Der Anstieg des BIP in Österreich ist durch die EU jährlich um mehr als 1% höher ausgefallen, als vordem. Gleichzeitig ist die Inflation deutlich gesunken - schau dir mal die Inflation in den 90igern an, da waren Raten von 7-10% pro Jahr keine Seltenheit (klar kann man sich da leicht Lohnsteigerungen von 6% gut leisten! Und der Staat verdient fleißig an der kalten Progression mit...). Einen Schatten dieser Inflationsraten sieht man ja aktuelle immer noch, da Österreich neben Belgien innerhalb der Euro-Staaten die höchste Inflation aufweist. Nicht auszudenken, wie es in Österreich ausschauen würde, wäre es nicht in der EU dabei...
Was die Rolle Deutschlands angeht: Machen sie was, dann wird das als Großmachtgehabe dargestellt. Machen sie nichts, dann sind sie untätig. Kurz gesagt: Egal, was sie tun, es wird immer wen geben, der sich darüber aufpudelt - das Schicksal der Erfolgreichen. Und der Einfluss der Wirtschaft Deutschlands auf die österreichische ist unabhängig von einer EU Zugehörigkeit riesig.
Dass die EU einen solch schlechten Ruf hat, liegt nur zu einem relativ kleinen Teil bei der EU selbst. Es ist doch so, dass nationale Politiker Erfolge als national motiviert darstellen, derweil man bei Misserfolgen ja nichts machen konnte, "weil die EU schuld sei". Die EU ist der perfekte Sündenbock für fast alles... So wird es jedenfalls nicht selten in der Presse ventiliert. Aber gerade in Österreich kann man vieles davon leicht wiederlegen.
Die ziemlich miese aktuelle Wirtschaftslage mit steigenden Arbeitslosenzahlen ist eindeutig hausgemacht, denn im größten restlichen Teil der EU sinken die Arbeitslosenzahlen.
Auch in der Flüchtlingspolitik hat nicht die EU versagt - die hat in der Vergangenheit immer wieder auf einem nachvollziehbaren Aufteilungsschlüssel bestanden. Hier schlagen einige osteuropäische Staaten auf Kosten der anderen politisches Kleingeld und Verhindern Beschlüsse oder deren aktive Umsetzung.
Und dass Österreich viel weniger als die angestrebten 3% des BIP in F&E investieren, um die Wirtschaft wieder fit zu machen, liegt einerseits an einer Bildungsgewerkschaft, deren Pfründeverteidigung legendär ist und andererseits an der offensichtlich nicht vorhandenen Einsicht der Politik, dass man langfristig nur über die Bildung ein zukunftsfähiges System erhalten kann. Kennedy hat mal sinngemäß gesagt: nur eines ist teurer als ein gutes Bildungssystem: kein gutes Bildungssystem! Schaut man sich dabei den Kleinkrieg zwischen SPÖ und ÖVP an, kann einem nur Angst und Bange um die Zukunft Österreichs werden. Gleichzeitig (und das ist der Überdrüber), lässt Österreich aufgrund ausufernder bürokratischer nationaler(!!!) Apparate gerade im F&E-Bereich Mio an Euros in Brüssel liegen.
Alles in allem, kann ich nicht erkennen, wieso es Österreich ohne EU besser gehen sollte.
Um auch das klar zu stellen: ich denke, dass es genug Baustellen in der EU zu bearbeiten gibt. Es ist sicher auch einiges im Argen dort. Die Situation hat sich durch den aufkeimenden Nationalismus (z.B. in den Staaten, die ich in meinem letzten Post nannte) allerdings eher noch verschlechtert, weil man nicht daran geht, die Baustellen zu beheben und zu reduzieren, sondern eher aktuell neue aufreißt.
Ich warte echt darauf, dass Thüringen einen neuen Grenzzaun Richtung Bayern fordert...
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