quelle: das kapitalDas Ende des Anfangs Die Anleger lassen sich selbst von geballtem Schrecken aus dem Finanzsektor nicht mehr aus der Ruhe bringen, weil sie glauben, die Krise sei inzwischen zu einem guten Teil abgearbeitet. Dabei stehen wir vermutlich gerade einmal am Ende ihres Anfangs.Das Schlimmste soll also vorbei sein in Sachen Finanzkrise? Na, wenn man diese inzwischen gängige These so interpretiert, dass ein einzelner Tag wohl kaum mehr Schreckensnachrichten produzieren kann als der Dienstag, dann ist da wohl was Wahres dran. Ein Auszug: UBS schmeißt nach Riesenverlust 5 500 Mitarbeiter raus, Fannie Mae braucht wegen tiefroter Zahlen neues Kapital von 6 Mrd. $, Countrywide stoppt die Häuserbeleihung in Las Vegas, Legg Mason gerät in die Miesen, der Gewinn von Swiss Re und Hypo Real Estate bricht ein, die US-Firmenbankrotte steigen um 49 Prozent. Dazu passt, dass Ben Bernanke die Banken tags zuvor wegen ausufernder Zwangsversteigerungen panisch zu Forderungsverzichten aufgerufen hat. Die Hauptnachricht kam ohnehin am Montag. Laut der vierteljährlichen Bankenumfrage der Fed hat der Nettoanteil der in- und ausländischen Institute, die die Kreditvergabe gestrafft haben, "erheblich" zugenommen. Bei den US-Banken hat sich dieser Anteil "für fast alle Kreditkategorien nahe oder über historischen Höchstständen" bewegt. Die Institute begründeten dies mit der Konjunktur, aber auch mit Sorgen um ihr Eigenkapital. Gleichzeitig hat die Nachfrage nach Krediten von Firmen und Verbrauchern weiter nachgelassen. Diese Beobachtungen sind quasi gleichzusetzen mit der Aussage, dass die US-Rezession gerade erst begonnen hat. Denn da die nichtfinanziellen Firmen sowie die Verbraucher zusammen eine Finanzierungslücke - Bruttoinvestitionen minus Bruttoersparnis - von vier Prozent des Nationaleinkommens aufweisen, ist ohne Kredit nun mal nichts los. Das gilt zumal dann, wenn Beschäftigung, Reallöhne, Gewinne und Firmeninvestitionen ohnedies bereits fallen. Und der Abschwung wird auch kaum dadurch aufgehalten werden können, dass der Staat ein Fiskalpaketchen von etwas mehr als einem Prozent des BIP geschnürt hat. Dass der Finanzsektor im Zuge der US-Ramschhypothekenkrise inzwischen Wertberichtigungen von mehr als 300 Mrd. $ vorgenommen hat, ist daher erst der Anfang. Und dass die US-Firmen und Verbraucher ihre Schulden über die vergangenen zehn Jahre um 13.604 Mrd. $ - respektive von 122 auf 170 Prozent des BIP - ausgeweitet haben, ist dabei nicht mal das einzige Problem, das noch weit heftigere Abschreibungen zur Folge haben könnte. Denn selbst im Euro-Raum stehen Firmen und Verbraucher mittlerweile ja mit 143 Prozent des BIP in der Kreide - bei gefährlich ungleicher Verteilung der Schulden. Von Großbritannien, Australien und selbst China (dem wegen des Kapazitätsausbaus bei gleichzeitigem Exportnachfrageschwund eine Pleitewelle droht und das überdies seine eigene Immobilienblase hat) gar nicht zu sprechen. Dazu noch die Eskapaden innerhalb des Finanzsektors bedacht, kann man da nur hoffen, dass das Schlimmste bereits angefangen hat. http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...n |