Zum Vergleich mit Altair: dieser Vergleich hinkt stark. Altair ist ein Software-Unternehmen, das insbesondere bei Simulationssoftware erfolgreich ist. Für Siemens ist das eine strategische Übernahme nachdem sich im EDA Bereich (Simulationssoftware für Chipdesign und Testing) Siemens' Konkurrenten Synopsis und Ansys zusammengeschlossen haben. Altair hat in diesem Bereich vor kurzem Metrics übernommen. Da Siemens nicht die volle Palette an Services in diesem hochprofitablen Markt abdecken kann, füllen sie mit der Übernahme von Altair strategisch ihre Lücken, um mit dem Full-Service Angebot von Cadence und Synopsis/Ansys mithalten zu können. Altair hat bereits heute EBIT Margen >20% und Siemens will zu seinen Konkurrenten aufschließen, die hier EBIT-Margen von bis zu 40% erzielen. Kontron hat EBIT-Margen im Bereich 5%. Soviel zum Thema Skalierbarkeit und Hightech v. Lowtech.
Zur Rolle von Ennoconn: Ennocon wird sich in meinen Augen nicht von Kontron zurückziehen, jedenfalls nicht freiwillig. Wie crine korrekt beschrieben hat, kontrolliert Ennocon Kontron und hat dafür gute strategische Gründe: Kontron bezieht seine Hardware von Ennocon, daher ist Kontron effektiv ein europäische Vertriebsarm von Ennoconn. Grund für die Teilübernahme von S&T damals war nicht der Wunsch Kursgewinne zu erzielen, sondern einen exklusive gebundenen Käufer von Ennoconn Hardware zu haben, der die Produkte in den europäischen Markt bringt. Andererseits ist auch absehbar, dass eine Vollübernahme von Kontron durch Ennoconn erhebliche Schwierigkeiten mit den diversen Außenwirtschaftsgesetzen in EU und US haben könnte (CFIUS, FSR, Prüfung in Deutschland).
Der Ennoconn Anteil ist im aktuellen politischen Klima zwar sicher ein optischer Nachteil. Man sollte aber bedenken, dass Ennoconn auch hohe Stabilität für Kontron gewährt. Kontron ist (anders als die Softwarefirmen weiter oben) in einem kompetitiven Markt unterwegs, wo nur in bestimmten Nischenbereichen hohe Margen möglich sind. Daher ist Kontron eine Firma, die nicht unerheblichen operativen Risiken ausgesetzt ist. Man sieht das an den vielen Firmen, die Kontron für einen Appel und ein Ei aufsammeln konnte. Ennoconn hat durch das strategische Investment aber ein starkes Interesse daran, dass Kontron in seinen Zielmärkten erfolgreich ist und bietet insofern als Großinvestor strategische Unterstützung. Nach dem Einstieg von Ennoconn hatte Kontron früher jahrelang ein KGV von 25.
Zum Thema Übernahme zu 5x EBITDA: Auf so einen Quark muss man erstmal kommen. Übernahmephantasie wäre für Kontron Aktionäre ein dickes Plus, nicht ein Minus. Aber leider ist eine Übernahme nicht realistisch, da Ennoconn Kontron kontrolliert. (Und natürlich schon gar nicht zu 5x EBITDA.) |