Ein Freund von mir ist Insider in der Energie/Kraftwerksbranche, von ihm erhielt ich heute die nachstehende und zum Thema passende Mail:
Der strenge Frost ist vorbei, Zeit die Energiesituation im Winter zu bilanzieren.
Gaskraftwerke:
Es sind mehrere große Gaskraftwerke zu absoluten Spitzenlastzeiten diesen Winter nicht ans Netz gegangen, weil der Gasdruck zu niedrig war. In Deutschland fehlt es an Gasleitungen, um das Gas bei Bedarf aus den Kavernen im Norden Deutschlands in die Gaskraftwerke zu leiten, ohne dass es in den Häusern von Millionen Deutschen kalt wird. Der Bau der benötigten Pipelines zieht Planungsverfahren und Protest nach sich, der Jahre in Anspruch nehmen wird. Ohne zusätzliche Pipelines sieht es aber schlecht aus.
Ein Vergleich: ein ausgewachsenes Gaskraftwerk von 2 x 400 MW verbraucht 1600 MW an thermischer Energie (Wirkungsrad 50%). Deine Heizung im Keller verbraucht im strengsten Frost vielleicht 16 kw also 0.016MW an thermischer Energie. Ein Gaskraftwerk saugt also Gas für ca. 100 000 Häuser aus dem Netz.
Neubau von Gaskraftwerken: Die Grünen hoffen ja, mit Gaskraftwerken den Ausfall der Kernkraft zu kompensieren. Dies geht aus drei Gründen nicht:
- clean dark spread. Die Tatsache, dass fossile Kraftwerke nur zu absoluten Spitzenzeiten und bei Ausfall der regenerativen betrieben werden dürfen, führt dazu, das selbst Gaskraftwerke nicht mehr auf die jährliche Mindeststundenzahl kommen, um sich zu amortisieren. Wenn sie mehr in Grundlast fahren, verlieren sie gegen Kohlekraftwerke, und in absoluter Spitzenlast haben sie Mittags mit der Einspeisung durch Solarstrom das Nachsehen.
Gaskraftwerke erzeugen Strom für 54 €/MWh. Kohlekraftwerke für 48€/MWh. Dies sind in der Energiewirtschaft Welten. Immer dann aber, wenn regenerative da sind, haben sie Vorrang und zwar für 120 €/MWh (Wind on shore), 160 €/MWh (off shore) und immer noch mindestens 220 €/MWh (Solar). Die Verpflichtung, die deutsche Stromverbraucher gegenüber der Solarindustrie eingegangen sind, beträgt derzeit über 100 Mrd € (Mehrkosten gegenüber dem Marktpreis wohl gemerkt, da ist die Windenergie noch gar nicht mit drin).
- Gaspipelines fehlen, sodass Deutschland nicht von der Gasschwemme profitieren kann. - Bürgerproteste: Auch geplante Gaskraftwerke werden durch Klagen und Bürgerbegehren verhindert.
Netzstabilität:
Die Netzagentur hat nun klar bestätigt, dass das Stromnetz diesen Winter mehrfach kurz vor dem Zusammenbruch stand. Et hot nochemol joot jejange. Aber das war es dann auch. Zum großflächigen Blackout hat es noch nicht ganz gereicht. Aber die Anschaffung eines GenSet (5 kW im Keller an den Sicherungskasten) ist ratsam. Sobald es einmal kracht werden die Preise hierfür ansteigen.
Reservekraftwerke:
die wurden alle gebraucht, sogar die in Österreich und das, obwohl die meisten AKWs noch gar nicht vom Netz sind.
Strompreis und seine Auswirkungen:
Der Strompreis hat bereits folgende Werke der verarbeitenden Industrie in Deutschland lahmgelegt. - Norsk Hydro (Aluminiumwalzwerk in Neuss - früher VAW). Die Produktion steht weitestgehend, weil Strom zu teuer ist und im letzten Jahr zahlreiche Millisekundenausfälle - die man als Verbraucher nicht merkt - den Walzvorgang beeinträchtigt haben (derzeit Kurzarbeit) - Thyssen Krupp Steel: Edelstahlwerk in Bochum (Elektrostahlwerk) wird wegen hoher Strompreise endgültig still gelegt.
Weitere Kandidaten: - Auribis (Hamburg, größte Kupferhütte Europas). Derzeit wird das Schwesterwerk in Pridop (Bulgarien) ausgebaut - Aluminiumwerk Dortmund. - Zahlreiche Umformbetriebe etc.
Die Produktion wir sehr wahrscheinlich nach Osteuropa gehen, da diese Produkte keine so ausgefeilte Logistik und Fertigungsplanung benötigen. Man kommt dort also gut zurecht. In Osteuropa werden derzeit größere Kraftwerkskapazitäten geplant, zudem sind die Umweltstandards billiger zu erfüllen, weil niedriger.
Ausgleich für wegfallende AKWs in Deutschland:
Es ist nicht absehbar, dass die deutschen EVUs in weitere fossile KW bauen, da sich ihr Betrieb wegen der regenerativen nicht mehr rechnet. Dies wird in Kreisen von Natur- und Parkschützern als großer Beleg für die Wettbewerbsfähigkeit der regenerativen Energien allerorten gefeiert. Was dabei verschwiegen wird oder schlicht egal zu sein scheint, ist, dass der Preis bei den regenerativen ein behördlich festgelegter Vergütungssatz ist, der 2-5 mal über dem Marktpreis liegt, und es obendrein eine Abnahmegarantie gibt. Das ist für die Investoren eine gut planbare Gelddruckmaschine.
Als Maßnahme will die öffentliche Hand energieintensive Betriebe von den steigenden Preisen teilweise befreien und Stromausfälle wie z.B. bei NorskHydro mit bis zu 60 000€ pro Ereignis entschädigen. Da eine Aluminiumhütte (Elektrolyse) soviel an Strom verbraucht (200 MW) wie 100 000 Haushalte (durchschnittlich 2kW über 24h, wenn das nicht schon zu hoch ist) werden die privaten Verbraucher heftig zur Kasse gebeten.
Es wird auch über die Förderung des Neubaus von Gaskraftwerken und Kohlekraftwerken nachgedacht. Kraftwerke, die dann meist stillstehen. Ein Unsinn, denn überall sonst auf der Welt finanzieren sie sich zu Marktpreisen. Das wird dann der Steuerzahler bezahlen und zwar der private, denn eine Erhöhung der Unternehmenssteuern hätte einen ähnlich negativen Effekt wie teurer Strom.
Dass der Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt, haben die meisten jetzt kapiert. Woran wir noch üben müssen ist die Erkenntnis, dass Geld nicht aus dem Bankautomaten kommt... |