AKTIONÄRSREVOLTE
Hedgefonds will Deutsche Börse verkaufen
Nachdem ausländische Aktionäre das Management der Deutschen Börse gestürzt haben, zeichnet sich eine mögliche Zerschlagung des Unternehmens ab. Der einflussreiche britische Fonds TCI plädiert dafür, den Frankfurter Wertpapierhandel mit der Konkurrenzbörse Euronext zu fusionieren.
| DDPDeutsche Börse: Die Mehrheit der Aktionäre hegt keinerlei sentimentale Gefühle für den Finanzplatz Frankfurt |
Düsseldorf - "Ich bin wirklich der Ansicht, dass es Sinn machen würde, diese beiden Börsen zu fusionieren", zitiert die "WirtschaftsWoche" in ihrer neuen Ausgabe Patrick Degorce, einen Partner von The Childrens Investment Fund (TCI). Der Londoner Hedgefonds und sein Chef Christoph Hohn gelten als treibende Kraft hinter dem gestrigen Rauswurf von Deutsche-Börse-Chef Werner Seifert und seinem Förderer, dem Aufsichtsratschef Rolf Breuer. TCI hatte bereits im Frühjahr eine von Seifert betriebene Fusion Frankfurts mit der Londoner Börse torpediert. Ein Zusammenschluss mit Euronext mache laut Degorce "mehr Sinn, als die Übernahme der London Stock Exchange gemacht hätte".
Dem "Handelsblatt" sagte der Hedgefonds-Manager mit Blick auf eine mögliche Fusion: "Das wäre phantastisch. Vom Geschäftsmodell her würden beide zusammenpassen. Ein Modell für eine mögliche Kooperation zu erarbeiten, sei Aufgabe des neuen Vorstandsvorsitzenden, sagte Degorce der Zeitung weiter.
Als Nachfolger für den scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf Breuer brachte TCI erneut den CDU-Politiker Friedrich Merz ins Gespräch: "Er könnte ein guter Vorsitzender sein. Als Vorstand muss man gute Verbindungen nach Brüssel haben. Jemand mit politischer Erfahrung kann da nicht schlecht sein", erklärte Degorce.
Der "WirtschaftsWoche" sagte der Investor, die Details eines möglichen Zusammenschlusses mit der Euronext seien noch nicht klar. So etwas müsse natürlich unter den richtigen Konditionen geschehen. "Wir unterstützen alles, was den Wert der Deutschen Börse als Unternehmen verbessert", so Degorce. So könne man für die Nutzer die Kosten des so genannten Clearing reduzieren, also der buchhalterischen Abrechnung und Buchung von Börsentransaktionen. Das wäre laut Degorce gut für die europäischen Finanzmärkte und zudem sinnvoll, weil so ein Primärmarkt in einer einzigen Währung - dem Euro - entstehe.
Regierung will unabhängige Börse
Der Plan ist nicht chancenlos. Rund die Hälfte der Aktionäre der Deutschen Börse seien zugleich Anteilseigner an Euronext , erläuterte der Fondsmanager in der "WirtschaftsWoche". Allerdings könne sich der TCI-Partner auch eine Kooperation der Deutschen Börse mit US-Börsen vorstellen.
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Joachim Poß hat aus dem Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse, Werner Seifert, und des Aufsichtsratschefs Rolf Breuer eine Bestätigung für die jüngste Kapitalismuskritik abgeleitet. "Ich finde das bedauerlich, weil sich beide um die Deutsche Börse verdient gemacht haben", sagte Poß gestern Abend in Berlin. "Dass dann ein Hedgefonds solche Macht entfaltet, passt in die gegenwärtige Diskussion" sagte Poß. "Das bestätigt die Befürchtung, dass sich solche Kräfte unkontrolliert verbreiten."
Die Bundesregierung hatte das Ausscheiden Seiferts und Breuer offiziell nicht bewerten wollen. Ein Regierungsvertreter sagte lediglich, man habe "ein großes Interesse daran, dass die Deutsche Börse in ihrer Gesamtheit für den Finanzplatz tätig bleiben wird", und damit eine entschlossene Berliner Haltung gegen eine mögliche Zerschlagung des Unternehmens erkennen lassen.
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