23.09.2007 - 20:54 Uhr FTD: Airlines kämpfen um Lufthoheit in China
Um eine der größten chinesischen Fluggesellschaften bahnt sich ein Übernahmewettstreit an. Bei China Eastern, der nach Passagieren zweitgrößten Gesellschaft des Landes mit Zugang zum attraktiven Knotenpunkt Schanghai, bereiten sich Cathay Pacific und Air China offenbar auf einen gemeinsamen Einstieg vor. Werbung Darauf spekulieren die Investoren in Hongkong - und schickten die Cathay-Aktie am Freitag um elf Prozent nach oben. Anschließend wurde sie vom Handel ausgesetzt. Für Montag kündigte die Fluggesellschaft aus Hongkong eine wichtige Mitteilung an.
Cathay und Air China sind durch eine 17-prozentige Überkreuzbeteiligung verbunden. Mit dem Griff nach China Eastern könnten sie die Einstiegspläne von Singapore Airlines (SIA) vereiteln. Der Lufthansa-Partner hatte Anfang des Monats angekündigt, 24 Prozent an China Eastern für knapp 1 Mrd. $ übernehmen zu wollen. Einen größeren Anteil darf SIA als ausländischer Investor nicht erwerben. Für Air China als chinesisches Unternehmen gilt diese Begrenzung nicht.
Dank des Wirtschaftsbooms und einer größer werdenden, reisefreudigen Mittelschicht wächst Chinas Luftfahrtbranche kräftig. Um fast 20 Prozent legten die Passagierzahlen im laufenden Jahr zu. Damit ist China einer der am schnellsten wachsenden Luftfahrtmärkte der Welt; Boeing und Airbus prognostizieren weitere rasante Steigerungen. Die Planungen der chinesischen Regierung waren von weniger als 15 Prozent ausgegangen. Der Zuwachs ist so rasant, dass die Offiziellen sich Sorgen machen um die Sicherheit in der Luft und den Zugang zur Infrastruktur. Bis 2010 werden daher nur noch eingeschränkt neue Airlines zugelassen. Marktteilnehmer rangeln jetzt um die besten Verbindungen. Noch verdienen nur wenige nationale Fluglinien Geld. Dank der Beschränkungen und des weiteren Wachstums rechnen Marktbeobachter aber mit einer Trendwende.
Traum von den Routen nach Schanghai
"Air China könnte mit aggressiven Maßnahmen versuchen, den Verkauf von China-Eastern-Anteilen an Singapore Airlines noch aus der Bahn zu werfen", prophezeit Ally Ma, Analystin der Citigroup, in einem Report. Für den Zukauf von SIA steht die Zustimmung der Hauptversammlung noch aus; Air China und Cathay könnten mit einem besseren Angebot die Anleger auf ihre Seite ziehen. Zwei Tage nach Unterzeichnung der Vereinbarung mit den Investoren aus Singapur hatte Air China seinen Minderheitsanteil an China Eastern auf elf Prozent ausgebaut.
"Air China träumt von den Routen nach Schanghai", sagte Ma. In der Wirtschaftsmetropole hat China Eastern die beste Position. Air China würde die Verbindungen gerne kombinieren mit der eigenen Stärke in Peking. Dort dürfte die Airline als exklusiver Partner von den Olympischen Spielen 2008 profitieren.
Air China war der internationalen Flugvereinigung IATA zufolge 2006 mit 31 Millionen Passagieren zwar nur die drittgrößte Fluggesellschaft des Landes. Dafür ist sie aber die mit Abstand profitabelste. Die operative Marge liegt bei 5,9 Prozent. China Southern und China Eastern schaffen nur knapp schwarzen Zahlen.
Chinas Fluggesellschaften haben ruinöse Zeiten hinter sich. Die Liberalisierung des Sektors habe eine Vielzahl neuer Gesellschaften hervorgebracht, die sich heftige Preiskämpfe geliefert hätten, sagt Derek Sadubin, Chef der Beratungsgesellschaft Centre for Aviation. Am Ende habe die Regierung eine Konsolidierung angezettelt: "Aus zehn staatlichen Fluglinien wurden die heutigen großen Drei fusioniert."
Autor/Autoren: Claudia Wanner (Hongkong) |