Und schon wieder die HSH im Gespräch!
Handelsblatt Agiv ringt mit Banken um Tilgungsverzicht Von Gregory Lipinski
Der angeschlagene Hamburger Immobilienkonzern Agiv Real Estate AG kommt nicht zur Ruhe. Der Vorstand verhandelt mit der Hamburger HSH Nordbank über eine Tilgungsaussetzung ihrer Kredite, um einen Betrag im zweistelligen Millionenbereich einzusparen. Dies erfuhr das Handelsblatt
HB HAMBURG. Die HSH Nordbank ist der führende Kreditgeber bei Agiv. Das Immobilienunternehmen verfügte nach zuletzt verfügbaren Angaben Ende 2002 über Bankdarlehen von 774 Mill. Euro. Die Ersparnis aus der Tilgungsaussetzung will der Agiv- Vorstand nutzen, um sich mit der Frankfurter Wayss & Freytag (W&F) zu vergleichen, erfuhr das Handelsblatt aus den beteiligten Firmenkreisen weiter. Denn der zur niederländischen Royal BAM Group gehörende Immobilienentwickler verlangt von Agiv rund 15 Mill. Euro, teilt BAM mit. Diese Summe könne sich bis 2007 auf 35 Mill. Euro erhöhen, falls man sich nicht einige. Die Forderungen der BAM stammen aus einem Geschäft von 1996, als Agiv das Bauunternehmen W&F an die Holländische Beton Groep verkaufte. Damals hatte der Konzern Verpflichtungen aus Mietgarantien von W&F übernommen. Doch seit 2003 kommt die Hamburger Immobilienfirma den Zahlungen nicht mehr nach, teilte BAM kürzlich mit. „Wir sind mit Wayss & Freitag im Gespräch, um Lösungen zu erarbeiten“, betont ein Agiv-Sprecher. BAM war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Für den Agiv-Vorstand ist eine Einigung mit W&F dringend notwendig: Denn die Wirtschaftsprüfer seien nicht bereit, ein Testat für den Geschäftsabschluss 2003 abzugeben, solange die offene Forderung mit dem Frankfurter Immobilienentwickler nicht geklärt ist, heißt es in Agiv-Kreisen. Das Testat ist zudem wichtig, damit die Gesellschaft ihre für Ende November geplante Hauptversammlung durchführen kann. Sie müsste ansonsten auf 2005 verschoben werden. „Wir hoffen noch, dass wir im Oktober den Geschäftsbericht für 2003 vorlegen können“, so ein Agiv-Sprecher. Das Unternehmen hatte 2002 einen Fehlbetrag von 134 Mill. Euro erwirtschaftet.
Damit gerät Agiv nach kurzer Zeit wieder unter Druck: Erst Mitte des Jahres hatte die Frankfurter BHF-Bank die Auszahlung von Festgeldern in Höhe von 17 Mill. Euro verweigert. Wenig später gab die Bank aber die Gelder frei, nach dem der Agiv-Vorstand den Streit um frühere Put-Optionen beendet hatte. Agiv gehört mit einem Investitionsvolumen von 2 Mrd. Euro zu einem der führenden Immobilienfirmen in Deutschland. Das Unternehmen hatte erst vor kurzem Interesse an den Warenhäusern des angeschlagenen Karstadt-Konzerns gezeigt. Agiv will hier als Dienstleister für das Gebäudemanagement fungieren, betont ein Sprecher. Vor einigen Jahren hatte sich Agiv mit Blackstone auch für die Einzelhandelsimmobilien der Metro interessiert. An Agiv ist unter anderem die EnBW Energie Baden-Württemberg AG sowie der ehemalige Vorstandschef Rainer Behne beteiligt. Zu den jetzigen Bankenverhandlungen hält sich die Immobilienkonzern aber bedeckt. „Im Zuge der Neuausrichtung und Restrukturierung des Unternehmens werden derzeit konkrete Gespräche mit unseren Banken geführt“, betonte ein Agiv-Sprecher. Die HSH Nordbank wollte sich hierzu nicht äußern. Der Kurs von Agiv stieg am Mittwoch um 1,15 Prozent auf 0,88 Euro.
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