Grundsätzlich kann man ja mit Akquisitionen und mit Devestitionen den Unternehmenswert steigern. Die kritische Frage ist doch, wer der beste Eigentümer ist. Bei einer Buy-and-Build Strategie kann ein Unternehmen kleinere Wettbewerber zu niedrigeren Multiples übernehmen und gleichzeitig Synergien realisieren. Das ist eine sehr wertsteigernde Strategie (natürlich nur, wenn man weiß was man tut und es auch in der Umsetzung hinbringt). Bei Agfa ist es umgekehrt. Der Offset-Bereich ist ein Sorgenkind, das trotz seiner Größe (850 Mio. Umsatz) in der derzeitigen Struktur sein Potential nicht ausschöpfen kann. Auch deshalb weil Agfa keine Offset-Company mehr sein will. Wenn tatsächlich Lucky die Firma übernimmt, dann sieht das Potential anders aus. Dann kann Lucky die Buy-and-build-Strategie fahren. Lucky wäre dann klarer Weltmarktführer und könnte viel leichter als Agfa (alleine) echte Kostensenkungen umsetzen. Deshalb ist Agfa für Lucky strategisch und finanziell interessant. Ein Teil dieses Wertes wird auch bei Agfa ankommen. Klar, man gibt 850 Mio. Umsatz ab und Assets von 500 Mio. (EOY 2019). Und Lucky sollte aus so einem Deal mindestens ein Zusatz-EBITDA von 60 Mio. schaffen, wie von Scansoft geschätzt. Da wäre ein KP von 400 Mio. sehr günstig. Ich gehe davon aus, dass sogar mehr an Verbindlichkeiten mit dem Deal abgegeben werden können. Was ist der Vorteil: Lucky kann als "der richtige Owner" mehr Value generieren als Agfa. Und Agfa wird nach dem Deal viel fokussierter (und überkapitalisiert) dastehen. Wenn dann noch eine Ausschüttung von z.B. 350 Mio. erfolgt (Nettoliquidität per Q3 lag bei 530 Mio. und die Pensionslasten wären dann ja zu einem großen Teil weg ) dann fließen über 50% des heutigen Kurses direkt an die Aktionäre zurück. Natürlich hast du Recht katjuschka, so ein Deal ist keine Wundertüte - man gibt etwas und man bekommt etwas (In dem Fall gibt man Assets/Umsatz und man gibt Pensions-Schulden). Aber wenn das was weggeht für den Empfänger wertvoller ist, als für den Abgeber, dann macht das Sinn. Und wenn ein Konglomerat wie Agfa durch die Vermischung schlecht bewertet wird, dann kann durch die Einzelverwertung der Unternehmensteile für die Aktionäre viel Wert generiert werden. Und im Fall von Agfa ist es so, dass die Eigentümer das auch so wollen. Das sind Finanz-Investoren die Rendite (für ihre Klienten und sich selber) sehen wollen. Das ist der Unterschied zu Cegedim, wie Scansoft schon angemerkt hat. Dort geht es der Familie (so wie es den Anschein hat), um ihre Macht und die Verwirklichung persönlicher Ziele (die wohl nicht so ganz mit denen der anderen Aktionäre übereinstimmen). |