1&1 greift Blackberry an
Zielgruppe kleine und mittelständische Unternehmen» Neue Bewegung im boomenden Segment der mobilen E-Mails. Der Internetprovider 1&1 wird Ende November einen eigenen professionellen Push-E-Mailservice nach dem Vorbild des erfolgreichen Blackberry-Dienstes von RIM starten. Zudem wird 1&1 mit einem Flatrate-Tarif in den Mobilfunkmarkt einsteigen. Anfang 2008 soll der E-Mail-Dienst dann sogar in der Höhle des Blackberry, den USA, eingeführt werden.
Für zusammen rund 15 Euro monatlich will die Tochter von United Internet aus Montabaur nach Informationen des Handelsblatts ein E-Mailkonto mit der Online-Groupware MailXchange, die Echtzeitsynchronisation mit Microsoft Outlook einschließlich Terminen, Aufgaben und Kontakten und eine Datenflatrate anbieten. Derzeit hat das Unternehmen, das mit der Vermarktung von DSL-Anschlüssen und E-Mail („Web.de“) groß geworden ist, einen wenig erfolgreichen Push-E-Maildienst namens „Pocket Web“ im Programm. Bei diesem „Volksberry“ fehlt jegliche automatische Push-Anbindung an Outlook (es jedoch eine Synchronisation mit den Terminen und Kontakten aus Outlook möglich) und der Käufer kann nicht sein eigenes Telefon verwenden, sondern muss ein spezielles Endgerät von 1&1 und einen Web-Maildienst aus dem United Internet-Verbund nutzen.
Das wird jetzt anders. Allerdings wird beim neuen 1&1-Mobilfunktarif das surfen im Internet auf die langsamen Verbindungen GPRS oder EDGE beschränkt sein, so wie beim kommenden iPhone der Telekom. Das schnelle UMTS wollte der deutsche 1&1-Netzpartner Vodafone offenbar für diesen Tarif nicht rausrücken. Auch die Nutzung mit einem Laptop wird angeblich unterbunden werden. Eine Minute Gespräch in andere Netze soll im Basispaket 29 Cents kosten.
Zum Start werden zwei subventionierte Smartphones von HTC (S710) und Motorola (Q9) angeboten werden, heißt es. Noch lässt sich der Push-Dienst nur mit Windows Mobile nutzen, so Unternehmenskreisen. An einer Symbian-Version (Nokia) werde noch mit Hochdruck gearbeitet.
Den Push-E-Maildienst alleine als Konkurrenz zu Blackberry oder dem weit verbreiteten Microsoft Exchange soll es auch ohne Mobilfunkvertrag geben zur Nutzung mit vorhandenen Mobilfunkverträgen, dann wohl auch mit UMTS.
1&1 ist allerdings bei weitem nicht der erste, der am Erfolg von Blackberry teilhaben will. Schwergewichte wie Nokia, Vodafone oder Motorola sind bereits tätig, Google oder Yahoo haben Angebote, die der Push-E-Mail sehr nahe kommen. Mobile E-Mail gilt als absolutes Wachstumssegment, Blackberry hat nach eigenen Angaben über elf Millionen mobile E-Mailkonten unter Vertrag und beherrscht damit rund 80 Prozent des Marktes. Die Technologieberater von IDC erwarten, dass bis 2011 alleine der Geschäftskunden-Markt für spezialisierte E-Mail-Telefone mit einer jährlichen Wachstumsrate von 54 Prozent auf dann 84 Millionen Stück anwachsen wird. Der Push-Dienst baut auf die webbasierte Lösung MailXchange zur E-Mail-, Dokumenten-, Termin- und Adressverwaltung auf, die 1&1 Anfang des Jahres als Konkurrenz zu den Büropaketen Google Apps Professional Edition, zu Microsoft Exchange oder Microsofts Web-Service Office Live Premium gestartet hat. Beide US-Unternehmen drängen seit gut einem Jahr massiv in den Bereich Webhosting, also der Verwaltung von kompletten Internetauftritten und Anwendungen vornehmlich für Geschäftskunden.
Das war bislang eine Domäne von Firmen wie 1&1, Strato oder Godaddy in den USA. Doch der Markt befindet sich in einem dramatischen Wandel. War Webhosting früher schlicht die Bereitstellung eines Internet-Rechners mit Speicherplatz, mutiert es immer mehr zum Gesamtpaket aus webbasierter Anwendungssoftware, Webspace und mobiler Kommunikation. Wie andere Altanbieter aus dem Hostingsektor droht 1&1 hier den Anschluss an die aggressiven Neulinge und damit Kunden zu verlieren. Jetzt kann 1&1 dagegenhalten und selber ein Gesamtpaket anbieten, vom Webspeicherplatz über einen gehosteten E-Mail- und Groupware-Service bis zu einem DSL-Anschluss fürs Büro und die Push-E-Mail mit Mobilfunkvertrag.
Wie wichtig Webhosting für 1&1 ist, zeigte gerade erst der jüngste Quartalsabschluss bei der Mutter United Internet. Der Wachstumstreiber sei ganz klar das Webhosting-Auslandsgeschäft gewesen, hieß es bei der Vorlag der Ergebnisse. Die Zahl der kostenpflichtigen Verträge im Vergleich zum Vorjahr stieg im zweiten Quartal um über 400.000 auf 1,47 Millionen. Insgesamt hatte United Internet Ende Juni 2007 rund 3,1 Millionen Webhostingkunden unter Vertrag. Der 2006 noch dominierende Verkauf von DSL-Anschlüssen war dagegen deutlich eingebrochen.
Wieviele Kunden sich seit Anfang 2007 für MailXchange-Konten entschieden haben, war aus dem Unternehmen nicht zu erfahren. Einiges deutet aber darauf hin, dass sich der Web-Anbieter noch anstrengen muss, um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Bis zu einer Millionen MailXchange-Konten sollten bis Jahresende eingerichtet sein. Jetzt werden nach Handelsblatt-Informationen aber erst einmal die Preise kräftig gesenkt. Die bisherige „Premium-Variante“ für bis zu 299 Euro im Monat (bei 100 Firmen-E-Mailkonten) soll ersatzlos gestrichen werden. Alle Leistungen wie die unverzichtbare Outlook-Einbindung werden in die Basisversion eingebunden werden. Damit sinkt der Preis für die Maximalausstattung von 299 auf 199 Euro monatlich.
Der Preisvorteil gegenüber Wartung und Betrieb eines eigenen E-Mailservers im Unternehmen ist einer der wichtigsten Gründe für webbasierte E-Mail- und Büroanwendungen wie die von Google, Microsoft oder 1&1.
Und auch innerhalb der gehosteten Angebote werden die Unterschiede immer größer. Ein Konto (eine E-Mailadresse) unter MailXchange kostet bei 1&1 momentan 4,95 Euro monatlich. Für ein entsprechendes Microsoft Exchange E-Mail-Konto berechnet 1&1 dagegen fast 10 Euro im Monat.
[05.11.2007] Axel Postinett Alle Rechte vorbehalten.
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