...fehlt immer noch und so richtig machen kann ich auch keinen. Ich bewundere die Banken, die immer alles zu wissen glauben. Ich finde es diesmal extrem schwierig - im Gegensatz zum letzten Jahr. Ich habe in den letzten Tagen die Ausblicke aller großen Banken gelesen und ehrlich gesagt war das wenig hilfreich. Konsens ist, dass es 2023 in Europa eine mehr oder weniger starke Rezession geben wird; in den USA wird sie - wenn überhaupt - mild ausfallen. Diese Aussage ist kein Wunder denn die meisten Großbanken haben ihren Sitz nunmal in den USA. Andererseits habe ich den Eindruck, dass die FED immer noch restriktiver als die EZB ist und dass das höhere Zinsniveau in den USA doch noch zuschlagen kann. Weiterer Konsens ist, dass die Inflation fällt. Eine einfache Aussage. Interessant mal wieder Albert Edwards von der SogGen, den ich sehr schätze. Er kann sich vorstellen, dass wir Richtung Deflation driften, die FED irgendwann das Inflationsziel auf 3% erhöht. Was natürlich herrlich für die Aktienmärkte wäre. Aber in dem Falle käme dann der Boomerang später (20245/25) mit einem weiteren Inflationspeak. Aber für dieses Jahr würde das eine grüne Ampel von der Zinspolitik her bedeuten. Interessant sind auch die Aussagen der Citibank. Zum einen die Aussage, dass der Markt vorangeht und die Wirtschaft folgt. Wenn man die jetzige Marktrichtung nimmt würde das bedeuten, dass die Inflation fallen wird und es keine Rezession geben wird. Die Citibank schreibt aber auch, dass noch kein Bärenmarkt geendet hat bevor die Rezession überhaupt erst begonnen hat. D.h. auch die US-Großbank ist sich keinesfalls sicher wo die Reise hingeht. Aber ein Hinweis der Citibank kommt noch. Dass die FED nach mehreren schwachen Arbeitsmarktdaten die Zinsen senkt und dies der Wendepunkt des Marktes sein wird. Vielen gemeinsam ist, dass der gesehene Zinsanstieg positiv für die Bondsmärkte ist, die ja in 2022 massiv eingebrochen sind. Bonds sind jetzt eine Alternative und das ist weniger gut für Aktien. Die europäischen Banken sehen die Lage differnzierter. UBS weist auf die geopolitischen Risiken hin, die natürlich hier in Europa stärker sind als in den USA. BNP weist darauf hin, dass die vielen Unterstützungs- und Ausgabenprogramme der Regierungen die EZB-Politik determinieren. Das stimmt wohl auch. Und vielleicht wird die Rezession deshalb doch nicht so schlimm. Mit Sorgen betrachten einige, dass die Globalisierung zurückgedreht wird. Das ist auf der einen Seite mit Investitionen verbunden, auf der anderen Seite mittel- bis langfristig preistreibend. Ähnlich m.E. die Auswirkungen einer neuen Klimapolitik hin zu erneuerbaren Energien. Was macht man daraus? Ich persönlich werde versuchen pragmatisch zu handeln. Je nach Nachrichtenlage. Der momentane Anstieg der Märkte hat m.E. mehrere Gründe. Saisonalität, Hoffnung, dass die Rezession mild ausfallen wird, sinkende Inflationsrate und fehlende wichtige Wirtschaftsdaten. Diese Ruhepause wird bald vorbei sein, aber wahrscheinlich wird man noch eine zeitlang bessere Inflationsdaten, die m.E. sicherlich kommen werden , noch feiern. Irgendwann wird sich der Schwung nach unten verlangsamen und dann kommt es auf andere Daten an.Die Kernrate, die Arbeitsmarktdaten, Wachstum. Schon bald kommen Unternehmenszahlen. Wird man schlechte Zahlen und damit verbundene Downgrades ignorieren? Wir haben ja durchaus recht viele zyklische Aktien, die zuletzt nahe 50% und mehr zugelegt haben. Siehe Adidas, Zalando, aber auch Siemens. Kann die Reise weitergehen wenn die Zahlen enttäuschen? Es gilt die Reaktion des Marktes genau zu beobachten und ggfs. zu reagieren. Ich persönlich fahre momentan weiter eine Value-Strategie. Defensive Aktien mit guter Dividende sind bei mir weiter bevorzugt. Im Gegenzug wird schon länger kaum noch geshortet. Ja, vielleicht ist dieses Jahr die Charttechnik sogar für mich wichtiger als Fundamentals. Momentan also in der Summe Long mit gebremstem Schaum. Jetzt an der 14.900 sollte es eigentlich mal korrigieren, aber Einzelwerte wie die Deutsche Telekom oder Bayer brechen gerade erst nach oben aus. Telekom erstmals seit 20 Jahren wieder über 20. Und die Amerikaner könnten auch ein wenig nachholen wollen. Deshalb traue ich mich nicht richtig zu shorten und warte lieber auf ein Signal.
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