Bosse stehen noch zu Frontzeck
Beim VfB Stuttgart musste Christian Gross gehen, die Kölner schickten jüngst Zvonimir Soldo weg. Wo findet die nächste Trainerentlassung statt? Meist hilft ein Blick auf die Tabelle und hier findet sich bei Schlusslicht Borussia Mönchengladbach mit Michael Frontzeck ein geeigneter Anwärter. Sechs Punkte, 30 (!) Gegentore und acht sieglose Ligaspiele in Serie. Normalerweise reicht das für den branchenüblichen Reflex aus - nicht so in Mönchengladbach. Noch stehen die Bosse zum Coach.
Den Montag nutzte Michael Frontzeck zum Durchschnaufen. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach gab seinen Profis trotz der prekären Lage an Allerheiligen trainingsfrei und hatte etwas Zeit, sich nach dem 0:3 beim 1. FC Kaiserslautern und dem Sturz ans Tabellenende für schwere Zeiten zu wappnen. Nach Sportdirektor Max Eberl bekannte sich auch Vizepräsident Rainer Bonhof zu Frontzeck, ließ sich aber ein Hintertürchen offen. "Solange ich das Gefühl habe, dass wir einen Trainer haben, der die Mannschaft erreicht, gibt es bei uns keine Zweifel. Dann bleibt alles so wie es ist", sagte der Weltmeister von 1974 und suchte die Schuld lieber bei anderen: "Die Spieler machen die Fehler, nicht der Trainer."
Dass Frontzeck (Vertrag bis 2013) so viel Rückendeckung genießt, überrascht auf den ersten Blick. "Wir wissen, dass es jetzt ungemütlich wird", sagt Eberl. Und doch will man die "Ruhe bewahren". Auch in der Trainerfrage. Anders als früher bei der Borussia versucht der Traditionsklub unter der sportlichen Führung von Eberl und Vizepräsident Rainer Bonhof das Konzept der Kontinuität, speziell auf dem Trainerposten, eisern durchzuziehen.
„ Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass ich im März immer noch Trainer bin, wenn wir dann weiterhin nur sechs Punkte haben. “ Michael Frontzeck
Sie glauben an Frontzecks Arbeit. Weil es der Mannschaft nicht an der Einstellung mangelt. Weil Frontzeck die Klub-Philosophie zu einhundert Prozent mitträgt, den Bossen nicht ständig mit Rufen nach Neuverpflichtungen in den Ohren liegt und auf junge Spieler setzt. Weil Frontzeck trotz der enormen Drucksituation Souveränität in der Öffentlichkeit ausstrahlt und mit der Denkpause für den wackligen Torhüter Logan Bailly und der Kurz-Suspendierung von Raul Bobadilla nach dessen Disziplinlosigkeit im Pokalspiel gegen Leverkusen intern eine konsequente Linie verfolgte. Vor allem aber, weil der Trainer für die Personalnot, den Hauptgrund des Absturzes, nicht verantwortlich gemacht werden kann. "Personell sind wir am Limit", sagt Eberl. Frontzeck, der gegen den FC Bayern zusätzlich auf Marx (Gelbsperre) und weiter auf Brouwers (Meniskus) verzichten muss, rechnet vor: "Uns fehlten oder fehlen sechs bis neun Spieler. Gerade die Viererkette musste ständig umgebaut werden." Am Samstag muss erneut eine Notelf ran.
Und so groß der Wunsch der Verantwortlichen auch ist, mit Frontzeck die Wende zu schaffen - bleiben die Erfolgs-Ergebnisse weiter aus, werden wohl auch in Gladbach wieder die üblichen Mechanismen greifen und das Programm der kommenden Wochen sieht nicht nur die Partie gegen die Bayern vor. Es folgt das Auswärtsspiel beim wiedererstarkten Erzrivalen 1. FC Köln sowie die Partien gegen die Spitzenteams FSV Mainz 05 und Borussia Dortmund. |