Die Krise der Hypotheken-Giganten nimmt größere Ausmaße an als gedacht: Die US-Regierung bereitet schon einen Rettungsplan vor. Ein Ex-Fed-Gouverneur macht den Anlegern zusätzlich Angst. Die Aktien gehen auf Talfahrt. Der Finanzminister bemüht sich, die Wogen zu glätten. Die US-Regierung steht zur Rettung der beiden schwer angeschlagenen US-Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac bereit. Das Weiße Haus bereite ein Gesetz für die beiden Immobilienfinanzierer vor, das den Märkten Vertrauen einflößen werde, erklärte ein Sprecherin des US-Präsidialamtes am Donnerstag angesichts Spekulationen über eine drohende Pleite der Unternehmens. Die Aktien der für den US-Immobilienmarkt enorm wichtigen Finanzierer konnten daraufhin ihre drastischen Kursverluste etwas eingrenzen.
Die schwer angeschlagenen US-Hypotheken-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac hatten im Tagesverlauf bis zu 30 Prozent eingebüßt. Anleger forderten auch einen höheren Risikoaufschlag für festverzinsliche Papiere der beiden Institute. Auslöser für die Kursverluste waren Aussagen des ehemaligen Fed-Gouverneurs William Poole. Nach Pooles Einschätzung sind die beiden Hypothekeninstitute faktisch zahlungsunfähig. Die Politik müsse dies anerkennen und möglicherweise ein Rettungspaket schnüren, sagte Poole in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview.
Beratungen für den Fall des Scheiterns
Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge die Beratungen über einen Notfallplan im Finanzministerium und den zuständigen Aufsichtsbehörden bereits seit mehreren Monaten. Demnach geht die Bush-Regierung zwar nicht davon aus, dass die Unternehmen tatsächlich zusammenbrechen. Mitarbeiter des Finanzministerium diskutierten jedoch, was die Regierung tun könnte, sollten die Hypothekenfinanzierer doch scheitern.
Schließlich seien beide für den US-Häusermarkt extrem wichtig. Die Gespräche seien Teil einer üblichen Eventualfallplanung des Finanzministeriums und anderer Aufsichtsbehörden. Jedoch seien die Diskussionen wegen der Finanzschwierigkeiten bei den beiden Unternehmen ernster geworden.
US-Finanzminister Henry Paulson versuchte am Donnerstag, die Stimmung zu beruhigen. Ihm habe die Aufsichtsbehörde von Fannie Mae und Freddie Mac, Ofheo, mitgeteilt, dass beide Unternehmen über genügend Kapital verfügten, sagte Paulson vor dem US-Kongress. Eine Freddie-Mac-Sprecherin bekäftigte das und sagte auf Anfrage, dass das Unternehmen über einen Rettungsplan der Regierung nicht informiert sei.
Fannie Mae und Freddie Mac kämpfen schon seit längerem mit massiven Problemen durch die Kreditkrise. Auslöser für den jüngsten Kurseinbruch war eine Analystenstudie der US-Investmentbank Lehman Brothers. Darin heißt es, wegen einer anstehende Änderung in der Rechnungslegung könnten Freddie Mac und Fannie Mae abermals Kapitalspritzen benötigen - und zwar 29 Mrd. $ beziehungsweise 46 Mrd. $. Eine Freddie-Mac-Sprecherin sagte, der Konzern habe nicht vor, sein Kapital vor Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal zu erhöhen. Die Sprecherin von Fannie Mae lehnte eine Stellungnahme zu der Lehman-Einschätzung ab.
Warten auf die Kapitalerhöhung
In den neun Monaten bis Ende März haben Fannie Mae und Freddie Mac Verluste von 11 Mrd. $ hinnehmen müssen. Um sich gegen weitere Ausfälle von Immobilienschuldnern zu wappnen, brauchen sie deshalb dringend frisches Kapital. Im Mai teilte Freddie Mac mit, 5,5 Mrd. $ durch die Ausgabe von Vorzugsaktien aufnehmen zu wollen. Bis jetzt allerdings hat das Unternehmen die Kapitalerhöhung nicht durchgeführt, als Termin gilt August. Fannie Mae dagegen nahm im April und Mai insgesamt 7,4 Mrd. $ auf.
Die Schwierigkeiten von Fannie Mae und Freddie Mac sind eine Gefahr für die US-Konjunktur. Die beiden Hypothekenfinanzierer haben die Aufgabe, das private Wohnungseigentum zu fördern. Wenn finanzielle Probleme die quasi-staatlichen Organisationen nun daran hindern sollten, Hypotheken zu kaufen, würden die Darlehenszinsen für Hausbauer deutlich steigen.
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