es bezahlten meist die (unverheirateten und Haus-) Frauen der Familie. Nicht immer gab es im Gegenzug Erbanteile, Wohnrechte etc. dafür, die Verpflichtung der Generationen gegeneinander musste reichen. Heute wird oft das Erbe verbraten für Pflegedienste und Medizin, auch weil die Erben der über 80jährigen meist selbst schon in den 60ern sind und die jüngeren in den Familien vom Erbe wenig haben. Die Erbmassen und Vermögen zirkulieren zwischen alten Leuten, sie bewohen in erheblicher Zahl alleine große Häuser, von den hohen Pflegeversicherungsbeiträgen der Babyboomer profitieren sie und können sich bezahlte Pflege oft auch leisten.
Für jüngere Familienangehörige ist die Pflege als Pflicht dadurch oft ohne Gegenleistung und durch die Mobilität extrem aufwendig: viele müssten in den Heimatort umziehen und beruflich extrem zurücksetzen - das ist schon wegen der Kinder und im Doppelverdiener-Familienmodell für Frauen und Männer praktisch unzumutbar Sie können de Pflege nur organisieren und mit den Alten in Kontakt stehen, besuchen, oder sie zu sich nehmen. Wobei die Größe deutscher Wohnungen selbst dann oft nur eine Unterbringung im Heim zulässt, und es verliert der Alte seine Umgebung, sein Haus, seine Stadt - auch schwierig.
Das alles hat wenig damit zu tun, dass die Alten nur ein "zu akzeptierendes Übel" wären. Die gesamte Familienstruktur und Arbeitsteilung der Geschlechter und Generationen hat sich weiträumig verändert. Ob man Pflege durch Vereine auf Gegenseitigkeit oder durch Wohlfahrtsorganisationen und gewerblich besser organisiert, sei mal dahingestellt. Das hängt auch daran, wie kulturell homogen eine Gesellschaft ist wie etwa Japan.
Eine "schlechte Demographie" stammt jedenfalls weniger aus dem Umgang mit den Alten, sondern mit den Jungen. Familiengründung ist durch lange Bildungszeiten, Doppelverdienerkultur, viel späteres Erbe und geringe Unterstützungsmöglichkeiten durch Alte, hohe Mobilität und Berufsorienierung, Umverteilung auch zu den vermögenden Alten hin, Isolation der Kernfamilie und oft schlechte Unterstützung durch Kitas oder Hort erschwert.
Ob man an diesen Lebensverhältnissen nun unbedingt den "Umweltschutz durch geringen Nachwuchs", "entvölkerte Landstriche" und "die Vorteile einer kleineren Volkswirtschaft" feiern muss? Ich weiß nicht... vielleicht haben in Deutschland die Alten zu viel Vermögen und strukturell konservative Macht? Sie verfügen mit der CDU immerhin quasi über eine eigene Partei, die auch die Kohlsche Wiedervereinigung in ihrem Sinn gestaltete. In Japan jedenfalls führt der traditionelle Altenkult durchaus dazu, dass das ganze Land nicht gut vorankommt. |