http://ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...urfurcht%20Europa/314714.html
Börsenausblick Konjunkturfurcht ergreift Europa von Elisabeth Atzler, Doris Grass, Mark Schrörs (Frankfurt) und Ning Wang (New York) Mit der zunehmenden Konjunkturskepsis auch in Europa drohen den Aktienmärkten weitere Verluste. Da Investoren derzeit hochgradig nervös sind, gehen Beobachter kaum von Aufholchancen aus.
Die Wachstumsrisiken für die Euro-Zone, die die Europäische Zentralbank (EZB) vergangene Woche betonte, drücken auch auf den Euro. Er dürfte erneut nachgeben - was durch fallende Börsen noch verstärkt wird. An den Rentenmärkten halten Experten Kursgewinne für wahrscheinlicher, wenngleich sie sich nicht ganz einig über die Entwicklung sind. Vom Treffen der sieben größten Industriestaaten (G7) am Wochenende in Tokio erhofft man wenig Anstöße für die Märkte.
Im Fokus steht nach den teils widersprüchlichen Konjunkturdaten weiterhin jedes Signal für die US-Wirtschaft. Ende vergangener Woche hatte die Präsidentin der regionalen Fed San Francisco, Janet Yellen, gesagt, sie sei "nicht sicher", ob eine Rezession vermieden werden könnte. Mit Spannung erwartet wird nun eine Anhörung von Notenbankchef Ben Bernanke am Donnerstag.
Vor dem Bankenausschuss des Senats wird er sich zur Wirtschaft und zur Lage an den Finanzmärkten äußern. Beobachter hoffen auf Einblicke, für wie wahrscheinlich die Fed eine Rezession hält, und Zeichen zum Zinskurs. Sie erwarten aggressive Zinsschritte. Ende Januar hatte die Fed den Satz binnen nur neun Tagen um 125 Basispunkte auf 3,0 Prozent gesenkt.
US-Konjunkturpaket verpufft
Damals waren die Aktienkurse vor allem in Europa eingebrochen. Nach einer leichten Erholung ging es vergangene Woche per saldo wieder abwärts - mit teils massiven Kursschwankungen. Auch die Verabschiedung des Konjunkturpakets von 168 Mrd. $ im US-Senat verpuffte am Freitag. Der Dax verlor auf Wochensicht 2,9 Prozent auf 6767,28 Punkte, der europäische Stoxx 4 Prozent. In den USA gab der S&P 4,6 Prozent nach. Der japanische Nikkei 225 fiel um 3,6 Prozent.
Die Vorsicht zeigt sich auch darin, dass Investoren auf schlechte Unternehmensnachrichten mit starken Verkäufen reagierten, auf gute Meldungen aber nur minimal. Deshalb dürften auch Zahlen von Konzernen wie Arcelor Mittal, Coca-Cola und Daimler den Börsen wenig helfen. Zwar verlaufe die Berichtssaison bisher nicht desaströs, so Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M. Warburg. Doch viele Firmen würden bei ihren Ausblicken vorsichtiger.
"Die Aktien- und Bondmärkte reagieren immer mehr, als ob wir uns schon in einer Rezession befinden", sagte Phil Roth, Chefmarktstratege bei Brokerhaus Miller Tabak. Er geht davon aus, dass das Konjunkturpaket aber zumindest kurzfristig eine weitere Abschwächung der US-Börsen dämpfen könnte, weil Amerikaner Geld oft gleich für Konsum ausgäben. "Die Stimmung hat sich deutlich eingetrübt - auf das Niveau von 2002", sagte Ernst Konrad, Leiter Fondsmanagement Aktien bei Bayern Invest. "Die Korrelation der Aktienmärkte weltweit hat zugenommen. Das ist typisch in einer Abwärtsphase."
Abwärts dürfte es auch für den Euro gehen, nachdem die EZB die Wachstumsgefahren betont und die Tür für Zinsschritte geöffnet hat - damit würde der Zinsvorsprung zum Dollar schmelzen. Binnen Wochenfrist fuhr die Einheitswährung mit rund 3 Cent den größten Wochenverlust seit Juni 2006 ein und fiel Freitag bis auf 1,4452 $. Nach Ansicht der Analysten von HSBC Trinkaus wird sie bald die nächste wichtige Unterstützungslinie bei 1,4308 $ testen. Auch Experten der DZ Bank rechnen "bei anhaltend hoher Volatilität mit erneut schwächeren Euro-Kursen".
Gespannt warten Marktakteure daher auf Daten für das BIP-Wachstum der Euro-Zone im vierten Quartal und den ZEW-Indikator für Januar am Dienstag. Volkswirte gehen davon aus, dass sich die Einschätzung zur aktuellen Konjunktursituation ebenso wie die Erwartungen noch einmal deutlich eingetrübt haben. Auch für das BIP rechnen Ökonomen mit einer starken Wachstumsverlangsamung.
Uneinigkeit bei den Rentenmärkten
Bei den Aussichten für die Rentenmärkten sind sich die Strategen uneins. Zwar veranlassten die EZB-Äußerungen einige Bankenvolkswirte dazu, die Leitzinsprognosen für 2008 zu senken. Und die Terminkontrakte am Geldmarkt implizieren nach Angaben der DZ-Bank-Experten zum Jahresende einen Leitzins von 3,25 Prozent. Dennoch bleibe der zuletzt angesichts starker Kursgewinne "teure" Anleihemarkt gut unterstützt, schrieben die Analysten der Raiffeisen Zentralbank Österreich.
"Die Rendite der zehnjährigen deutschen Benchmarkanleihe sehen wir gegen Jahresmitte bei 3,7 Prozent beziehungsweise bei 4,2 Prozent zum Jahresende." Am Freitag lag die Rendite bei 3,68 Prozent. Dagegen erwarten die HSBC-Analysten eine Seitwärtsbewegung bei Staatsanleihen. Die DZ Bank hält den Rentenmarkt sogar für so heißgelaufen, "dass zunächst eher mit einer Konsolidierung beim Bund-Future als mit neuen Kursspitzen gerechnet werden sollte". http://ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...urfurcht%20Europa/314714.html |