GPC Biotech: Die Kurstreiber bleiben [15:32, 23.05.06]
Von Stefan Riedel
Wie gewonnen, so zerronnen: Noch am 28. Februar stand die Aktie von Aktie von GPC Biotech bei 15,75 Euro – das höchste Level seit zwei Jahren. Nach einem Kursverfall, der durch die jüngste Ausverkaufswelle an den Märkten beschleunigt wurde, notiert sie jetzt um 33 Prozent zusammengestutzt auf Jahrestief.
Tiefer vom Jahreshoch ist unter den Biotech-Mitgliedern des TecDAX nur noch MorphoSys (minus 45 Prozent) gefallen. Dabei hat die gesamte Branche bereits im Frühjahrsquartal schlechter als der Gesamtmarkt performt. Die Gründe dafür sind vor allem psychologischer Natur.
Statt spektakulärer Neuzulassungen, mit denen neugierige Investoren in diesen Wachstumssektor gelockt werden, überwogen zuletzt klinische Verzögerungen oder Fehlschläge, zuletzt mit dem Schlafmittel Indiplon der US-Firma Neurocrine Biosciences. Schließlich lagen die Schwergewichte der Branche im abgelaufenen Quartal bei Umsatz und Gewinn im Soll – gut, aber eben nicht gut genug, um dem Markt mit positiven Überraschungen aus der Reserve zu locken. Die Ausverkaufswelle, die seit mehr als einer Woche den Gesamtmarkt heimsucht, gab Qiagen & Co. den Rest.
Fundamental ist das Kursgemetzel nicht begründet. Im Gegenteil: Wer jetzt auf Pessimismus macht und dabei auf steigende Inflationsgefahr oder abkühlende Konjunktur verweist, müsste bei Healthcare-Aktien hellhörig werden. Ob Biotech oder Medizintechnik – beide Sektoren von den Launen konjunktureller Schwankungen nur am Rande tangiert. Am ehesten betroffen ist noch der Pharmasektor. Der ist aber seit Jahren Kummer gewohnt, denn Probleme wie Patentabläufe, Kostendruck oder leere Forschungspipeline sind hinlänglich bekannt.
Bewertung und Fundamentaldaten liefern also einige Gründe, um je nach Risikobereitschaft wieder Positionen aufzubauen. Gerade GPC Biotech liefert besonders gute Kaufargumente – und die Company hat auf dem aktuellen Kursniveau das größte Potenzial nach oben. Das Unternehmen wird für den Hoffnungsträger Satraplatin noch im Juni Nachrichten liefern. Die Tablette soll als Zweittherapie gegen hormon-resistenten Prostatakrebs bis zum Jahresende die entscheidenden klinischen Resultate liefern.
Ein unabhängiges Gremium, das die Studie überwacht, hat sich dafür ausgesprochen, bis Ende Juni eine vorgezogene Zwischenanalyse der Überlebensdaten anzufordern – was als eindeutig positiv zu werten ist. Anders als GPC Biotech und Marketing-Partner Pharmion hatten Experten aus diesem Data Monitoring Board Zugang zu den bisherigen vorläufigen Daten. Die bisher eingesehenen Fakten waren jedoch auf das reine Überleben der Patienten bis zum erneuten Auftreten der Krankheit bezogen.
Positive News sollten die Aktie von GPC Biotech im Juni nach oben schieben – aber wie stark, hängt von der Marktverfassung ab. Aus charttechnischer Sicht könnte die Aktie im Bereich um die zehn Euro einen Boden finden. Wer jetzt antizyklisch zugreift, sollte in jedem Fall einen engen Stopp-loss setzen.
Empfehlung: KAUFEN Kurs am 23. Mai: 10,40 Euro Stoppkurs: 8,90 Euro |