Sowas gabs ja immer schon, dass Ängste und Sorgen zu Wut führen. Wenn die Leute dann das Gefühl haben, dass sie nicht verstanden werden, grenzen sie sich gegen links oder den Staat ab. So weit waren wir auch früher schon.
Und die Linken müssen sich heutzutage natürlich fragen, ob sie abgehängte Bürger, die aus sozialen oder bildungsfrenen Schichten stammen, nicht mehr mitnehmen. Die Linke kommt heut sehr elitär rüber. Man macht sich über besorgte Bürger oft nur lustig, sei es wegen Rechtschreibung oder anderen dummen Aussagen. Früher hat man diese Schichten, gerade aus der klassischen Arbeiterschicht durch Gewerkschaftsarbeit oder Parteipolitik an der Basis noch mitgenommen und daher von Rechts weggeholt. Denn das ist ein sehr schmaler Grat.
ABER ... Ich habe kein Verständnis für gut ausgebildete Leute, die diese Wut dann mit Propaganda schüren. Auch das gabs früher schon, aber heute durch die sozialen Netzwerke noch einfacher. Man kann dann den oben genannten Menschen vorlügen, es gäbe eine "Staatspropaganda" und ein "System", dass Meinungsfreiheit verhindern würde. Wenn man das dann noch mit teils antisemitische Verschwörungstheorien (hinsichtlich Finanzsystem) oder Hass auf Gender/Feminismus verbindet und eine eine gewaltige Brise Vorurteile gegen insbesondere südländischen Ausländern dazu gibt, entsteht eine Art Parallelgesellschaft, ab der es schwer ist, diese Menschen noch zu erreichen, da sie sich ja in ihrer Blase nur noch den Informationen zuwenden, die sie ohnehin teilen. Und so wird das immer mehr im Kopf verankert. Man kommt dann nicht mehr aus dieser Denkweise raus. Daher auch diese Polarisierung in der Gesellschaft. Wenn man ständig nur meint, Merkel wäre fremdgesteuert oder wolle "Deutschland umvolken", geht man halt auf die AFD-Hetze ein. Und alles was ARD/ZDF senden, ist für sie dann nur noch Propaganda, ohne es sich überhaupt noch anzuhören oder verstehen zu wollen. ... Aber wie gesagt, man muss da unterscheiden. Wer aus sozialen Ängsten AFD wählt, den kann die Linke oder die liberalen Parteien ja durchaus noch erreichen, wenn sie die Ungleichgewichte in der Gesellschaft bekämpft und wieder soziale Politik macht. Aber wieso man deshalb nationalistisch/völkisch denken muss, ist mir nicht klar. Und solche Leute werden ja übrigens meist nicht von ostdeutschen, sozial benachteiligten Leuten propagandistisch unterstützt, sondern da kommen da gut situierte Westdeutsche oder aus allen Teilen Europas und gießen mit ihrem völkischen Nationalismus noch Öl ins Feuer. Der Gauland sitzt im schicksten Potsdamer Stadtviertel, hat kaum mal einen Ausländer gesehen, geschweige Hunger und Tod, aber tut so als müsste er die deutsche Identität verteidigen. Solche Leute verführen heute wieder mit ihrer Propaganda die Bürger. ----------- the harder we fight the higher the wall |