Marktausblick: Dividenden stützen die Märkte
Obwohl der Dax am Freitag unter die 6000 Punkte gefallen ist, erwarten die meisten Experten für die nächste Woche, dass der deutsche Leitindex diese Marke wieder erreichen kann. Nach Ansicht der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wird die bevorstehende Dividendensaison für genug Liquidität sorgen, um die Märkte weiter zu stützen.
"Allein in dieser Woche können sich die Aktionäre auf gut 2,5 Mrd. Euro an Dividendenzahlungen von Henkel , DaimlerChrysler und RWE freuen", sagte LBBW-Chefstratege Frank Schallenberger. Die drei Unternehmen halten ihre Hauptversammlungen ab, in deren Rahmen die Dividendenzahlungen beschlossen werden. Die Dividenden würden reinvestiert, so Schallenberger, was neben den weiter anhaltenden Umschichtungen vom Renten- in den Aktienmarkt für tendenziell steigende Kurse sorgen werde.
Ähnlich beurteilt es die DZ Bank in ihrer Prognose. Die Experten sehen den in sechs Monaten bei 6200 Punkten und empfehlen Aktien zum Kauf. Das aktuelle des Dax sei mit 12,7 im historischen Durchschnittsvergleich niedrig.
Nicht so optimistisch beurteilen die Strategen der Helaba Trust die Situation. Zwar werde der Dax die Marke bei 6000 Punkten auch in der kommenden Woche halten, doch die Experten empfehlen, Gewinne mitzunehmen. "Die Zinsängste belasten, auch ein weiter steigender Ölpreis könnte den Elan der deutschen Aktienmärkte bremsen. Wir denken, dass der Gipfel erreicht ist, mittelfristig wird der niedriger notieren", sagte Stefan Klomfass, Leiter Märkte & Strategien bei der Helaba Trust.
Analystin sieht Risiken
Auch die Privatbank M.M. Warburg warnt. "Mein Ziel für den Dax bleiben 6300 Punkte. Bis dahin ist es nach drei Jahren Kursrally nicht mehr weit. Jetzt einzusteigen ist riskant", sagt Britta Paech, Portfoliomanagerin bei M.M. Warburg. Nun brauche der Markt positive Überraschungen, sonst könne es schnell abwärts gehen", so Paech.
Entsprechende Impulse könnten aus den USA kommen, wo die Quartalsberichtssaison traditionell von dem Aluminiumkonzern Alcoa eingeleitet wird. Das wird den Markt aber nicht besonders beeinflussen", sagte David Dropsey, Analyst beim US-Investmentberater Thomson Financial. Erst in der nächsten Woche würde die Berichtssaison Fahrt aufnehmen und damit mehr Einfluss auf die Aktienkurse nehmen. "Diese Woche wird wegen Ostern noch eher ruhig verlaufen", sagte Dropsey. Am Karfreitag wird in New York nicht gehandelt.
Die US-Märkte starten von einem hohen Ross in die beginnende Ertragssaison. und Nasdaq Composite erreichten in der vergangenen Woche die höchsten Stände seit 2001. Die Ratingagentur Standard & PoorŽs rechnet für die im S&P 500 gelisteten Unternehmen mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.
Schlechter Run für den Euro
Am Devisenmarkt haben sich die Vorzeichen für den nach den Worten von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vorläufig verschlechtert. Trichet hatte am Donnerstag einer Zinserhöhung im Mai eine Absage erteilt und damit die Erwartung der Märkte enttäuscht. "Es besteht die große Gefahr, dass der jetzt wieder in die Handelsspanne von 1,18 bis 1,22 $ zurückfällt, in der er schon seit Monaten gehandelt hatte", sagte Tony Northfield, Devisenstratege von ABN Amro. Auch die Signale vom Aktien- und Bondmarkt sprechen nach Meinung von Eugen Keller vom Bankhaus Metzler gegen die Gemeinschaftswährung: Der Dow Jones nähere sich derzeit seinem Jahreshoch von 2001 bei 11.350 Punkten, die zehnjährige Anleiherendite könnte das Niveau von fünf Prozent überschreiten. "Das würde wieder Anlagegelder in den Dollarraum locken und den Euro schwächen", sagte er.
An den märkten rechnen Analysten in der nächsten Woche überwiegend mit Kursverlusten. Auch die Absage der EZB an eine Zinserhöhung im Mai konnte den Abwärtstrend nicht bremsen. Verstärkt wurde die negative Stimmung am Freitag noch durch die US-Arbeitsmarktdaten. Im März wurden 211.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, mehr als mit 190.000 vermutet. "An den märkten zeichnen sich noch keine klare Stabilisierungstendenzen ab, sie sind noch immer ziemlich unter Druck", sagte Thomas Amend, Ökonom bei HSBC Trinkaus & Burkhardt.
"Momentan sieht auch die Markttechnik grottenschlecht aus", sagte Peter Müller, Zinsanalyst der Commerzbank. Das spricht vorerst gegen eine Wende. "In den USA ist die Rendite zehnjähriger Treasuries über 4,9 Prozent gestiegen, damit sind die fünf Prozent fast schon um die Ecke." Eine Wende könnten derzeit wohl nur sehr schlechte Konjunkturdaten sorgen, die seien jedoch nicht in Sicht. "Auch der jüngste Ölpreisanstieg ist nicht gerade förderlich für fallende Renditen", schreibt die HypoVereinsbank. Im Prinzip habe sich das Umfeld für den Bund-Future aber deutlich aufgehellt. Die Zinserhöhungen in der Eurozone würden nun später erfolgen und es werde vermutlich weniger davon geben.
Quelle: Financial Times Deutschland
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