Aufsichtsrat hatte im Mai eine Machbarkeitsstudie für den Bau eines Stahlwerks in Nordamerika mit Walz- und Veredelungskapazitäten von 4,5 Mill. Tonnen in Auftrag gegeben. Die Investitionssumme bezifferte der Aufsichtsrat auf 1,8 Mrd. Euro. Erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sollten dem Aufsichtsrat bei seiner Sitzung im August vorgelegt werden. Das Gremium kommt am Freitag kommender Woche zusammen. An dem Tag will Thyssen-Krupp auch die Zahlen zum dritten Quartal seines Geschäftsjahres 2005/06 vorlegen.
Arcelor und Mittal zuversichtlich
Das Justizministerium in Washington hatte am Dienstag den Zusammenschluss von Mittal und Arcelor gebilligt, machte jedoch den Verkauf eines Werkes in Nordamerika zur Auflage. Der neue Megakonzern müsse sich darum bemühen, Dofasco zu verkaufen, hieß es. Sollte dies nicht möglich sein, müsse sich Arcelor/Mittal von einem seiner drei Stahlwalzwerke in Nordamerika trennen.
Arcelor und Mittal Steel blicken trotz Gewinnrückgängen in den sechs Monaten vor ihrem Zusammenschluss zum weltgrößten Stahlhersteller zuversichtlich in die gemeinsame Zukunft. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung betrug im ersten Halbjahr 2006 laut Pro-Forma-Bilanz für Arcelor Mittal - wie das Unternehmen künftig heißt - 5,5 Mrd. Euro. Für das gesamte Jahr werden nach Mitteilung vom Mittwoch zwischen zwölf und 12,5 Mrd. Euro erwartet. Der gemeinsame Umsatz lag bei 35,2 Mrd. Euro, der erwirtschaftete Überschuss bei 2,5 Mrd. Euro.
Ergebnis unter gegebenen Umständen "hervorragend"
Den gleichzeitig veröffentlichten einzelnen Zwischenbilanzen beider Unternehmen zufolge fiel bei Arcelor das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im ersten Halbjahr mit 2,84 Mrd. Euro deutlich hinter den Vorjahreswert (3,4 Mrd Euro) zurück. Steigende Rohstoffpreise und vergleichsweise geringe Verkaufspreise hätten die Gewinne bei einem gestiegenen Umsatz von 20,0 (16,8) Mrd. Euro belastet. Das Ergebnis sei unter den gegebenen Umständen dennoch "hervorragend" und liege im Plan.
Während bei Arcelor im Vergleich von erstem zu zweitem Quartal das Nettoergebnis von 761 auf 653 Mill. Euro sank, legte Mittal Steel von 743 Mill. Dollar auf 1,01 Mrd. Dollar zu. Der operative Gewinn stieg sogar um fast 50 Prozent auf 1,52 Mrd. Dollar. Im ersten Halbjahr 2006 erwirtschaftete Mittal mit 1,7 Mrd. Dollar weniger als im Vorjahreszeitraum (2,2 Mrd Dollar), doch lag das Ergebnis rund 200 Mill. Dollar über den Erwartungen der Analysten. Der Umsatz stieg auf 17,7 (14,0) Mrd. Dollar. Sowohl Arcelor als auch Mittal rechnen wegen besserer Konjunktur und höherer Nachfrage mit einer deutlichen Verbesserung der Ergebnisse.
Millionenkosten durch Übernahmeschlacht
Arcelor Mittal bezifferte in seinen Pro-Forma-Zahlen für die neue Gruppe deren derzeitige Verschuldung auf 18,2 Mrd. Euro. Darin sind die 7,8 Mrd. Euro enthalten, die Mittal für den Bar-Anteil der Arcelor-Übernahme aufbringen musste. Mittal bezifferte die Kosten der wochenlang umstrittenen Übernahme auf 170 Mill. Dollar, Arcelor auf 120 bis 140 Mill. Euro. Hinzu kommt noch eine Zahlung von 140 Mill. Euro an die russische Severstal wegen der gescheiterten Fusion.
Neue Geschäftsführung
Am Freitag wird der Stahlriese eine neue Geschäftsführung mit einem neuen Vorsitzenden bekommen, sagte der Vorsitzende des Arcelor- Verwaltungsrates, Joseph Kinsch, vor Journalisten. Der bisherige Arcelor-Chef Guy Dollé nahm an einer Pressekonferenz vom Mittwoch nicht mehr teil. Kinsch sagte lediglich, er werde ein sechsköpfiges Management-Team für die Zukunft vorstellen. Es soll je zur Hälfte aus Managern von Mittal und Arcelor bestehen. Der indische Unternehmer Lakshmi Mittal, dessen Konzern 92 Prozent der Arcelor-Aktien übernommen hat und dafür außer eigenen Aktien auch 7,8 Mrd. Euro in bar bezahlte, sagte, es gebe inzwischen "gute Beziehungen" zwischen den Managern der einst verfeindeten Firmen.
Quelle: Handelsblatt.com
News druckenName Aktuell Diff.% Börse
ARCELOR 41,80 -0,48% Paris
Mittal Steel Company N.V. Aandelen aan tond.Cl.A EO 0,01 26,83 -0,11% München
Severstal' Reg.Shs (GDRs REG S) 1/5 RL-25 52,00 +2,97% Frankfurt
THYSSENKRUPP AG Inhaber-Aktien o.N. 27,76 +2,06% XETRA