Abacho-Aktie auf heißem Ritt nach oben
12. Januar 2006 Was waren das doch für Zeiten, als die Internet-Euphorie seligen Angedenkens Aktien in schwindelerregende Höhen steigen ließ. Eine der ersten Aktien, die davon einst mitgetragen wurde, war die Aktie von Endemann Internet, die im März 1999 bereits früh an den Neuen Markt, gleichfalls seligen Angedenkens, kam.
Später erinnerte die Notiz eher an einen Zementsack. Längst unter dem Namen Abacho gelistet, dümpelte das Papier nach dem Ende des Booms und dem darauffolgenden Kursniedergang über vier Jahre zum Teil recht tief unter der Ein-Euro-Marke dahin und weit vom Hoch bei 21,70 Euro entfernt. Diese Zeiten aber sind vorbei. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs der Aktie auf aktuell 5,11 Euro mehr als verfünffacht und notiert damit auf einem Fünf-Jahres-Hoch.
Jahrelang stagnierende Umsätze
Abacho ging aus einer 1996 gegründeten Werbeagentur hervor, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt auch im Betrieb von Internet-Diensten hat und vor allem mit Suchmaschinen wie Spider.de, Aladin.de und Eule.de, die im März 2000 in der neuen Technik der Internet-Suchmaschine www.Abacho.de zusammengefaßt wurden, antrat.
Gut liefen die Geschäfte nicht gerade. Steigerte man den Umsatz im Jahr 2000 noch von 3,7 auf elf Millionen Euro, fiel dieser schon im Jahr darauf auf denselben Wert zurück und zeigte sich auch danach noch schwindsüchtig. Erst 2004 wurde mit einem Plus von 18 Prozent auf 3,3 Millionen Euro eine Wende erreicht, die jedoch zu Lasten des Verlusts ging, der sich gegenüber dem Vorjahr verdreifachte. Überhaupt hatte Abacho zuletzt 1999 einen Gewinn verbucht.
Hoffnung, daß der Hammer fällt
Das scheint sich im vergangenen Jahr zum besseren gewendet zu haben. Zwar liegen bislang lediglich die Zahlen für das erste Halbjahr vor, nach denen Abacho in den ersten sechs Monaten einen Überschuß von 110.000 Euro erzielt hat, aber das ist ja immerhin ein Anfang. Allerdings stagnierte der Umsatz gegenüber dem Vorjahr mit 1,6 Millionen.
Was bei Anlegern die Hoffnungen ins Kraut schießen läßt, ist indes das neueste Projekt von Abacho, namentlich das im Juli 2005 gestartete Auktionsportal für Handwerksarbeiten „My Hammer”. Diese agiert ähnlich der Auktionsplattform azubo.de mit über die Zeit fallenden Preisen.
Gegenüber dem „Open-Market-Report” gab sich Firmengründer Ingo Endemann sehr optimistisch. In drei Jahren soll über My Hammer ein Prozent des deutschen Handwerksmarkts abgewickelt werden, was einem Auftragsvolumen von über vier Milliarden und einem Bruttoprovisionsvolumen einen Umsatz von rund 150 Millionen Euro entsprechen würde. Ingo Endemann will auch bereits im Februar nach Österreich und in die Schweiz expandieren und führt derzeit nach eigenen Angaben Gespräche mit Investoren. Laut „Open-Market-Report” schließt er auch eine Notiz der Tochterfirma im „Entry Standard” nicht aus. Gegenüber FAZ.NET wollte Abacho sich dazu unter Berufung auf die Gespräche mit Investoren aber nicht äußern.
Der Erfolg muß sich erst erweisen
Konkrete Zahlen über den Ertrag und Umsatz von My Hammer hat Abacho bislang noch nicht vorgelegt, so daß auch da lediglich Schätzungen kolportiert werden. Dabei liegen die in diesem Zusammenhang genannten monatlich rund 100.000 Euro noch um einiges von den erhofften 150 Millionen entfernt.
Zuerst muß sich die Nachhaltigkeit des Erfolgs erweisen. Da die Inserate kostenlos sind, ist anfangs ein gewisser „Neugiereffekt” nicht auszuschließen. Auch ein Qualitätsimage muß bei noch aufgebaut werden. Das hat My Hammer nur bedingt in der Hand. Sollte sich etwa aufgrund schief gelaufener Geschäfte der Eindruck durchsetzen, die Geschäftsanbahnung berge erhöhte Risiken, würde dies die Expansion stark behindern.
Umschichtungen aus Ricardo.de?
Bewertet ist Abacho auf dem aktuellen Kursniveau derzeit mit einer Marktkapitalisierung von knapp 40 Millionen Euro und damit rund dem Zehnfachen des für 2005 zu erwartenden Jahresumsatzes, wenn man My Hammer 100.000 Euro Umsatz pro Monat zubilligt. Um ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von eins zu erreichen, müßte sich also der Umsatz von My Hammer im laufenden Jahr verzehnfachen. Das erscheint doch reichlich ehrgeizig. Von Abacho.de ist dagegen vergleichsweise wenig zu erwarten. Dazu fehlen einfach die Impulse, die den Umsatz nach oben katapultieren können.
Insofern scheint einmal mehr der Optimismus überzuborden - wie schon vor sechs Jahren. Dabei ergibt sich eine weitere frappierende Koinzidenz. Eine der bestgelaufenen Aktien des vergangenen Jahres war Ricardo.de - gleichfalls eine Auktionsplattform. Am Freitag, dem 9. Dezember erreichte die Aufwärtsentwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt, seitdem schwächelt das Papier. Am darauffolgenden Dienstag begann, wenngleich zunächst verhalten, der Aufstieg der Abacho-Aktie. Es liegt auf der Hand zu vermuten, daß hier Umschichtungen stattgefunden haben und womöglich noch stattfinden. Ist dies der Fall, so steht zu befürchten, daß sich die derzeitigen Käufer im Falle eines Falles ebenso rasch einem neuen Favoriten zuwenden - mit entsprechenden Konsequenzen für den Kurs.
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